Geburtstag Liebe, Tod und ein gelbes Gummiboot

St. Wendel · Der Bostalsee wird diesen Mai 40. Landrat Udo Recktenwald und Bürgermeister Andreas Veit erinnern sich an persönliche Erlebnisse.

 Fast kann man sich das Nordsaarland ohne ihn gar nicht mehr vorstellen: Der Bostalsee wird in diesem Jahr 40.

Fast kann man sich das Nordsaarland ohne ihn gar nicht mehr vorstellen: Der Bostalsee wird in diesem Jahr 40.

Foto: B&K/Bonenberger/

22. Mai 1979. Es ist der Tag, an dem der Bostalsee offiziell eingeweiht wird. Und der die Region und vor allem den Tourismus im Landkreis St. Wendel maßgeblich verändern wird. Das sind Fakten, die bekannt sind und immer wieder gerne betont werden. Aber wie sieht es mit den ganz persönlichen Erinnerungen aus? Um von diesen zu erfahren, hatte die Saarbrücker Zeitung Landrat Udo Recktenwald und Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (beide CDU) zum SZ-Redaktionsgespräch geladen. Und es wurde tatsächlich nostalgisch. Wenn Veit von seinem gelben Schlauchboot erzählt, oder wenn der Landrat „eine wichtige Begegnung mit meiner Frau am Bostalsee“ andeutet.

„Ich bin mit dem Bostalsee groß geworden“, erzählt Recktenwald. Er, Jahrgang 1962, könne sich noch an Diskussionen in den 1970er-Jahren erinnern. Damals sei ein alternativer Standort im Gespräch gewesen. Zwichen Marpingen und Alsweiler. Aber in der Talaue habe der Tennisclub seine Matches ausgetragen. Und letztendlich fiel dann die Wahl auf den heutigen Standort:  eine Mulde zwischen Bosen, Eckelhausen, Gonnesweiler und Neunkirchen/Nahe – das Bostal.

 SZ-Redakteurin Melanie Mai im Redaktionsgespräch mit Landrat Udo Recktenwald (rechts) und Bürgermeister Andreas Veit.

SZ-Redakteurin Melanie Mai im Redaktionsgespräch mit Landrat Udo Recktenwald (rechts) und Bürgermeister Andreas Veit.

Foto: Evelyn Schneider

„Von der Bauphase habe ich nicht viel mitbekommen“, so Recktenwald weiter. „Für mich als Schüler war Bosen weit weg.“ Ganz anders die Situation bei Andreas Veit. Sehr präsent sei ihm eine Erinnerung. Er, der 1970 auf die Welt kam, habe oft mit seinem Bruder am Dachfenster seines Elternhauses in der Gonnesweiler Hauptstraße gesessen. Und von da aus den „unglaublichen Lkw-Verkehr“ beobachtet. Die vielen Laster schafften das Material für den See ran. „Und diesen Anblick gab es direkt vor unserer Haustür. Wir waren fasziniert von den großen Lastern“, so Veit.

Mit seinem Vater sei er oft zur Baustelle spaziert, erzählt der Bürgermeister weiter. Als es dann einen Toten gegeben habe – ein Bagger kippte den Damm runter, überschlug sich, der Fahrer starb –, habe ihn das lange beschäftigt und berührt. „Der Bagger lag tagelang dort“, erinnert sich Veit.

Viel lieber denkt er an das gelbe Schlauchboot zurück. Mit diesem fuhr Papa Veit gemeinsam mit seinen zwei Söhnen gerne an den See. Später nahmen der große Bruder und dessen Kumpel dann  den jüngeren Veit mit. „Ich war  der Kleine, der mit durfte.“ Ein positiver Nebeneffekt des Schlauchbootes: „Das stand in der Garage; und falls der Damm mal brechen sollte, konnten wir das Schlauchboot benutzen.“ Die Angst vor einem Dammbruch, daran erinnert sich Veit ebenfalls, sei damals allgegenwärtig gewesen.

Als Jugendlicher sei er gerne mit dem Fahrrad um den See gefahren. Auch abends sei er immer mal wieder mit seinen Freunden dort gewesen. „Damals gab es ja fast noch gar keine Gastronomie“, sagt Veit. Auch Recktenwald sei als Jugendlicher oft mit seiner Clique am See gewesen. „In den 1980er-Jahren war der See für uns quasi gleichbedeutend mit dem Strandbad“, so der Landrat.  Seminare oder andere Veranstaltungen der Jungen Union seien oft im Hotel Weingärtner über die Bühne gegangen. Auch über Nacht. Dabei denkt er noch gerne an die „Haifisch-Bar“. Und das ehemalige Wellenbad habe er ebenfalls gerne genutzt. „Aber das war nicht das zentrale Thema bei mir. Ich war ja nicht ständig im Schwimmbad, sondern eher auf dem Tennisplatz.“ Und doch ist ihm ein Erlebnis am See besonders in Erinnerung geblieben: „Es war eine wichtige Begegnung mit meiner heutigen Frau – somit hat der See auch für mich eine private Bedeutung.“ Mehr will er aber nicht verraten.

Dienstlich denkt er gerne an den Notartermin zurück, als die Verträge für den Ferienpark unterzeichnet wurden. „15 Stunden, und Notar Blauth hat nur gelesen“, weiß Recktenwald. Obwohl er und auch Veit manchmal krampfhaft die Augen offen halten mussten, sei es für beide ein „Highlight“ in der Karriere gewesen, wie sie sagen. Überhaupt schätzen beide das Privileg, in Amt und Würden gewesen zu sein, als der Ferienpark nach jahrzehntelangen Verhandlungen endlich Realität wurde.

Wöchentlich spiele der Bostalsee im Arbeitsalltag eine Rolle, so Veit. Allein schon wegen der vielen Veranstaltungen. Rallye-Weltmeisterchaft, Konzerte, Feste.  „Und das hat viele Auswirkungen auf die Dörfer am See“, sagt Veit.  Vieles, was heute selbstverständlich sei, hätte es ohne den Ferienpark und damit ohne den See nicht gegeben. Veit zählt auf: Weniger Arbeitsplätze, weniger Gastronomie, mehr Leerstände, weniger Geschäfte. Für ihn ist es überhaupt nicht mehr denkbar, dass „hier mal kein See war“.

Anlässlich des 40. Geburtstages erscheint nicht nur ein Bostalsee-Bildband, es wird auch ein Fest geben: am  Samstag, 4. Mai. Dann wird unter anderem Nicole auftreten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort