Die heiligen Männer von Urweiler

Urweiler. Draußen brach schon die Dämmerung herein, als sich das Haus von Rudi und Gisela Schneider in der Metz in Urweiler mit immer mehr Menschen füllte. Jedes Jahr am 5. Dezember kommen nämlich hier die Nikoläuse, Ruprechte und Engel zusammen, um sich in ihre Gewänder zu werfen und sich von hier aus auf eine lange Besuchstour zu den Kindern in Stadt und Land zu machen

 In Urweiler bereiteten sich die Nikoläuse auf ihren Weg zu den Kindern vor.Foto: atb

In Urweiler bereiteten sich die Nikoläuse auf ihren Weg zu den Kindern vor.Foto: atb

Urweiler. Draußen brach schon die Dämmerung herein, als sich das Haus von Rudi und Gisela Schneider in der Metz in Urweiler mit immer mehr Menschen füllte. Jedes Jahr am 5. Dezember kommen nämlich hier die Nikoläuse, Ruprechte und Engel zusammen, um sich in ihre Gewänder zu werfen und sich von hier aus auf eine lange Besuchstour zu den Kindern in Stadt und Land zu machen. Für eine gute halbe Stunde herrschte in Schneiders Wohnung ein buntes Gewimmel von Messgewändern, Bischofsmützen, Bischofsstäben und Rauschebärten. Schwarze Gewänder und Reisigruten lagen für die Ruprechte bereit und himmlisch-weiße Kleidung für die Engel. Während die heiligen Bischöfe ihre Bärte anlegten und zwischendurch einen Blick in den Spiegel warfen, ob auch die Mitra gerade sitzt, schmierten sich die Ruprechteschwarze Fingerfarbe ins Gesicht. Drei "Goldene Bücher" lagen auf dem Tisch, aus dem in manchen Häusern die Sünden der Kleinen herausgelesen wurden. Eingeheftet war auch ein Gedicht, mit dem die Familien begrüßt wurden. "Ich bin der heilige Nikolaus, ich komm' herab vom Himmelshaus. Der Weg ist weit, der Wind ist kalt, und viele Jahre bin ich alt", begannen die Verse. Alois Maldener, Kunibert Jochem und Bernd Rederlechner waren dieses Jahr wieder in die Rolle des Nikolaus geschlüpft. Sie sind schon seit vielen Jahren dabei. Laura Eckert, Kathrin Maldener und Ines Jochem begleiteten die Bischöfe als Ruprechte, aber "ohne den Kindern Angst zu machen", wie eine von ihnen versicherte. Lena und Selina waren richtig stolz darauf, einmal Engel zu sein, wenn auch ohne Flüge. Mit drei Autos machten sich die Gruppen anschließend auf ihre Tour. In zehn Dörfern warteten die Kinder auf den Nikolaus. Die Gaben für die Kleinen waren von den Eltern vor die Haustüren gestellt worden. Die Nikoläuse füllten damit ihre Säcke, klingelten mit den Glöckchen und traten dann in die Wohnstuben. Am späten Abend gab es dann bei Schneiders ein Abschlusstreffen. Die Spenden der Eltern für die Nikolausbesuche beliefen sich auf 650 Euro. Der Betrag wird an Schwester Gisela nach Indien überwiesen (siehe Infobox). Die Urweiler Nikolausaktion ist rund 30 Jahre alt. Annemarie Marx, eine Frau der ersten Stunde, erzählte, wie sie entstanden ist: "Ich wurde damals in den Pfarrgemeinderat und in den Jugendausschuss gewählt. In einer Ausschusssitzung hatten die Jugendlichen die Idee, im Dorf den Nikolaus zu spielen." Anfangs waren sie nur in Urweiler unterwegs, aber schon bald auch in den umliegenden Orten. Die Spenden seien hauptsächlich in die Mission geflossen. "Wenn im Dorf eine bedürftige Familie bekannt war, wurde sie ebenfalls mit dem Geld unterstützt", erzählte Annemarie Marx, die die Aktion viele Jahre leitete. Sie nahm Nikolausbestellungen an, koordinierte die Besuchstermine und war immer am 5. Dezember Anlaufstelle für die Nikoläuse und ihr Gefolge. Später übernahmen Rudi und Gisela Schneider diese Aufgabe. gtr

HintergrundSchwester Gisela Häring arbeitet im Staat Tamil Nadu in Viralimalai im Süden Indiens. Dieses Gebiet ist ein ausgesprochen trockenes Land, wo die Menschen ohne künstliche Bewässerung nicht in der Lage sind, ihre Äcker zu kultivieren. Nur ein geringer Anteil der Dorfbevölkerung kann lesen und schreiben. Das Projekt "Ein Licht für Indien" fördert und schult besonders Kinder und Frauen, gewährt medizinische Hilfe, entwickelt handwerkliche Fähigkeiten der Menschen, gibt schulische Unterstützung und betreibt ein Sozialzentrum. Schwester Gisela Häring ist Krankenschwester und Lehrerin für Pflegeberufe. Bevor sie nach Indien ging, leitete sie die Krankenpflegeschule am Caritas-Krankenhaus in Lebach. gtr

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