Caritas: Kollegen arbeiten an Belastungsgrenze

St Wendel · Die Schere zwischen Arm und Reich klafft zusehends. Kriege lassen vermehrt Menschen aus ihrer Heimat bei uns Schutz suchen. Damit hat auch der Caritasverband Schaumberg-Blies Mehrarbeit, wie er in seinem Jahresbericht postuliert.

Die verstärkte Einreise von Kriegsflüchtlingen aus Syrien und afrikanischen Ländern war für den Caritasverband Schaumberg-Blies vergangenes Jahr die größte Herausforderung. Mehr als 200 Menschen in den Gemeinden des Landkreis St. Wendel unterzubringen, war eine der schwierigen Aufgaben, wie Geschäftsführer Michael Schütz berichtet. Dies habe den Migrationsdienst an den Rand seiner zeitlichen und personellen Kapazitäten gedrängt "Wir haben unseren Jahresbericht unter das Motto Armut gestellt. Ärmer als die Flüchtlinge kann man wohl nicht sein. Sie haben alles verloren."

Damit nicht genug: Die St. Wendeler Tafel musste mehr Menschen versorgen. Nach Schütz' Angaben nahmen die Mitarbeiter weitere 93 syrische Haushalte auf, um sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Darum seien die wöchentlichen Ausgabetage von zwei auf drei erhöht worden. Die Lage sei äußerst brenzlig, wie Sozialarbeiterin Silvia Zimmer-Lepiorz nachdrücklich begründete: "Trotz vieler Lebensmittelspenden ist fraglich, wie lange die stetig steigende Nachfrage noch gedeckt werden kann."

Auch in anderen Bereichen steige die Belastung für die Caritas-Kollegen. So suchten immer mehr Menschen Rat bei den kostenlosen Beratungsstellen. Konkret: "Es waren 237 Menschen, die zu 438 Gesprächen gekommen sind." Darunter 41 ohne eigene Wohnung, davon zwölf junge Erwachsene. Beraterin: Zimmer-Lepiorz: "Sie zählen zur Personengruppe U 25, die bei der Beantragung von Leistungen auf besondere Schwierigkeiten stoßen." Grund dafür: Sie müssten eine härtere Überprüfung über sich ergehen lassen, ob sie staatlich unterstützt werden.

Damit die Wohnungslosen überhaupt eine Chance auf einen Job haben, erhielten 18 von ihnen Postadressen, über die sie nun von Arbeitsvermittlern zu erreichen sind. Neben Migrations- und allgemeinem Sozialdienst nehme die Arbeit mit psychisch Kranken einen dritten Schwerpunkt bei der Caritas Schaumberg-Blies ein. Dazu zähle das Projekt Oase. Es biete Kindern psychisch kranker oder psychisch überlasteter Eltern Hilfe. "Bis Ende 2014 gab es Kontakte zu 39 Familien. 20 davon wurden weiter kontinuierlich betreut", schildert Sozialarbeiterin Petra Scherschel. "Depression, Schizophrenie, bipolare Störung, Borderline, aber auch eine schwere körperliche Erkrankung gehören zu den Krankheitsbildern." Scherschel führe zumeist zuhause Einzelgespräche. "In den 20 Familien leben 34 Kinder. Insgesamt haben 21 Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil die Unterstützung in Anspruch genommen", resümiert sie. Eine bestehende Elterngruppe treffe sich einmal pro Monat, alle 14 Tage eine Gruppe für Kinder zwischen sieben zwölf Jahren.

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