„Der Meilenstein schlechthin“

St. Wendel · „St Wendel, das ist der Ursprung, das ist unsere Heimat.“ Das sagt Thomas Bruch, geschäftsführender Gesellschafter der Globus-Gruppe. 1828 begann die Geschichte des St. Wendeler Unternehmens. Der erste SB-Einkaufsmarkt entstand nicht in St. Wendel, sondern vor 50 Jahren in Einöd.

 Der Eingang des Globus-Marktes in Einöd, der vor 50 Jahren eröffnet wurde. Foto: Thorsten Wolf

Der Eingang des Globus-Marktes in Einöd, der vor 50 Jahren eröffnet wurde. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Ein kleines grünes Kärtchen spielte bei der Eröffnung des ersten Globus-Einkaufsmarktes vor 50 Jahren in Einöd eine große Rolle. Denn das war die Eintrittskarte in den C+C-Handelshof. Dieser Cash-and-Carry-Markt richtete sich nämlich zunächst nicht an den Endverbraucher, sondern an den Wiederverkäufer . Und dieser brauchte das kleine Kärtchen, um in den Markt zu kommen.

"Viele wollten in dem neuen Markt einkaufen, durften aber nicht", erinnert sich Globus-Geschäftsführer Thomas Bruch an die Zeit nach der Eröffnung am 23. November 1966. Da hätten die beiden Gesellschafter Werner Martin und Walter Bruch entschieden: "Jetzt machen wir für alle auf, jeder darf einkaufen": Der Startschuss für den ersten Verbrauchermarkt von Globus war gefallen. Allerdings hieß der Handelshof noch nicht Globus. Der heute bekannte Firmenname kam erst später. Mit Einöd begann aber eine Erfolgsgeschichte.

"Die Kunden nahmen bis zu zwei Fahrstunden und mehr in Kauf, um in Einöd einzukaufen. Oft musste der Markt zeitweise wegen Überfüllung geschlossen werden", beschreibt Thomas Bruch in dem Buch "Unser Weg" die Startphase. Und weiter: "Der Erfolg war so groß, dass Werner Martin und mein Vater sich rasch zu weiteren Betriebsgründungen entschlossen. Damit war die Globus-Gruppe geboren."

Heute gehören zur Globus-Gruppe 46 Warenhäuser in Deutschland, 75 Globus-Baumärkte in Deutschland und Luxemburg, 15 Hela-Profi-Zentren und sieben Elektrofachmärkte. Hinzu kommen 15 Einkaufsmärkte und drei Baumärkte in Tschechien und zwölf Märkte in Russland. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 43 200 Mitarbeiter, davon 18 400 in den deutschen SB-Warenhäusern und mehr als 8500 in den Fachmärkten. Im Geschäftsjahr 2015/2016 hat Globus einen Umsatz von 7,08 Milliarden Euro erzielt, 86 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Im Saarland können die Kunden in sechs Globus-Warenhäusern einkaufen. Ein siebtes will das Unternehmen in Neunkirchen bauen. Über den Standort wird zurzeit kontrovers diskutiert.

1966 war der Erfolg des Unternehmens nicht abzusehen. Der Umbruch im Handel schon. In den 50er Jahren entstanden die ersten Selbstbedienungsläden. Die Familie Bruch, die als Großhändler Geschäfte in der Umgebung von St. Wendel belieferte, eröffnete ein erstes solches kleines Geschäft im Stammhaus am Dom. 1962 bauten Thomas Bruchs Vater Walter und sein Onkel Franz-Josef Bruch ein neues Großhandelslager samt C+C-Markt am Wirthembörsch, die Keimzelle des heutigen Globus in St. Wendel.

Dort trafen sich 1963 kurz vor Weihnachten Werner Martin, Gründer und Inhaber von Möbel Martin, und Walter Bruch. Martin hatte in Schweden Möbelhäuser und Verbrauchermärkte besucht, erkannte die Chancen dieser Vertriebsform. Ebenso Walter Bruch, der solche Märkte mit großen Parkplätzen auf einer USA-Reise kennengelernt hatte. Beide vereinbarten eine Zusammenarbeit. Allerdings nicht in St. Wendel, weil Bruch seinen Großhandelskunden vor Ort keine Konkurrenz machen wollte. Deshalb wurde der erste gemeinsame Markt in Einöd gebaut. Mit einer damals großen Verkaufsfläche von 2500 Quadratmetern. Heute sind es in Einöd 12 000 Quadratmeter. "Es war ein glücklicher Zufall, dass die beiden sich kennengelernt haben", blickt Thomas Bruch zurück.

