Dreschen unterm Nussbaum

Dörrenbach. Ein Bauernhaus aus dem Jahre 1825, eine betagte Scheune, alte Traktoren, gestapeltes Holz und ein riesiger Schatten spendender Nussbaum. Das Anwesen von Helmut und Heike Jung in Dörrenbach strahlt noch heute das Flair des traditionellen Bauernhofes aus

Dörrenbach. Ein Bauernhaus aus dem Jahre 1825, eine betagte Scheune, alte Traktoren, gestapeltes Holz und ein riesiger Schatten spendender Nussbaum. Das Anwesen von Helmut und Heike Jung in Dörrenbach strahlt noch heute das Flair des traditionellen Bauernhofes aus. Fast nichts lässt durchblicken, dass die modernen bäuerlichen Zeiten mit Monokultur, Gentechnik und Automatisierung schon lange angebrochen sind - sieht man einmal von dem auf der Wiese stehenden Mähdrescher ab. Ihm schenkten die Besucher des Dreschfestes deshalb nur wenig Beachtung. Mehr interessierten sie sich für die aus dem Jahre 1939 stammende Dreschmaschine der Firma Köbel & Böhm. Ein Niederkircher Landwirt hatte sie einst bei Landmaschinen Klein in der St. Wendeler Gymnasialstraße gekauft. "Ich habe sie geschenkt bekommen und sie ist voll funktionstüchtig", erzählte Helmut Jung. Die Maschine bedeutete damals ein enormer Fortschritt gegenüber dem Dreschflegeln, mit denen sich die Bauern abmühten. Maschine spuckt StrohImmer umstand eine große Schar von Besuchern das alte Gerät, wenn es in Gang gesetzt wurde. Die Energie lieferte ein Deutz-Traktor über einen Treibriemen. Geradezu gemütlich verarbeitete der Drescher den geernteten Hafer, der dem Nebenerwerbslandwirt in Garbenbünden vom Leiterwagen herübergereicht wurde. Während die Körner langsam den Sack füllten, spuckte die Maschine auf der anderen Seite das Haferstroh aus, das als Streu im Pferdestall verwendet wird. Ein weiterer Helfer gab das Stroh mit der Heugabel in die "Bautz"-Niederdruckpresse aus dem Jahre 1962. Greifarme fügten es dort zu dicken Bündeln zusammen. Alle paar Minuten verließ ein Strohballen das geräuschvoll arbeitende Gerät. Die Kinder freuten sich über ihre kleine Strohburg und hüpften lachend auf ihr herum. Ebenso fast in Vergessenheit geraten ist das Pflügen mit Pferden. Helmut Jung zeigte es den Besuchern auf einem Feld unweit seines Hofes. Den Jungen und Mädchen machte es Spaß, aus Heu Hasen und Drachen zusammenzubinden oder mit Plakatfarben Kieselsteine zu bemalen. Wer das nicht wollte, konnte auf der Kutsche herumturnen oder über die Wiese tollen. Der zwölfjährige Fabian aus Steinbach fand das Dreschfest faszinierend. Er kommt selbst von einem Bauernhof und hilft seinem Vater, wie er versicherte, oft in der Landwirtschaft. "Eine so alte Dreschmaschine wie die hier haben wir aber nicht", meinte der Junge. Während die Ostertaler Blasmusik machten, buken die Dörrenbacher Feuerwehrmänner in alten Pfannen Speckwaffeln. Am Samstag wurde in einer mobilen Backstube aus Niederkirchen der Ofen angeworfen. Von Zeit zu Zeit kam herrlich duftendes Bauernbrot zum Vorschein, ganz wie in früheren Zeiten. "Die vielen Besucher zeigen mir, wieviel Respekt die Menschen vor der einstigen bäuerlichen Arbeit haben", sagte Helmut Jung, der im Hauptberuf Kraftfahrer ist. Nebenher bewirtschaftet der 51-Jährige derzeit 20 Morgen Land mit Hafer, Roggen, Dinkel, Weizen und Kartoffeln. In zwei Jahren will er wegen der großen Resonanz wieder zu einem Dreschfest einladen. gtr

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