Berauscht fahren – theoretisch

St Wendel · Oft ist ihre Geschwindigkeit zu hoch, es sind Alkohol und Drogen im Spiel: Junge Kraftfahrzeugführer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren stellen laut Unfallstatistik im Straßenverkehr eine Hochrisikogruppe dar. Verkehrsexperten setzen auf gezielte Aktionen an Schulen, damit Tragödien verhindert werden können. Aus diesem Grund veranstaltet die Kreis- und Ortsverkehrswacht St. Wendel in Zusammenarbeit mit der Dr.-Walter-Bruch-Schule, technisch-gewerblicher Bereich, seit 1995 alle zwei Jahre einen Aktionstag für junge Fahrer.

 Die Jugendlichen mussten am Simulator verschiedene Verkehrssituationen bewältigen. Foto: Faber

Die Jugendlichen mussten am Simulator verschiedene Verkehrssituationen bewältigen. Foto: Faber

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Die Zahlen sind alarmierend: Jeder fünfte Verletzte oder Getötete im Straßenverkehr ist zwischen 18 und 25 Jahren alt. Den über 250 Schülern der St. Wendeler Dr.-Walter-Bruch-Schule wird die Unfallstatistik beim Aktionstag "Junge Fahrer" quasi auf nüchternen Magen präsentiert. "Ziel ist, die Jugendlichen zu sensibilisieren, damit sie sich im Verkehr sicherer verhalten", sagt Winfried Eckstein von der Kreis- und Ortsverkehrswacht St. Wendel .

Bei den Aktionstagen werden den Fahranfängern die Gefahren von Alkohol und Übermut im Straßenverkehr aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht zu hohe Geschwindigkeit und das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss, die drei Hauptursachen für die Unfälle auf der Straße. Eine Fahrt mit dem Kettcar durch einen Hütchen-Parcours soll als Info dienen und den Fahranfängern Unterschiede aufzeigen. Nach der "nüchternen" Fahrt setzt Niklas Fries die Rauschbrille auf, die einen Promillewert von 0,8 im Blut simulieren soll. Der 19-jährige rammt die Pylonen und hat Probleme beim rückwärts einparken.

Seh- und Reaktionstest

"Ich habe alles verschwommen gesehen, habe mich bei den Distanzen verschätzt, so war es ganz schwierig den Slalomkurs zu schaffen", berichtet er nach seiner "Alkoholrunde". Eckstein erklärt: "Die Rauschbrille schränkt erheblich das Seh- und Sichtfeld ein, die Farben werden anders wahrgenommen und die Abstände falsch eingeschätzt". Gleiches gilt für die Runde mitten durch den Straßenverkehr hinter dem Lenker und Steuer der beiden Fahrsimulatoren, bei der die Jugendlichen durch die künstlich eingeschränkte Sicht verschiedene verkehrstechnische Anforderungen bewältigen müssen. Der angehende Mechatroniker Lucas Römer findet einige Situationen unrealistisch: "Da fahren plötzlich andere Autos raus und holen einem einfach die Vorfahrt." Andere Jugendliche absolvieren den Seh- und Reaktionstest. Gegeneinander versuchen zwei Kandidaten binnen 60 Sekunden an der sogenannten Reaktionswand "T-Wall" durch das Berühren so viele Leuchtfelder wie möglich wieder auszuschalten. "Mit der Rauschbrille ist die Trefferquote ein Drittel weniger als normal", teilt Ex-Polizist Horst Müller mit.

Die Theorie zur Drogenprävention kommt bei Verkehrssicherheitsberater Kamillus Schuhmacher nicht zu kurz. "Wann stellt die Polizei fest, dass ein Kraftfahrzeugführer drogenbeeinflusst hinter dem Steuer sitzt?", fragt Schuhmacher zunächst eine Gruppe. Als Erstes würde das Verhalten und die Pupillen des Fahrers kontrolliert. Ein Drogenschnelltest erlaubt der Polizei , einen Anfangsverdacht auf Konsum von Drogen während einer Verkehrskontrolle zu verifizieren. "Wenn durch einen Drogentest Substanzen festgestellt werden können, ist das eine Ordnungswidrigkeit, die 500 Euro kostet und ein dreimonatiges Fahrverbot nach sich zieht", so Schumacher.

Dann muss der Betreffende zur Medizinisch-Psychologischen-Untersuchung (MPU), die die Fahreignung des Antragsstellers beurteilt und einen erneuten Griff in den Geldbeutel bedeutet. Landrat Udo Recktenwald (CDU ) übergab einen Scheck von 2000 Euro an die Jugendverkehrsschule St. Wendel . Damit werden neue Ausbildungsfahrzeuge gekauft.

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