Billard Wenn Billard mit Hand und Fuß gespielt wird

St. Wendel · Der BC St. Wendel hat eine Multi-Kulti-Mannschaft, in der Syrer, Ägypter und St. Wendeler antreten. Und alle profitieren.

 Das Team des BC St. Wendel IV: (von links) Erwin Miller,Yamen Alabudala, Eyal Al Osta, Ragab Ibrahim, Mohamed Khaldoun Al Reggal und Mohamad Asfira.

Das Team des BC St. Wendel IV: (von links) Erwin Miller,Yamen Alabudala, Eyal Al Osta, Ragab Ibrahim, Mohamed Khaldoun Al Reggal und Mohamad Asfira.

Foto: B&K/Bonenberger/

Breitensport ist wichtig für die Gesellschaft: Er hält nicht nur fit und gesund, sondern er fördert auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. So haben gemeinsame Termine mit dem Queue in St. Wendel verschiedene Kulturen an den Billardtisch gebracht. Seit mittlerweile mehr als drei Jahren spielen fünf Syrer, ein Ägypter und zwei St. Wendeler in einem Team beim Billardclub St. Wendel in der Pool-Bezirksliga A.

„Wir haben im Club eine neue Heimat und viele neue Freunde gefunden“, sagt der Syrer Eyad Al Osta. Der St. Wendeler Erwin Miller erinnert sich an die Anfänge im Jahre 2015. „Meine Frau Dorothee hat in einem Deutsch-Sprachkurs einfach mal gefragt, wer denn schon einmal Billard gespielt hat und wer dazu Lust hat“, berichtet Miller.

Der Aufforderung, sich einfach mal im Spiellokal „Billard für alle“ zu melden, kam Al Osta als Erster nach. „Es war eine gute Idee, um andere Menschen zu treffen und neue Leute kennenzulernen“, erinnert sich der Syrer. Während seiner Studienzeit an der Uni hatte er zum Spaß in den Cafés seiner Heimatstadt Damaskus Billard gespielt. „In Syrien ist Billard sehr bekannt, viele junge Leute spielen in der Freizeit Billard“, erklärt Al Osta.

In seinem Bekanntenkreis habe er dann noch erfolgreich Werbung gemacht. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir kostenlos an den Billardtischen spielen können“, ergänzt der Syrer. Anfangs, so Miller, sei die Spielerei eher eine stille Angelegenheit gewesen. „Wie Poolbillard gespielt wird, war ja klar, aber untereinander haben wir uns mit Händen und Füßen oder in Englisch austauschen können“, erklärt Miller, dass anfängliche Sprachbarrieren völlig nebensächlich waren.

Einige Zeit hat der Clubvorsitzende Peter Pazen beobachtet, wie die Gruppe langsam zusammengewachsen ist. Dann sagte er den Billardspielern: „Ich habe euch als Mannschaft gemeldet“. Gesagt, getan – seitdem geht der BC St. Wendel IV in der Pool-Bezirksliga A an den Start. „Die ersten Spiele waren nicht einfach, die Regeln etwas anders, und wir haben uns daran gewöhnen müssen“, meint Al Osta.

Der 16-jährige Syrer Aadel Mohamad Asfira ist vor gut zwei Jahren zum Team gestoßen. „Vorher hatte ich nie Billard gespielt. Ich hatte keine Ahnung davon“, sagt er und lacht. Eigentlich sei Fußball immer seine Lieblingssportart gewesen. „Aber dann war draußen das Wetter zu schlecht, da hat mir Fußball nicht mehr so gefallen.“ Ein Bekannter habe ihm dann geraten: „Komm doch donnerstags mal mit zum Billard“. Und Asfira blieb hängen. „Ich war einmal da, mir hat es so gut gefallen, dass ich mich angemeldet habe“, sagt der 16-Jährige.

Aktuell belegt der BC St. Wendel IV nach der Hinrunde den sechsten und vorletzten Platz in der Bezirksliga. Den einzigen Sieg hat das Team mit 6:2 beim sieglosen Schlusslicht BC Kirkel-Limbach II eingefahren. „Die Hinrunde war schwierig für mich. Ich hatte nicht so viel Zeit, um trainieren zu können, aber die Rückrunde wird besser“, kündigt Asfira an.

Neben dem Versenken der farbigen Objektkugel in eine der sechs Taschen am Billardtisch gibt es für Miller noch einen viel wichtigeren Aspekt. „Durch Billard haben wir es geschafft, ehemalige Flüchtlinge zu integrieren und davon hat unser Verein profitiert“, freut sich der Mannschaftsführer.

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