Film Die gute Seele im Hause Marx

St. Wendel · Eine Dokumentation zeigt das Leben der St. Wendelerin Helena Demuth, Dienstmädchen von Karl Marx.

 Elfriede Demuth (von links), die Lenchen-Darstellerinen Iris Reinhardt Hassenzahl und Alice Hoffmann bei der Uraufführung der Dokumentation in St. Wendel.

Elfriede Demuth (von links), die Lenchen-Darstellerinen Iris Reinhardt Hassenzahl und Alice Hoffmann bei der Uraufführung der Dokumentation in St. Wendel.

Foto: Frank Faber

Das Dienstmädchen Helena „Lenchen“ Demuth hat hin und wieder den Vordenker des Kommunismus, Karl Marx, schachmatt gesetzt. Aber sie wusste auch, dass ihr oft mittelloser Brötchengeber den Sieg beim Brettspiel für sein Ego gebraucht hat. „Sonst iss er nidd so gut gelaunt“, sagt Alice Hoffmann in ihrer Rolle als die ältere Lenchen Demuth. Iris Reinhardt Hassenzahl verkörpert die jüngere. Regisseur Klaus Gietinger hat das Leben der St. Wendelerin Helena Demuth (1820 bis 1890) in einem 45 Minuten langen Doku-Drama nachgezeichnet.

Am Montag war die Uraufführung des Films „Lenchen Demuth und Karl Marx“ im voll besetzten Neuen Theater in St. Wendel. Heute läuft der Streifen ab 20.15 Uhr im SR-Fernsehen. Regisseur Gietinger meint, dass sie wohl das berühmteste Hausmädchen der Welt gewesen sei. „Sie hat Ordnung in den chaotischen Haushalt gebracht. Und die Geschichte, wie sie das mit dem Kind überstanden hat, sie muss eine unglaubliche Power gehabt haben“, so Gietinger.

Mit Doku-Spielszenen über Erzählungen und Dokumenten setzt er Lenchens bewegtes Leben auf der Leinwand eindrucksvoll in Szene. Gedreht wurde für die Spurensuche in Trier, St. Wendel, Saarbrücken, Brüssel und London. In ihrer Geburtsstadt St. Wendel, wo sie bettelarm aufgewachsen ist, belegen Heimatforscher Roland Geiger aus Alsfassen und Magdalena Grothusmann im Stadtarchiv, dass Lenchen zwar oft in der Schule gefehlt hat, aber trotzdem keine Analphabetin war. Wegen der Armut ihrer Eltern hat sie zu Hause ran müssen. Als 13-Jährige geht Helena Demuth nach Trier, wird Dienstmädchen für die Familie Marx, geht später mit ihr nach Paris, nach Köln, zurück nach Paris und dann schließlich ins Londoner Exil. Dort ist das Leben von bitterer Armut geprägt. Als Jenny Marx auf einer Reise unterwegs ist, wird Lenchen von Marx schwanger. Das Kind kommt zu einer Pflegemutter, später wird es als ihr Sohn Frederick Lewis Demuth dann in der Dokumentation wieder auftauchen.

Als Marx 1883 stirbt, organisiert sie fortan den Haushalt von Friedrich Engels und ordnet den Nachlass von Karl Marx. Im Jahr 1888 hat Lenchen ein letztes Mal St. Wendel besucht, zwei Jahre später stirbt sie in London und wird im Familiengrab von Karl Marx beigesetzt. Das mit 1893 auf dem Grabstein angegebene Todesjahr ist falsch.

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