Bevor Raketen zum Desaster führen

St Wendel · Heute beginnt das große Rennen auf die Sonderverkaufstresen: Böller und Raketen in mannigfaltiger Ausführung. In der Silvesternacht sollten Feierfreudige Sicherheitstipps beachten.

 Der Raketenverkauf fürs Silvesterfeuerwerk startet am heutigen Donnerstag. Experten raten: auf die Prüfnummern der Zulassungsstellen achten, um Gefahren zu minimieren. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Der Raketenverkauf fürs Silvesterfeuerwerk startet am heutigen Donnerstag. Experten raten: auf die Prüfnummern der Zulassungsstellen achten, um Gefahren zu minimieren. Symbolfoto: Julian Stratenschulte/dpa

Alarm in der Nacht auf Neujahr: In einer Wohnung brennt es. Menschen sind in Gefahr. Auslöser für das Unglück ist ein Böller, der im Haus gezündet wurde. Dabei handelte es sich beileibe nicht um ein Tisch-Feuerwerk, das explizit für drinnen gedacht gewesen wäre. Schweres Geschütz, das tunlichst nur unter freiem Himmel abzufeuern ist. Das hat allerdings die Feiermeute am frühen Morgen nicht davon abhalten können zu zünden. So musste die Feuerwehr ran, bevor Schlimmeres passierte. Die Beteiligten kamen mit dem Schrecken davon.

Dieser glimpflich ausgegangene Fall aus der Kreisstadt liegt gerade mal ein Jahr zurück. Und Feuerwehrsprecher Dirk Schäfer hat noch einige solcher Fälle parat, die sich in den zurückliegenden Jahren im St. Wendeler Land zugetragen haben und nicht immer ohne Blessuren endeten. "Einmal hat ein Böller, der in einer Hecke landete, dafür gesorgt, das Feuer auf den Dachstuhl eines Hauses übergriff." Passiert in Oberthal. Tragischer Zwischenfall, ebenfalls vor einigen Jahren, in Steinberg-Deckenhardt: Ein Mann erlitt schwere Verletzungen, als ein Knaller in seiner Hand explodierte. Er musste operiert werden, schildert der Feuerwehrmann.

Ist so was eigentlich zu verhindern? Ja, sagt Schäfer. Und zwar dann, wenn Feierfreudige sachgemäß mit Feuerwerk umgehen. Aber durch "falsche Gefahreneinschätzung ereignen sich jedes Jahr zahlreiche Unfälle und Brände".

Der Fachmann warnt deshalb eindringlich davor, Feuerwerkskörper selbst zu basteln. Wer im Fachhandel kauft, sei auf der sicheren Seite. Denn die dort angebotene Ware habe eine Prüfnummer der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM). Trotzdem sollten Erwachsene darauf achten, dass junge Leute unter 18 Jahren nicht mit Feuerwerkskörpern herumhantieren. Denn dabei handle es sich allemal um Sprengstoff. Darum sei es ebenfalls notwendig, sich strickt an die Gebrauchsanweisungen zu halten.

Grundsätzlich sollten Nutzer genügend Sicherheitsabstand halten, wenn Raketen und Knaller erst einmal gezündet sind. Blindgänger sollten bloß nicht erneut entfacht werden, da sie unvorhergesehen hochgehen könnten. Um dies zu vermeiden, sollten Feuerwerkskörper zudem so aufbewahrt werden, dass sie sich womöglich durch Hitze von außen nicht selbst entzünden. Darum hätten diese auch nichts beispielsweise in Jackentaschen - nah am Körper - verloren. Bis auf wenige Ausnahmen auch nichts im Haus. Nur vereinzelte Angebote seien dafür zugelassen, in Wohnungen gestartet zu werden, ergänzt Dirk Schäfer.

´Sollte es trotz aller gebotener Vorsicht zu einem Brand kommen, halten sich allein im Landkreis St. Wendel an die 3400 Feuerwehrleute bereit, die auch in der Silvesternacht zu erreichen sind. Bundesweit sollen es 1,3 Millionen Menschen sein, die für Wehren im Einsatz sind.

Übrigens: Privates Feuerwerk darf nur am 31. Dezember sowie am 1. Januar gezündet werden. Das ist die gesetzliche Prämisse.

Silvester , wenige Sekunden nach Mitternacht: Raketen schießen in die Luft, malen bunte Lichter in den Himmel. Böller knallen. Mit Feuerwerk begehen viele den Jahreswechsel. "Was halten Sie davon, das neue Jahr mit Raketen und Böllern zu begrüßen?", wollte die SZ in einer nicht repräsentativen Online-Umfrage wissen. 756 Leser beteiligten sich. Für die klare Mehrheit gehört das Feuerwerk zu Silvester dazu. 55 Prozent (414 Teilnehmer) gaben an: "Das ist ein schöner Brauch." 44 Prozent (330) "brauchen das Feuerwerk nicht". Die Mehrheit sagt, dass sie kein Feuerwerk zünden, nämlich 70 Prozent (527). Sie schauten lieber zu. 26 Prozent (194) lassen Raketen und Böller knallen. 44 Prozent von diesen 194 geben demnach bis zu 20 Euro aus, 32 Prozent bis 30 Euro, die übrigen mehr.

Und das gehört auch dazu

 Nicht nur falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern ist gefährlich. Auch illegale oder selbstgebaute führten häufig zu Unglücken. Archivfoto: Maurizio Gambarini/dpa

Nicht nur falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern ist gefährlich. Auch illegale oder selbstgebaute führten häufig zu Unglücken. Archivfoto: Maurizio Gambarini/dpa

Feuerwerk ist nicht der einzige Silvesterbrauch. 59 Befragte gießen Blei, viele feiern im Kreis der Familie und der Freunde, stoßen um Mitternacht mit einem Glas Sekt an. Oft mit den Nachbarn vor dem Haus. Und bei so manchem kommt an Silvester das gleiche Gericht auf den Tisch. Beliebt: Würstchen mit Kartoffelsalat, Fondue, Raclette. Ein weiterer Silvesterknaller: der alte TV-Sketch "Dinner for One". Ein Teilnehmer: "Und wir finden es immer wieder lustig."

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