Combos zeigten die Vielsaitigkeit des Jazz

St. Wendel. Mit sattem Sound, geschmackvollen Arrangements und einer ausgewogenen Homogenität in den Sektionen bot die Big-Band Urknall unter der Leitung von Ernst Urmetzer großorchestralen Jazz: leicht federnde und zupackende Swingnummern, Instrumental- und Vokal-Balladen zum Hinschmelzen, exotische Urwald-Atmosphäre im Jungle-Style und relaxten Bossa

 Christof Thewes.

Christof Thewes.

St. Wendel. Mit sattem Sound, geschmackvollen Arrangements und einer ausgewogenen Homogenität in den Sektionen bot die Big-Band Urknall unter der Leitung von Ernst Urmetzer großorchestralen Jazz: leicht federnde und zupackende Swingnummern, Instrumental- und Vokal-Balladen zum Hinschmelzen, exotische Urwald-Atmosphäre im Jungle-Style und relaxten Bossa. Überzeugend waren Arnd Maldener am Piano, die Saxophonisten Volker Jung, Arno Frey, Jochen Röhrig, der Trompeter Stefan Butterbach, der Posaunist Andreas Hofmann, der Schlagzeuger Dominik Rivinius und der junge Gitarrist Paul Baureis. Sängerin Isabel Mlitz agierte ausdrucksstark, hoch sensibel und inspiriert. Nach dem Höhepunkt mit Pat Methenys "Heartland" in einem modernen Arrangement von Peter Herbolzheimer rockte Urknall eine Zugabe mit Brian Setzers "Rock this Town".

Hommage an Peter Decker

Nach dem Big Band-Knaller folgte kammermusikalischer Jazz mit dem Peter Decker-Projekt, ein Sextett, zusammengestellt aus dem Dietmar Rech-Quartett, featering Christof Thewes und Claus Krisch. Das Projekt hat sich zur Aufgabe gestellt, in den nächsten Jahren nicht nur alle Kompositionen des 2003 verstorbenen St. Wendeler Jazzmusikers Peter Decker aufzuführen, sondern auch mit einer Studio-Produktion zu dokumentieren.

Rein akustisch und mit erfrischender Interaktion brachten die sechs Musiker das Publikum auf den Geschmack. Peter Deckers Kompositionen sind in der Tradition des Bebop verwurzelt: Komplexe Themen und Harmonien kommen daher, als seien sie die schönste und leichteste Nebensache der Welt, aber sie haben es in sich. Das Sextett schwelgte bei den lyrischen Stücken wie "Nach all diesen Dingen", versprühte Witz beim New Orleans-Stil nahen "Hanging around" und meisterte die Uptempo-Titel bravourös, so in "Ornetteology".

Mit Little & Large endete der Abend mit einem starken Kontrast. Zwei Verstärkertürme deuteten schon optisch an: Jetzt geht es zur Sache. Allerdings in einer ungewöhnlichen Besetzung.

Gitarre und Bass in einem

Zwei Bassisten der Spitzenklasse überraschten mit Eigenkompositionen - stilistisch angesiedelt zwischen Funk und Jazzrock - und hochvirtuosem Handwerk: Frank Itt mit einem "normalen" E-Bass und der St. Wendeler Lokalmatador Mario Bartone mit seinem "Neunsaiter-Bass", eine patentierte Eigenentwicklung - Gitarre und Bass in einem Instrument. Schnellen Filmschnitten ähnlich wechselten sie die Rollen. Man musste schon genau hinsehen, wer spielt die Melodie, wer die Begleitung. Lyrisch angelegte Titel wechselten mit groovigen Titeln, die sich zu rhythmischen Klanggewittern steigerten, punktgenau flankiert durch Dirk Leibenguth am Schlagzeug. Begeistertes Publikum erklatschte sich eine Zugabe.

 Frank Itt.

Frank Itt.

 Mario Bartone.Fotos: VA

Mario Bartone.Fotos: VA

Eigentlich hätte der Abend unter dem Motto "Jazz made in WND" stehen können: Die Big Band Urknall als Urzelle des St. Wendeler Jazzvereines, Peter Decker als St. Wendeler Jazzikone, und Mario Bartone als St. Wendeler Unikat: Musiker und Instrumentenbauer, auch der erste Vorsitzende des Jazzfördervereines im Gründungsjahr 1987. red

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