Lernen von zu Hause Erst verspätet nach Hause geschickt

Birkenfeld · Der Präsenzbetrieb am Berufsförderungswerk wurde eingestellt. Die Rehabilitanden lernen nun im Home Office.

Nun wurde auch am Berufsförderungswerk (BfW) Birkenfeld der Unterricht ausgesetzt – aufgrund der Corona-Pandemie. Noch gestern war der Lehrbetrieb in Birkenfeld größtenteils normal weiter gelaufen, von einer Schließung nicht die Rede. Ein SZ-Leser hatte die Redaktion darauf aufmerksam gemacht. Inzwischen gibt es auch im Landkreis Birkenfeld als letztem Kreis in Rheinland-Pfalz einen Corona-Fall. Das BfW hat darauf reagiert: „Wir sind im Laufe des Dienstagnachmittags dazu übergegangen, die Rehabilitanden am BfW an ihren neuen Lehrort zu schicken, nach Hause“, erklärt Hans-Dieter Herter, Vorstand der Elisabeth-Stiftung des Deutschen Roten Kreuzes, zu der das Berufsförderungswerk gehört. Alle, die dort in Aus- und Weiterbildung sind, wurden also quasi ins Home-Office geschickt, eine Maßnahme, die Herter selbst befürwortet habe.

Der Präsenzbetrieb, der die persönliche Anwesenheit der Teilnehmer voraussetzt, sei am BfW damit nun eingestellt. „Trotzdem sind die Rehabilitanden aber nicht abgeschnitten“, betont Herter. Alle Teilnehmer könnten auf eine Online-Lernplattform zugreifen und ihre Aus- oder Weiterbildung fortsetzen. „Außerdem können alle Teilnehmer unsere Lehrer und Ausbilder jederzeit per Telefon und per E-Mail erreichen“, erläutert der Stiftungsvorstand weiter. Zudem sei eine persönliche Beratung am Berufsförderungswerk – sofern erwünscht – nach telefonischer Absprache nach wie vor möglich.

Aber warum wurde das BfW nicht schon direkt am Montag geschlossen? Das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz hatte schon vergangenen Freitag angeordnet, ab dieser Woche sämtliche Kitas und Schulen bis zum Ende der rheinland-pfälzischen Osterferien (17. April) zu schließen. Diese Anweisung galt laut Stiftungsvorstand Herter nicht für das Lernzentrum. Denn es handele sich nicht um eine gewöhnliche Schule, da hier weder Kinder noch Jugendliche die Schulbank drücken, sondern Erwachsene für den Beruf aus- oder weitergebildet werden. Auf der Internetseite der Einrichtung heißt es dazu: „Das Berufsförderungswerk ist eine anerkannte Einrichtung der beruflichen Rehabilitation gemäß Paragraf 35 SGB IX. Vorrangige Aufgabe des Berufsbildungswerkes ist die Ausbildung oder Qualifizierung von Menschen mit Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen.“

Für das Bildungszentrum sei daher das Sozialministerium die zuständige Aufsichtsbehörde, erklärt Herter. „Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn wir das BfW gleich hätten schließen könnten“, sagt der Stiftungsvorstand. „Doch wir konnten in dieser Sache nicht frei handeln. Die Umschulungsmaßnahmen werden von mehreren Reha-Trägern finanziert, darunter die Deutsche Rentenversicherung, die Bundesagentur für Arbeit und Berufsgenossenschaften“, führt Herter weiter aus. Bis die Träger nicht alle zustimmt hätten, habe das BfW den regulären Unterrichtsbetrieb nicht einstellen können.

Einige Bereiche des BfW seien dennoch bereits Montag geschlossen gewesen, erzählt Herter. Das Berufsförderungswerk verfüge auch über eine Abteilung für Maschinenbau und eine für Sozialberufe, beide unter der Zuständigkeit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), einer zentralen Verwaltungsbehörde von Rheinland-Pfalz. Die Behörde fungiert laut eigenen Angaben als Mittler zwischen der Landesregierung und der kommunalen Selbstverwaltung. Die Bereiche für Maschinenbau und Sozialberufe am BfW habe die Elisabeth-Stiftung auf Anweisung der ADD bereits geschlossen, sagt Stiftungsvorstand Herter. „Wir hätten auch gar keine andere Wahl gehabt.“ Die Maschinenbauer blieben zu Hause, die Lernenden des sozialen Bereichs seien in ihre jeweiligen Einrichtungen geschickt worden, in denen sie den praktischen Teil ihrer Aus- oder Weiterbildung absolvierten. „Dort werden sie zum jetzigen Zeitpunkt sicher mehr gebraucht“, meint Herter abschließend.

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