Damit Teenies feiern ohne Hochprozentiges

St Wendel · Anlässlich der närrischen Tage erinnern Verantwortliche ans Jugendschutzgesetz.

 Ein Schnäpschen hier, ein Bierchen da: Während der Fastnachtstage greifen auch Jugendliche gerne mal zum Alkohol. Verantwortliche warnen vor den Gefahren. Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa

Ein Schnäpschen hier, ein Bierchen da: Während der Fastnachtstage greifen auch Jugendliche gerne mal zum Alkohol. Verantwortliche warnen vor den Gefahren. Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa

Verkleiden, ausgelassen tanzen, feiern, fröhlich sein - all' das gehört zu Fastnacht. Und noch eines ist für viele obligatorisch: Alkohol. Entlang der Umzüge, bei Kappensitzungen und Partys feiern auch Jugendliche mit. Für junge Menschen unter 16 Jahren gilt ein generelles Alkoholverbot. 16- bis 18-Jährige dürfen laut Jugendschutzgesetz nichts Hochprozentiges genießen. Doch wird das immer eingehalten?

Kontaktpolizist Karl-Heinz Fischer lobt im SZ-Gespräch den St. Wendeler Umzug. Die Vereine würden im Vorfeld darauf hingewiesen, dass von den Fastnachtern auf den Wagen keine Schnapsflaschen verteilt werden dürfen. Wenn Alkohol ausgeschenkt wird, dann nur an Erwachsene. "Daran halten sich alle", so Fischer. Es gebe an Fastnacht Jugendschutzkontrollen in den Gaststätten. Er selbst ist mit dabei. Seine Erfahrung in den zurückliegenden Jahren: Nach dem Umzug gibt es keine Schlägereien und Alkoholleichen mehr. Der Kontaktpolizist erinnert sich an eine Zeit, als das noch anders war: Vor zehn Jahren gab es verbreitet das Komasaufen. Die Eindrücke des Beamten decken sich mit den Zahlen, die Andreas Kramer, Leiter des Gesundheitsamtes St. Wendel, vorliegen. Im Zeitraum von 2011 bis 2015 ist die Zahl jener Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kamen, zurückgegangen. Waren es im Jahr 2011 noch 53 junge Menschen im Alter zwischen elf und 20 Jahren, die behandelt werden mussten, sank die Zahl 2015 auf 38 Fälle in zwölf Monaten. Trotz der positiven Entwicklung gibt es für Kramer jedoch keinen Grund zur Entwarnung: "Alkohol bei Jugendlichen bleibt ein Dauerthema beim Gesundheitsamt und der Suchtberatung." Die Verantwortlichen setzen auf Prävention. Suchen beispielsweise das Gespräch mit Schülern. Ist Trinken wirklich cool? Diese Frage wird unter anderem zum Thema gemacht. "Es geht dann auch darum, ab wann das Trinken nicht mehr cool ist und Betrunkene ausgelacht werden", erläutert Martina Scheid vom Gesundheitsamt. Es gebe einen Film, in dem ein Junge plötzlich im Krankenhaus aufwacht und eine Windel trägt. Das schrecke die jungen Menschen ab. Aber nicht nur die Jugendlichen selbst sind Zielgruppe der Präventionsarbeit. Auch Eltern und Vereine werden gezielt angesprochen. Wie wichtig dies ist, verdeutlich Kontaktpolizist Fischer an einem Beispiel: Während die Kinder am Sonntagmorgen Fußball spielen, stünden die Eltern mit Bierflaschen in der Hand am Spielfeldrand. Oder den Jugendlichen würde der Gerstensaft nach den Spielen ganz selbstverständlich gereicht.

Ob Eltern, Vereine oder die Gesellschaft an sich: Es gilt laut Kramer, dass die Jugendlichen übernehmen, was man ihnen vorlebt. Conny Münz von der Suchtberatungsstelle Knackpunkt St. Wendel, hat meist mit jenen Jugendlichen zu tun, die regelmäßig trinken und bereits auffällig geworden sind. Gleichzeitig engagiert auch sie sich in Sachen Prävention. Jugendlichen, die an Fastnacht feiern wollen, gibt sie den Tipp, die eigene Grenze zu realisieren. Sich von niemandem zum Trinken anstacheln zu lassen und auch auf seine Freunde zu achten. Denn, so ergänzt Scheid, die Gefahren von Alkohol würden auch von Erwachsenen oft unterschätzt. Welche dies sind, erläutert Christa Karst-Bolz, Ärztin in der Psychiatrie St. Wendel. Von Jugendlichen würde der Alkohol ganz anders vertragen als von Erwachsenen. Eine Vergiftung stelle sich so viel schneller ein. Phasen wie das Angeheitert sein fehlten. Stattdessen müssten sich die Jugendlichen übergeben. Oder, so merkt Kramer an, reagierten aggressiv. "Wenn junge Menschen sehr früh trinken, gibt es Folgeschäden", sagt Karst-Bolz. Die Medizinerin erinnert daran, dass sich das Gehirn bis zum Alter von 21 Jahren entwickele. Und Alkohol sei nunmal ein Zellengift. Ein Nervengift.

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Jugendschutzprojekt "7 aus 14" Im Zusammenhang mit dem Thema Jugendliche und Alkohol macht Andreas Kramer, Leiter des St. Wendeler Gesundheitsamts, auf das Projekt "7 aus 14" aufmerksam. Vereine hätten die Möglichkeit, ein Mitglied zum Jugendschutzbeauftragten ausbilden zu lassen. Die Zertifizierung erfolgt durch das Landesinstitut für Präventives Handeln. Es gibt verbindliche Punkte, die Vereine einhalten müssen und weitere, die optional bei Veranstaltungen umgesetzt werden können.

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