Bewusstsein für Gefahren schaffen

St Wendel · Telefonieren oder sogar SMS schreiben während des Fahrens sind bei Autofahrern in Deutschland weit verbreitet. Aber „Ablenkung – Verkehr ist keine Nebensache“ mahnt Winfried Eckstein von der Kreis- und Ortsverkehrswacht St. Wendel. Beim Verkehrssicherheitstag hat er dazu die Schüler der Dr.-Walter-Bruch-Schule sensibilisiert.

 Am Simulator mussten beim Aktionstag für junge Fahrer Gefahrensituationen gemeistert werden. Foto: Faber

Am Simulator mussten beim Aktionstag für junge Fahrer Gefahrensituationen gemeistert werden. Foto: Faber

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Immer wieder kommt es zu Verkehrsunfällen, bei denen sich die Nichtbeachtung von Verkehrszeichen und Regeln nicht als deren Grund herausstellt, sondern Ablenkung als mögliche Unfallursache wahrscheinlich ist. Während der Fahrt mit dem Handy telefonieren, kurz am Tablet oder dem MP3-Player rumfummeln oder das Navigationsgerät einstellen - schon vermeintlich winzige Momente der Ablenkung können im Straßenverkehr fatale Folgen haben. "Eine Sekunde der Ablenkung genügt, um bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern 14 Meter im Blindflug unterwegs zu sein", mahnt Winfried Eckstein von der Kreis- und Ortsverkehrswacht St. Wendel .

Im Fokus beim Verkehrssicherheitstag an der Dr.-Walter-Bruch-Schule steht das Thema "Ablenkung - Verkehr ist keine Nebensache". Dazu nimmt ein Schüler auf dem Sitz des Reaktions- und Bremswegsimulators platz. Das Gerät dient dazu, den Fahrern in einem Simulationsablauf den Unterschied (Anhalteweg) zwischen erlaubter und tatsächlich gefahrener Geschwindigkeit auf einem Monitor zu veranschaulichen. "Es ist wichtig, den Schülern zu zeigen, wie weit ihr Auto von der Gefahrensituation bis zum Stillstand noch fährt", meint er. Eckstein spielt deshalb folgendes Szenario durch. In einer 30-Kilometer-Zone fährt die Versuchsperson mit 42 Kilometern pro Stunde, ist durch ein Telefonat abgelenkt und muss plötzlich in die Eisen steigen. "Wenn es zu einem Unfall kommt, hat derjenige, der vorher ein Handy am Ohr hatte, immer ganz schlechte Karten", verdeutlicht der Verkehrsexperte. Wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung von zwölf Stundenkilometer habe sich der Bremsweg auf 9,72 Meter erhöht, und das Auto würde mit 38,32 Stundenkilometer beispielsweise auf ein Hindernis prallen.

Wenige Meter weiter weg steht der Gurtschlitten mit einem Dummy. Dort erleben die Teilnehmer die Wirkung des Sicherheitsgurts bei einem Auffahrunfall. "Das sind jetzt vielleicht fünf, sechs Stundenkilometer gewesen", erklärt er. Dann fährt er den Schlitten in die Ausgangsstellung und legt einen Schuh noch obendrauf. Beim erneuten Aufprall fliegt der Schuh zehn Meter durch die Schulaula. "So sieht es aus, wenn beim Auffahren Gegenstände von der Heckablage geflogen kommen", warn Eckstein.

Der Fahr- und Motorradsimulator wird gerne von den Schülern genutzt. "Wir können damit viele Verkehrssituationen wie im Regen oder unter Alkoholeinfluss fahren, darstellen", berichtet der Polizeioberkommissar Ernesto Hoffmann, der für den Bereich Zentrale Verkehrssicherheit zuständig ist. Im Nebenraum war der Kettcar-Parcours eingerichtet, auf dem die Fahrer eine Hindernisstrecke befahren und dabei Geschicklichkeitsaufgaben erledigen müssen. Die Schwierigkeit dabei: Jeder Teilnehmer bekommt vor dem Start die Rauschbrille aufgesetzt. "Wir wollen mit dem Aktionstag ein Bewusstsein schaffen für die Gefahren im alltäglichen Straßenverkehr ", fasste Eckstein, das Anliegen der Polizei der Verkehrswacht zusammen.

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Hintergrund Junge Kraftfahrzeugführer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren stellen laut Unfallstatistik im Straßenverkehr eine Hochrisikogruppe dar. Verkehrsexperten setzen auf gezielte Aktionen an Schulen, damit Tragödien verhindert werden können. Aus diesem Grund veranstaltet die Kreis- und Ortsverkehrswacht St. Wendel in Zusammenarbeit mit der Dr.-Walter-Bruch-Schule, technisch-gewerblicher Bereich, seit 1995 alle zwei Jahre einen Aktionstag für junge Fahrer. frf

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