Bis heute mit der Hand am Gaszug

St Wendel · Im Kindesalter stand Heinz Dupont bis auf eine Ausnahme immer am Straßenrand und verfolgte die Motorradrennen in St. Wendel. Heute ist der 74-Jährige Ehrenmitglied bei den Motorsporthistorikern in der Kreisstadt, die im Wendelinuspark keine Rennen sondern Präsentationsfahrten mit den Weltmeistern aus der Zeit der großen St. Wendeler Renntage organisieren.

 Einst waren es schwere Maschinen, heute fährt Heinz Dupont eine Vespa. Foto: Frank Faber

Einst waren es schwere Maschinen, heute fährt Heinz Dupont eine Vespa. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Die Motorradrennen in St. Wendel haben Heinz Dupont fasziniert und inspiriert. "Das Rennen auf dem Stadtkurs war in den Nachkriegsjahren das größte Sportereignis im Saarland, der größte Feiertag überhaupt", erzählt Dupont. Im Jahre 1954 erhält der Alsfassener dazu eine Wahnsinnsanfrage. "Wenn du mir ordentlich beim Aufhängen von Plakaten hilfst, bekommst du eine Freikarte für die Renntage", hat ihm Hermann Stahl, ein guter Bekannter seines Vaters in Aussicht gestellt. Obendrein war Stahl bei Rennleiter August Balthasar beschäftigt.

Kurz vor dem Renntag holt er sich seine Karte im Büro ab. Doch es kommt für den Jungen ganz anders als erwartet. Da er seinem Vater die unvollständig gepackte Tasche zum Fußballspiel nicht pünktlich vor dem Anpfiff überbringt, bekommt der damals 13-Jährige eine Ausgangssperre - das Rennen war passé. "Diesen Tag werde ich nie vergessen", bedauert er noch heute.

Anekdoten über die Renntage und die Spitzenfahrer aus jener Zeit kann er ohne Ende erzählen. Dupont hat das Kfz-Handwerk erlernt, später länger als zehn Jahre die Tasteninstrumente bei der Tanzband Die Kometen bedient. Früher waren es die Zweirad-Marken Honda , Kawasaki oder BMW , mittlerweile fährt er eine Vespa. "Die Hand ist noch immer am Gaszug dran", sagt der Pensionär. Und das seit ein paar Jahren in einer intensiven Form.

Zunächst organisiert er Fotoshows mit Bildern der alten Rennen , von Rainer Balthasar; Sohn des legendären Rennleiters, dann übernimmt er 16 große Filmrollen ohne Vertonung. 2007 ruft er seinen ehemaligen Nachbarn Bernd Bouillon, einen Cousin des langjährigen St. Wendeler Bürgermeisters Klaus Bouillon , in Albstadt an. "Ich hatte gehört, dass er im Besitz von einem Super-8-Film über die Rennen aus den Jahren 1963 und 1964 ist", berichtet Dupont. Beide ticken sofort synchron. "Wenn wir das historische Filmmaterial nicht bearbeiten und digitalisieren, dann macht das keiner mehr", befürchten sie. 2007 organisieren sie eine Gedächtnisausstellung mit, die wegen des riesigen Interesses um zwei Wochen verlängert werden muss. Doch dies müsste, so meint Dupont, in St. Wendel noch eine Nummer größer gehen.
Fahrt mit den alten Fahrern

Aber kein Motorradrennen, sondern Präsentationsfahrten mit den Topfahrern von damals. "Mit dem ausgereiften Konzept bin ich mit Bernd zu seinem Cousin und Bürgermeister Klaus Bouillon ins Büro gegangen", schildert Dupont. Der Rathauschef winkt für die Umsetzung der Idee gleich mit der Startflagge. Werner Klär kommt als Bindeglied zur Stadtverwaltung hinzu, und die Rennsportbegeisterten steigen als Unterabteilung bei den Werschweiler Kurvenkratzern ein. Bei freiem Eintritt lockt die Premiere der Motorsport-Klassik 2009 etwa 20 000 Rennsportfreunde in den Wendelinuspark, "Wir hatten es geschafft, ein historisches Rennen auf historischem Boden zu organisieren", freut sich Dupont. 2011 gehen die MCW-Motorsporthistoriker als Verein an den Start. Bei Dupont, mittlerweile Ehrenmitglied bei Historikern, laufen derweil die Fäden bezüglich der Nennungen für die Starterliste zur fünften Motorsport-Klassik-Veranstaltung 2016 zusammen. Des Weiteren hat der Verein in der Kreisstadt den Christophorus-Tag mit Fahrzeugsegnung wieder eingeführt.

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