Buddhistische Mönche planen Tournee „Aus dem Herzen des Himalaya“

Homburg/St. Wendel · Eine Gruppe buddhistischer Mönche geht auf Tournee, um ihre Kultur zu präsentieren. Ein Bubacher hift bei der Organisation.

 Eine Buddha-Figur am Kloster Tserkarmo in Tingmosgang. Dieses wurde aufwendig restauriert. 

Eine Buddha-Figur am Kloster Tserkarmo in Tingmosgang. Dieses wurde aufwendig restauriert. 

Foto: Heinz Zimmer

Es ist die Geschichte eines Abenteurers und eines buddhistischen Mönchs, die gemeinsam eine Mission starten. Ein Projekt, das sowohl Freude schenken als auch Spenden gewinnen soll. Ganz nach dem buddhistischen Konzept „Geben und Nehmen“.

Beim Besuch in der St. Wendeler Redaktion trägt Lama Konchok Samten seine buddhistische Robe aus dunklem Rot mit gelben Akzenten. „Manchmal bin ich auch in normaler Kleidung wie Jeans und T-Shirt unterwegs“, gesteht der Mönch schmunzelnd. Und zwar immer dann, wenn er mal keine Fragen beantworten wolle. Außerdem, so sagt er, sehen ihn die Menschen anders an, wenn er die Robe trage. „Die Menschen sind offen der buddhistischen Religion gegenüber. Sie haben gehört, dass es darin um Liebe, Mitgefühl und Frieden geht.“ Dies werde nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt, so der Mönch.

Die buddhistische Kultur erleben – das können Saarländer im kommenden Jahr. Denn Lama Samten kommt mit weiteren Mönchen erneut in die Region. „Aus dem Herzen des Himalaya“ heißt die Tournee, die Ende Februar starten soll. Damit diese möglichst viele Stationen hat, braucht es ein gutes Netzwerk. Über ein solches verfügt der Bubacher Heinz Zimmer. Vor zwei Jahren hat er den Mönch in Saal kennen gelernt. Seither verbindet die beiden Männer eine Freundschaft. Keine Frage also, dass das Vorstandsmitglied der Freunde des Abenteuermuseums voll in die Organisation der Tour eingestiegen ist. Dieser Tage ging es für ihn und Lama Samten von Termin zu Termin. Und das mit Erfolg. „Zehn bis zwölf Tour-Stationen stehen bereits“, verrät Zimmer. Darunter auch Homburg und Saarbrücken sowie zwei im Landkreis St. Wendel: Im Tholeyer Rathaus und in der Aula des Wendalinum Gymnasiums soll  „Aus dem Herzen des Himalaya“ zu sehen sein. Die Show ist zweigeteilt. Zum einen soll das Programm etwas von dem religiösen und kulturellen Leben aus Lama Samtens Heimat, dem einstigen Königreich Ladakh, erzählen. „Es werden Maskentänze mit langer Tradition zu sehen sein“, verrät der Mönch. Diese gehörten zum Leben im Kloster. Außerdem werden Friedensgebete erklingen ebenso wie Klosterinstrumente. An ausgewählten Tourstationen werden die Mönche Sand-Mandalas zaubern. „Es ist eine Reinigungszeremonie und unser Geschenk an dieses Land“, sagt Samten. Eingebettet in die buddhistischen Traditionen ist jeweils ein Vortrag. Diesen Part übernimmt zum einen Himalaya-Kenner Klaus Hessenauer. Sein Thema lautet „Wo der Wind weht – Trekking in Bhutan und Nepal“. Zum anderen hat Heinz Zimmer selbst ein „R(o)admovie“ erarbeitet. Sein Vortrag mit Bildern, Musik und Live-Kommentaren entführt die Besucher auf eine Reise „Mit dem Fahrrad durch Ladakh und Zansgar“. Insgesamt soll die Show zwei Stunden dauern. Eintritt werde keiner erhoben, aber die Veranstalter hoffen auf reichlich Spenden.

Damit soll der Bau einer Schule für Waisenkinder und den Nachwuchs aus armen Familien in der Himalaya-Region finanziert werden. 2016 wurde bereits der Grundstein für das Gebäude in der Nähe der Hauptstadt Leh gelegt. Später soll dort noch eine öffentliche Bibliothek hinzukommen. Erfahrung mit Bauprojekten hat Lama Samten bereits. Er hat sich um die Restaurierung des Klosters Tserkarmo gekümmert. Dieses liegt in seiner Geburtsstadt Tingmosgang, der zweiten Hauptstadt des früheren Königreichs Ladakh. Der heute 38-jährige Mönch trat bereits im Alter von sieben Jahren in das historische Kloster Lamayuru ein. „Wenn ich früher die Baby-Mönche angesehen habe, dann waren sie immer sauber, im Gegensatz zu uns Bauernjungen. Da habe ich zu meine Mutter gesagt: ,So will ich auch sein’.“ Erst später, Anfang 20, im Studium habe er verstanden, was das klösterliche Leben wirklich bedeutet. Bis dahin sei es für ihn wie eine Fußballmannschaft gewesen. „Ich bin zu 70 Prozent zufrieden und glücklich“, sagt Samten.

