Brauen in Urweiler Hier kommt eigenes Bier auf den Tisch

Urweiler · Beim Obst- und Gartenbauverein (OGV) Urweiler wurde zum zweiten Mal Bier gebraut. 14 Teilnehmer fanden sich zu diesem Anlass am Samstag im Kelterhaus ein. Zur Verkostung des Gerstensafts wird man sich in einigen Wochen erneut treffen.

 Die Maische wird erhitzt und muss dabei konstant gerührt werden.

Die Maische wird erhitzt und muss dabei konstant gerührt werden.

Foto: Jennifer Fell

Während die Maische in einem großen Edelstahltopf vor sich hin köchelt und dabei konstant und gleichmäßig gerührt wird, stehen die übrigen Bierbrauer entspannt plaudernd in der offenen Garage des Kelterhauses des OGV Urweiler und genießen einstweilen ein Flaschenbier. Wie der Vereinsvorsitzende Peter Zeyer verrät, beschäftige man sich nach der Premiere im vergangenen Jahr bereits zum zweiten Mal mit der Herstellung des beliebten Getränks.

Die von ihm in einer Vorstandssitzung 2022 vorgetragene Idee sei sofort auf Gegenliebe gestoßen, zumal er gleich einen Experten an der Hand gehabt habe: „Fabian Zimmer ist seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr hier in Urweiler aktiv, da hat sich natürlich auch herumgesprochen, dass er sich als Hobbybierbrauer betätigt“, erzählt er.

Besagter Fabian Zimmer prüft gerade die Temperatur der Maische und fügt dem Gemisch etwas Milchsäure zu. Der Bubacher berichtet, dass er 2010 angefangen habe, sein eigenes Bier zu brauen, er dafür sogar Hopfen anpflanze: „Sieben Pflanzen habe ich, sechs davon sind noch relativ klein, aber von der älteren Pflanze habe ich dieses Jahr drei Kilogramm Hopfen geerntet, wobei es sich hier um Nassgewicht handelt. Das Trockengewicht beträgt nur etwa ein Sechstel des Nassgewichtes.“

Am Kelterhaus in Urweiler hat man an diesem Morgen um 10 Uhr mit der Arbeit begonnen: „Zuerst haben wir Malz geschrotet, damit es sich besser in Wasser lösen kann. Diese angekeimte Gerste habe ich von einer Mälzerei bezogen, sie ist bereits abgedarrt. So nennt man das Trocknen in diesem Fall. Durch die Keimphase sind Enzyme entstanden, die zur Spaltung der Stärke in unterschiedliche Zucker, vergärbare und unvergärbare, benötigt werden. Der Malzzucker dient später als Nahrung für die Hefekulturen, die den Alkohol bilden“, erläutert Fabian Zimmer, der ergänzt, dass man nun beim Maischen sei. Dabei werde das geschrotete Malz in einem entsprechenden Behälter, in diesem Fall in einem großen Topf, mit Wasser gemischt, was man als Einmaischen bezeichne.

Etwa zwei Stunden lang werde das Gemisch erhitzt, mit verschiedenen Raststufen. Darunter verstehe man das Halten der Temperatur über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Beim Maischen löse sich die im Malzschrot enthaltene Stärke auf, sodass Zucker, Eiweiß und Gerbstoffe freigesetzt würden. Der Hobbybrauer geht auf die nächsten Schritte des Prozesses ein: „Beim Läutern wird der zuvor entstandene Malzextrakt in einen Läuterbehälter mit Lochblech gegeben. Die Spelze setzen sich ab, und auch das Mehl im Malz wird abgefiltert. Beim sogenannten Anschwänzen wird dann der Zucker mit warmem Wasser ausgespült. Als nächstes wird die so entstandene Vorderwürze mit Hopfen aufgekocht.“

Der Experte führt aus, dass hier die Länge des Kochens darüber entscheide, welchen Geschmack das Endprodukt habe: „Wir beabsichtigen, unsere Vorderwürze etwa 80 Minuten zu kochen und nach 20 Minuten den Hopfen dazuzugeben. Dadurch sollten wir ein Bier erhalten, das etwas bitterer als das bekannte Karlsberg Ur-Pils ist, aber gleichzeitig auch mehr Restsüße hat und voller im Geschmack ist, mit einem stärkeren Getreidearoma“, konstatiert er.

Bis das selbst gebraute Bier verkostet werden kann, wird jedoch noch etwas Zeit vergehen, denn nach der Abkühlung des Gemischs nach etwa acht Stunden muss dieses zwei Wochen nachgären und weitere sechs Wochen reifen. „Danach wird es in Fässer abgefüllt, damit man es zapfen kann. Verkosten werden wir es bei einem weiteren Treffen“, so Ronald Kasala, der beim OGV Urweiler für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

„Wir haben 70 Liter Brauwasser angesetzt, woraus 50 Liter Bier werden sollten“, weiß Fabian Zimmer. Dass man auch am heutigen Tag ausreichend mit Bier versorgt ist, ist dennoch gewährleistet, denn Fabian Zimmer hat verschiedene Biersorten mitgebracht, die man gemeinsam probiert. Der Bubacher hat zu jeder einzelnen Variante des Gerstensaftes zusätzliche Informationen in petto.

Indes wird in der Garage des Kelterhauses schon die große Bratpfanne aufgeheizt, denn ein zünftiges Mittagessen aus Bratkartoffeln, Ei und Fleischkäse rundet die Veranstaltung ab.

Doch was waren die Beweggründer der Anwesenden, an dem Workshop teilzunehmen? Manfred Marx gibt an, hergekommen zu sein, weil er einmal sehen wollte, wie Bier gebraut wird. Ähnliche Absichten hatte Helmut Loch, der sagt, dass er normalerweise nur Bier trinke, sich aber auch für den Herstellungsprozess interessiert habe. Allerdings werde es wohl auch dabei bleiben, denn schon die Anschaffung der entsprechenden Gerätschaften erscheine ihm als sehr aufwendig. „Ich habe vorher schon mal Bier gebraut, bei der Volkshochschule, und mich gefreut, es hier wieder machen zu können. Wenn man mal selbstgebrautes Bier getrunken hat, mag man kein herkömmliches mehr“, bekennt Tatjana Andres, die sich weibliche Verstärkung wünscht: „Ich bin immer die einzige Frau, obwohl schon die Nonnen Bier gebraut haben“, sagt sie und fügt hinzu, dass sie sich auch freue, den Treber mitnehmen zu dürfen: „Daraus backe ich leckeres Treberbrot.“