Bürgerinitiative geht in Stellung Hoofer wollen kein Solarkraftwerk

Hoof · Im St. Wendeler Stadtteil hat sich eine Bürgerinitiative gegen eine mögliche Photovoltaik-Anlage gegründet.

 Den Bau eines Solarkraftwerks – das Foto zeigt das am Flughafen Saarbrücken – will eine Hoofer Bürgerinitiative verhindern.

Den Bau eines Solarkraftwerks – das Foto zeigt das am Flughafen Saarbrücken – will eine Hoofer Bürgerinitiative verhindern.

Foto: rup

Der eine oder andere in Hoof war sicherlich überrascht, als ihm Ende September eine Info-Broschüre ins Haus flatterte. Entworfen wurde der Flyer von Stefanie Dell und ihrem Partner Thorsten Blodow, nachdem ihnen ein Grundstückseigentümer von einer geplanten Photovoltaik-Anlage in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnhaus berichtet hatte. In der Wurfsendung fordern die beiden die Hoofer auf, gemeinsam mit ihnen aktiv zu werden und eine Bürgerinitiative zu gründen. Warum und weshalb, das schildern Dell und Blodow in einem Gespräch mit der SZ.

So sei wohl geplant, „die ersten Module weniger als 100 Meter von unserem Wohngebiet entfernt auf dem Rosenberg zu installieren. Da mussten wir einfach etwas unternehmen“, erzählt Dell. Unklar sei, wie viele Hektar Agrarfläche mit PV-Kraftwerken bebaut werden sollten. Die Angaben dazu variierten von 16 bis zu 32 Hektar. Nach Aussage des Grundstückseigentümers, so Dell, verhandelten die saarländische Firma Next2Sun, die die Module aufstellen wolle, und die Grundbesitzer schon länger miteinander. Thorsten Blodow bemängelt, dass man nicht wisse, wie weit das Verfahren fortgeschritten sei: „Können die Anwohner noch etwas unternehmen oder ist alles schon beschlossene Sache?“ Im Hinblick auf die saarlandweit geplanten 200 Hektar Photovoltaik-Anlagen halte er schon 16 Hektar im Umfeld des kleinen Ortes für sehr viel.

Die Angst der Bürger aus Hoof, die sich erstmals am 13. Oktober trafen und eine Bürgerinitiative gründeten, bestehe darin, dass ihre Umgebung, ihr Naherholungsgebiet, eingezäunt werde und sie in Zukunft dort weder spazieren gehen noch Rad fahren könnten. In einer zweiten Veranstaltung am 19. Oktober fasste man den Beschluss, sich generell gegen die Ansiedlung von Photovoltaik-Anlagen auf dem Ortsgebiet auszusprechen. Bisher kamen jeweils etwa 40 Einwohner zu den Versammlungen der Initiative. Stefanie Dell führte aus, weshalb Hoof ihrer Meinung nach kein guter Standort für PV-Kraftwerke ist: „Wir sind schon durch die Windkraft beeinträchtigt, hören den Lärm je nach Wetterlage. Außerdem fallen diese Flächen als Ackerfläche und zur Futtermittelproduktion weg.“ Insgesamt bemängeln beide den fehlenden Informationsfluss. Blodow konkretisiert: „Wir wünschen uns mehr Transparenz im Umgang mit den Anwohnern.“ Zudem betont er, dass die Bürgerbewegung sich weder gegen die Eigentümer der Ackerflächen noch gegen erneuerbare Energien stelle. Als weiteren Schritt plant die Bürgerinitiative gegen Photovoltaik-Kraftwerk in Hoof, so der offizielle Name, aktualisierte Flyer zu verteilen und von Haus zu Haus zu gehen, um Unterschriften zu sammeln.

Der Sprecher der Stadt St. Wendel, Volker Schmidt, bestätigt, dass eine Solarfirma bei der Stadtverwaltung vorgesprochen habe. Jedoch sei noch kein Bauantrag gestellt worden, daher könne man zur Größe oder anderen Punkten keine genaueren Angaben machen.

Markus Probst, Geograph und Gesellschafter von Next2Sun, teilte der SZ auf Nachfrage in einem Telefonat mit, dass für das Gebiet „Am Rosenberg“ bereits Vorverträge mit den Grundstückseigentümern abgeschlossen worden seien. Man sei aber noch am Anfang des Verfahrens, da für die Realisierung ein Bebauungsverfahren und eine Änderung des Flächennutzungsplanes von Nöten seien. Bei einer Begehung der Fläche mit dem Ortsrat habe dieser Einwände gegen einige Standorte geäußert, da diese vom Ort einsehbar seien. Daher werde man die Fläche eventuell reduzieren oder einen Sichtschutz installieren, genaue Angaben zur Größenordnung könne er aber noch nicht machen. Probst sagte, dass zwei Drittel mit bifazialen, der Rest mit herkömmlichen monofazialen Modulen bestückt werden sollten. Dies ergebe sich aus der Lage und der Neigung des Geländes. In Bezug auf die Bewirtschaftung der Zwischenräume berichtete er von Gesprächen mit zwei Landwirten, die daran interessiert seien. Es sei zum Beispiel eine Bepflanzung mit einer mehrjährigen Energiepflanze möglich. Probst betonte, die geplante Anlage könne außerdem eine Bodenerosionsfläche gegen Überschwemmungen darstellen. Angesprochen auf die neu formierte Bürgerinitiative sagte er: „Wir wollen die Bedenken der Bürger ernst nehmen und eine gute Kommunikation aufrecht erhalten. Die Bürger-Energiegenossenschaft St. Wendeler Land plant, eventuell in die Betreibergesellschaft einzusteigen.“

Der Hoofer Ortsvorsteher Gernot Müller forderte die Bürger dazu auf, erst einmal Ruhe zu bewahren: „Es gibt keinen Grund für Hektik oder Panik, wir sind noch weit vor der Zeit. Bisher wurde noch kein offizielles Genehmigungsverfahren eingeleitet.“ Der Ortsrat sei noch nicht beauftragt worden, sich mit der Sache zu befassen. Allerdings sei man bereits proaktiv tätig. Zum generellen Prozedere erklärte er, dass der Ortsrat nach Einleitung des Verfahrens ein Votum abgeben könne, letztendlich aber der Stadtrat den entsprechenden Beschluss fasse. Er fügte jedoch hinzu: „Die Bürger haben nach der offiziellen Antragstellung Gelegenheit, Widerspruch einzulegen.“

 Thorsten Blodow und Stefanie Dell sind die Initiatoren der neu gegründeten Bürgerinitiative.

Thorsten Blodow und Stefanie Dell sind die Initiatoren der neu gegründeten Bürgerinitiative.

Foto: Jennifer Fell

Der Ortsvorsteher wies auf einen Termin zu dem derzeit vielfach diskutierten Thema hin: „Der Ortsrat Hoof lädt interessierte Bürger am Freitag, 15. November, um 18 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in den KulturHoof ein. Darüber wurden die Einwohner bereits in einer Hauswurfsendung informiert.“

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