Bei der Lebenshilfe Zuhause

St Wendel · Die Lebenshilfe St. Wendel ist die tragende Säule der Behindertenarbeit in der Region. Das seit 50 Jahren. Das unterstrichen die Redner gestern bei der Feierstunde zum Jubiläum im Lebenshilfezentrum.

 Freunde sind wichtig: Mit diesem Lied eröffneten die Kinder die Feier der Lebenshilfe. Fotos: B&K

Freunde sind wichtig: Mit diesem Lied eröffneten die Kinder die Feier der Lebenshilfe. Fotos: B&K

"Meine Tochter ist hier glücklich. Das ist ihr Zuhause." Mit diesen Worten beschrieb Annette Federkeil eindrucksvoll die Bedeutung, die die Lebenshilfe St. Wendel für sie und ihre Familie hat. Ihre behinderte Tochter wird in der Tagesförderstätte und einem Wohnheim der Lebenshilfe betreut. Erich Weil, ebenfalls Vater eines behinderten Kindes, ergänzte: "Für uns ist die Lebenshilfe eine große Erleichterung." Diese und weitere Eltern kamen gestern neben Politikern, Unterstützern und ehrenamtlichen Verantwortungsträgern bei der Festveranstaltung 50 Jahre Lebenshilfe St. Wendel zu Wort. Zahlreiche Gäste waren dazu in die Sporthalle der Integrativen Kindertagesstätte gekommen.

In mehreren lockeren Talkrunden, moderiert von SR-Redakteur Joachim Weiand, gingen sie auf die Entwicklung und den Stellenwert der Behinderteneinrichtung ein.

Die Gründer der Lebenshilfe hätten vor 50 Jahren die Vision gehabt, behinderte Menschen aus der Isolation herauszubringen, unterstrich der Vorsitzende der St. Wendeler Kreisvereinigung, Bernhard Müller: "Die Lebenshilfe lebt von den Menschen. Die geistig Behinderten brauchen unsere Unterstützung und Solidarität."

Dies unterstrichen auch die weiteren Gesprächspartner, ob Gründungsmitglied Friedel Läpple, der ehemalige Chef der Staatskanzlei, Karl Rauber, oder die ehemalige Bürgermeisterin von Oberthal, Sigrid Morsch. Sie alle haben sich ehrenamtlich für die Lebenshilfe engagiert.

Unterstützung kommt auch von der Politik. Sozialstaatssekretär Stefan Kolling wies darauf hin, dass das Saarland 253 Millionen Euro im Jahr für Menschen mit Behinderung bereitstellt. Es gebe Bedarf für 250 weitere stationäre Plätze im Land. Kolling: "Die werden wir auch schaffen, gemeinsam mit den Trägern." Diese Nachricht wird Erich Weil gerne gehört haben. Er erinnerte zuvor daran, dass die Eltern von behinderten Menschen älter werden, die Betreuung Zuhause vielleicht nicht mehr schaffen: "Das hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Wir brauchen diese Plätze."

Der Landkreis werde den Zuschuss für die Freizeitgruppen von 45 000 Euro auf 50 000 Euro im Jahr erhöhen, kündigte Landrat Udo Recktenwald an: "Die Lebenshilfe ist gelebte Menschenwürde, ein Wahrzeichen der Stadt und der Region." Das sieht St. Wendels Bürgermeister auch so: "St. Wendel ist eine soziale Stadt. Dazu trägt die Lebenshilfe bei."

Unterstützung gibt es seit Jahren auch aus der Wirtschaft und von Sponsoren. Einer davon ist Josef Schu aus Bliesen: "Ich bin gesund, will denen helfen, die nicht gesund sind", begründete er sein Engagement. Gottfried Hares, ehemaliger Geschäftsführer von Pizza Wagner, betonte: "Jeder Unternehmer hat eine soziale Verantwortung. Für seine Mitarbeiter und seine Region." Alexander Kunz , der mehr als 200 Behinderte jedes Jahr zur Vorpremiere seines Theaters in Saarbrücken einlädt, sagte: "Das sind tolle Abende, für die Artisten und die Menschen, die kommen."

Bewusstsein für die behinderten Menschen schaffen, das war auch ein Thema: "Das ist dann von Bedeutung, wenn man selbst Betroffener ist", meinte Lebenshilfe-Vorsitzender Bernhard Müller in seiner Talkrunde: "Man muss aber wissen, jeder von uns kann Morgen behindert sein."

Kurz gestreift wurde auch das Thema Inklusion. Sozialdemokrat Friedel Läpple und Christdemokrat Karl Rauber waren sich einig, dass man alles daran setzen müsse, behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam zu betreuen. Einigkeit aber auch, dass, solange das nicht verwirklicht ist, es weiter Förderschulen brauche.

Die Feierstunde nutzte Bernhard Müller zur Ehrung verdienter Mitstreiter: Mit der Verdienstmedaille der Lebenshilfe zeichnete der Vorsitzende Friedel Läpple, Superintendent Gerhard Koepke und Herbert Meier aus.

Die Talkrunden waren eingebettet in ein musikalisches Programm. Den Auftakt machten die Kinder der Lebenshilfe-Kita mit dem Lied "Freunde sind wichtig". Tina Walter, Lena Feickert, Annika Hoff (begleitet von Felix Holzhauser) begeisterten mit ihren Liedern. Gemeinsam sangen sie zum Schluss: "Ein Hoch auf uns."

 Die Lebenshilfe-Sporthalle, hier bei der Begrüßung des Vorsitzenden Bernhard Müller, war voll besetzt.

Die Lebenshilfe-Sporthalle, hier bei der Begrüßung des Vorsitzenden Bernhard Müller, war voll besetzt.

 Gemeinsam sangen die Interpreten „Ein Hoch auf uns“.

Gemeinsam sangen die Interpreten „Ein Hoch auf uns“.

Zum Thema:

HintergrundDie Lebenshilfe St. Wendel hat sich in den 50 Jahren ihres Bestehens zu einem Dienstleistungsunternehmen mit fast 20 Millionen Euro Jahresumsatz entwickelt. Rund 700 Mitarbeiter kümmern sich um mehr als 1500 geistig und körperlich behinderte Menschen. Dem Lebenshilfeverein gehören 565 Mitglieder an. vf

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