Das Kloster Tserkarmo liegt inmitten des Gebirges. „Es ist ein unglaublicher Anblick“, schwärmt Zimmer. Erst im vergangenen Juni hat er Lama Samten dort besucht. Und diese Stippvisite auch prompt mit einem Abenteuer verbunden. Zusammen mit einem Freund ging es mit dem Fahrrad durch Ladakh und Zanskar. „Wir haben den mit 5600 Metern höchsten Pass der Welt überwunden“, sagt der Bubacher stolz. Als Erste hätten sie mit dem Rad die als Trekkingroute bekannte Strecke mit den Stationen Lamayuru, Photoksar, Lingshet, Padum, Shingo La und Darcha bewältigt. Teils seien sie mit Eseln unterwegs gewesen. „An Tag zwei dachten wir eigentlich schon, alles sei vorbei“, erinnert sich Zimmer. Die Pässe waren wegen Wintereinbruchs gesperrt. Während sich die beiden Abenteurer schon gedanklich auf den Abbruch einstellten, kam plötzlich die frohe Kunde: Die Pässe sind offen. Doch mit Schnee, Matsch und Hagel hatten die Radler dennoch zu kämpfen.

Es war nicht das erste Mal, dass es Heinz Zimmer nach Klein-Tibet, wie Ladakh auch genannt wird, zog. Als sich noch keine Touristen ins nördliche Indien verirrten, reiste der Bubacher dorthin. Erstmals 1977 und wieder 1984. Auch das Kloster, in dem Lama Samten aufwuchs, kennt er gut. „Ich konnte ihm viele Fotos von damals zeigen.“

Seit Buddhist Samten mit 19 Jahren Deutschland zum ersten Mal besuchte, kehrte er regelmäßig wieder. Mehrere Tourneen hat er absolviert, war in ganz Europa unterwegs. Immer mit dem Anliegen, seine Kultur zu präsentieren und anderen zu helfen. So berichtet er von der Aktion „Free medical care camp“ (kostenloses Medizin-Camp) in Ladakhs Hauptstadt Leh. Diese organisiert sein Kloster seit acht Jahren zusammen mit dem deutschen Verein Free Medical Care. „Die Ärzte aus Deutschland behandeln die Menschen kostenlos.“ Hauptsächlich seien es plastische Chirurgen, die Patienten mit Brandverletzungen oder Lippenspalte operieren. Seit einigen Jahren seien auch andere Spezialisten wie Augenärzte oder Gynäkologen dabei.

 Mönche gestalten ein Sand-Mandala. Dieses ist Teil einer Reinigungs-Zeremonie.

Mönche gestalten ein Sand-Mandala. Dieses ist Teil einer Reinigungs-Zeremonie.

Foto: Lama Samten
 Mönch Lama Samten (links) mit Heinz Zimmer.

Mönch Lama Samten (links) mit Heinz Zimmer.

Foto: Heinz Zimmer
 Blick auf das Kloster Tserkarmo in Lama Samtens Heimatdorf Tingmosgang. 

Blick auf das Kloster Tserkarmo in Lama Samtens Heimatdorf Tingmosgang. 

Foto: Heinz Zimmer
 Während der Tour mit dem Rad durch Ladakh und Zanskar musste Heinz Zimmer so manche Herausforderung meistern.

Während der Tour mit dem Rad durch Ladakh und Zanskar musste Heinz Zimmer so manche Herausforderung meistern.

Foto: Heinz Zimmer
 Ladakh in Indien

Ladakh in Indien

Foto: SZ/Müller, Astrid

All dies berichtet Lama Samten übrigens in nahezu akzentfreiem Deutsch. Wie hat er das gelernt? Zunächst, so berichtet er, habe er drei Monate einen Kurs an der Volkshochschule besucht. Dieser brachte ihn aber nicht weiter. „Also habe ich Kindersendungen geschaut“, sagt er und lächelt. Diese hätten eine schöne und einfache Sprache gehabt. „Später verbrachte ich dann viel Zeit mit den Kindern von Freunden. Da gab es beim Reden keine Hemmschwelle. Es war nicht schlimm, wenn ich Fehler machte.“ Viele Sprachen hat der Mönch in seinem Leben schon gelernt, Ladakisch (Muttersprache), Hindi, Nepali und Englisch. Es ließen sich so manche Verbindungen der Sprachen erkennen, findet er. Und vielleicht schnappt er auch ein paar saarländische Begriffe auf, wenn er im nächsten Jahr wiederkommt. Dann auch nach Homburg, wie zu hören war.

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