Der Erfolg des neuen Konzeptes lag zum einen am günstigeren Verkaufspreis der Artikel. Denn zuvor lieferte die Industrie die Waren an den Großhandel und dieser gab diese mit Aufschlag an die Einzelhändler weiter. "Der Gedanke war, die Geschäfte so groß zu machen, dass der Großhandel nicht mehr gebraucht wird und der Markt direkt von der Industrie beliefert wird", erklärt Thomas Bruch. Ein weiterer Erfolgsfaktor war die Größe des Sortimentes. Viel mehr Produkte konnten in den Einkaufszentren angeboten werden.

Und der Dritte waren ausreichend Parkplätze. In den 60er Jahren wuchs die Zahl der Autos enorm, die Menschen wollten bequem mit dem Pkw zum Einkaufen fahren und nicht mehr zu Fuß die Einkaufstüten schleppen. Bruch beschreibt diesen Trend: "Das Auto entwickelte sich zur Einkaufstasche."

Für Globus spielt ein weiterer Faktor eine wichtige Rolle: "Von Anfang an waren wir nicht nur Händler, sondern auch Hersteller", so der Geschäftsführer. Schon in Einöd habe es eine Metzgerei gegeben. Heute sind eigene Metzgereien und Bäckereien in den meisten Märkten Standard, setzen sich Neuentwicklungen wie Sushi- und Salat-Bar immer mehr durch.

Nach Einöd investierten Martin und Bruch in den kommenden Jahren in weitere Märkte, 1969 wurden die Häuser in Gensingen und Saarbrücken dann schon unter dem Namen Globus eröffnet, 1970 folgte St. Wendel, wurde dort der C+C-Markt in einen Verbrauchermarkt umgewandelt. Eine Reaktion auf die Konkurrenz durch einen anderen SB-Markt in St. Wendel.

"Mein Vater war ein mutiger Mann", blickt Thomas Bruch auf die Gründerzeit von Globus zurück: "Er ist ein großes unternehmerisches Risiko eingegangen." Jeden Pfennig habe er vor Investitionen zusammengekratzt.

Wo geht der Handel hin? Diese Frage habe man sich damals gestellt. Der Großhandel war rückläufig. "Das Unternehmen stand vor der Wahl, mit unseren Einzelhandelskunden unterzugehen, oder eine Vorwärtsstrategie zu entwickeln", so Bruch. Erst der Erfolg in Einöd habe es ermöglicht, die Firma weiterbetreiben zu können. Bruch: "Die Gründung in Einöd war der Meilenstein schlechthin."

Und wie beurteilt er die aktuellen Veränderungen im Handel, zum Beispiel durch das Internet? "Der Erfolg liegt in einer intelligenten Verknüpfung von stationärem Handel und Internet", sagt Thomas Bruch. Man könne die Kunden auf anderen Kanälen ansprechen und mit diesen in einen Dialog treten. Man müsse immer die Frage im Blick haben: "Wo kann ich einen Vorteil für die Kunden schaffen?"

Ersetzt die Technik irgendwann die Mitarbeiter? "Das sehe ich überhaupt nicht", betont Bruch: "Die Direktansprache geht nur mit Mitarbeitern. Das wird immer wichtiger." Mitarbeiter seien der Erfolgsfaktor schlechthin: "Sie sehen, was der Kunde möchte und können dies aktiv anpacken."

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 Globus-Geschäftsführer Thomas Bruch bei der Vorstellung der Modernisierungspläne des Globus-Marktes St. Wendel vor einigen Wochen im St. Wendeler Saalbau. Foto: B&K

Globus-Geschäftsführer Thomas Bruch bei der Vorstellung der Modernisierungspläne des Globus-Marktes St. Wendel vor einigen Wochen im St. Wendeler Saalbau. Foto: B&K

Foto: B&K

Hintergrund So kam Globus zu seinem Namen, heißt ein kleines Kapitel im Buch "Unser Weg". Dort schreibt Thomas Bruch, dass schon sein Großvater den Namen Globus schützen ließ, allerdings nicht als Geschäftsname, sondern für Eigenmarken. Die ersten Verbrauchermärkte hießen zunächst Handelshof, ein Name, der nicht besonders werbewirksam war. Daher suchte man einen neuen. Walter Bruch erinnerte sich an das Wort Globus. Das gefiel. Und so wurden ab 1969 die neuen Märkte Globus genannt und die bestehenden später ebenso. vf

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