Kreistag St. Wendel Smartes Dorf und smarte Stadt

St. Wendel · Der St. Wendeler Kreistag will von zwei Förderprogrammen profitieren. Die Bewerbungsfrist wurde wegen der Corona-Pandemie nach hinten verschoben.

 Unser Archivbild zeigt Bernd Engel, der Kisten ins Dorfgemeinschaftshaus bringt. Das Projekt Smart Village in Remmesweiler ist gut angelaufen, es soll weitergehen.

Unser Archivbild zeigt Bernd Engel, der Kisten ins Dorfgemeinschaftshaus bringt. Das Projekt Smart Village in Remmesweiler ist gut angelaufen, es soll weitergehen.

Foto: Evelyn Schneider

Smart Village und Smart Cities – zwei ähnliche Begriffe, hinter denen sich unterschiedliche Programme verstecken. Von beiden Programmen will der Landkreis St. Wendel profitieren. Das entschied der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung (wir berichteten).

Zunächst einmal ging es um das Smart Village. Seit Mai 2018 wird dieser regionale Online-Handel mit Frische-Produkten in Remmesweiler erprobt – und das mithilfe von Fördermitteln aus dem Bundesmodellvorhaben Land(auf)schwung. In der ersten Testphase lag der Schwerpunkt auf den Dorfcoaches und lokalen Händlern, die gewonnen werden mussten. Außerdem wurde die Online-Plattform aufgebaut. Seit Juli 2109 ging es in der zweiten Testphase darum, Logistik-Lösungen zu finden. Denn das Paketaufkommen sei stark angestiegen, sagte Landrat Udo Recktenwald (CDU) in der Kreistagssitzung.

Nun hat der Landkreis für eine dritte Testphase einen Antrag beim Verbraucherschutzministerium des Saarlandes gestellt. Mit einem entsprechenden Zuschuss soll der Aufbau der digitalen Nahversorgungs-Plattform abgeschlossen werden. Wenn diese Förderung im Sommer 2021 ausläuft, soll das Projekt marktfähig sein. Das heißt, es soll ohne öffentliche Förderung existieren können. Denkbar sei auch, so Uwe Luther, der Projektkoordinator vonseiten des Landkreises, dass jeder Kunde für die Auslieferung einen kleinen Betrag zahlen soll.

Das Projekt sei gut angelaufen, freut sich Luther. Aktuell seien sechs Dörfer mit von der Partie, bis zu zehn könnten mitmachen. Pro Ort, so stellt er sich vor, sollte es zwei Dorfcoaches geben. Auch die Händlerzahl steige stetig. Ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen bis zu 30 Händler in das Konzept integrieren.“ Damit dies alles gelingt, soll die Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land mit der regionalen Projektsteuerung beauftragt werden. Kostenpunkt: 178 381 Euro. Der Kreistag stimmte der Vergabe mit einer Gegenstimme der AfD zu. Zuvor hatte deren Kreistagsmitglied Edgar Huber ausführlich gegen das Projekt gesprochen. Er nannte es unter anderem einen „Flickenteppich“. Obwohl ihn Landrat Recktenwald und andere Kreistags-Kollegen darauf hingewiesen hatten, dass er zum falschen Tagesordnungspunkt redete, war er nicht zu bremsen. Denn Huber war seiner Zeit voraus und bereits bei Punkt 18; abgestimmt wurde aber erst über Punkt 13.

Die Verwechslung kam nicht von ungefähr, ging es doch bei beiden Punkten um „smarte“ Angelegenheiten. Smart Village war nun abgehandelt, bei Punkt 18 ging es um das Modellprojekt Smart Cities. Der Landkreis St. Wendel bewerbe sich für das Förderprogramm des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat, um der Landflucht entgegen zu wirken, so Luther. Immer mehr junge, gut ausgebildete Menschen verlassen den ländlichen Raum. „Und davon bleibt auch der Landkreis St. Wendel nicht ganz verschont.“ Daher gelte es, Wettbewerbsnachteile gegenüber Ballungsgebieten auszugleichen. Dazu Luther: „Wir brauchen eine Digital-Strategie.“ Und dieses Thema passe genau in das Projekt Smart Cities. Dieses fördere in fünf Staffeln insgesamt 50 Projekt mit einem Gesamtvolumen von 750 Millionen Euro. Jedes Projekt könne mit bis zu 15 Millionen Euro unterstützt werden. Der Eigenanteil St. Wendels liege bei etwa 175 000 Euro. Wer in der ersten Staffel gefördert wird, das ist bereits entschieden. Zwar hatte sich hier schon der Landkreis St. Wendel beworben, kam aber nicht zum Zuge. Nun soll es gemeinsam mit allen Gemeinden des Landkreises einen zweiten Anlauf geben. Unter dem Motto „Gemeinwohl und Netzwerkstadt/Stadtnetzwerk“.

Mit vier Leitprojekten bewirbt sich der Landkreis. Da wäre zum einen die digitale Nahversorgung, die Weiterentwicklung des Smart Village Remmesweiler. Zweites Leitprojekt ist der Digitale Null-Emissions-Landkreis. Dieser beinhaltet unter anderem die E-Mobilität als Ergänzung des Öffentlichen Personennahverkehrs. E-Government nennt sich das dritte Leitprojekt. Dahinter verbergen sich unter anderem das virtuelle Rathaus und ein regionales Rechenzentrum. Das vierte Leitprojekt läuft unter dem Stichwort „Digitale Partizipation“. Es geht um eine digitale Lernplattform, um Telemedizin, Medienkompetenzangebote und eine entsprechende Vereins-Software.

Eigentlich sollte es im März interne und öffentliche Workshops geben. Doch dann kam Corona. So ganz alleine handeln muss die Kreisverwaltung aber nicht. Denn es läuft eine Online-Befragung. Innerhalb der ersten Woche haben mehr als 300 Menschen teilgenommen. Und auch der Bewerbungsschluss wurde der aktuellen Situation angepasst und vom 20. April auf 20. Mai verlegt.

Weitere Infos gibt es auf der Webseite www.surveymonkey.de/r/XBDB5R5

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