Bauern klagen über EU-Geldpolitik

Niederlinxweiler · „Gemeinsam aus der Krise. Europäische Perspektiven für die Landwirtschaft“: Während der zweitägigen Veranstaltung der Saar-SPD besichtigte die Europa-Abgeordnete Maria Noichl den landschaftlichen Betrieb von Peter Scherer in Niederlinweiler. Anschließend suchte die Agrarexpertin den Dialog mit Vertretern des Bauernverbandes Saar.

Die Stimmung ist gedrückt. Der anhaltende Preisverfall für landwirtschaftliche Produkte wie Milch , Getreide und Schweinefleisch hat manchen Bauernhof in den vergangenen Monaten und Wochen in Bedrängnis gebracht. Peter Scherer aus Niederlinxweiler hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb ausgebaut, 180 Milchkühe stehen im Stall. "Landschaftlich, fachlich läuft es gut, was unter dem Strich betriebswirtschaftlich rauskommt, ist ein Desaster", moniert Peter Scherer. Das Beispiel von Scherer lässt sich bundesweit auf zahlreiche Milchviehbetriebe übertragen. "Es herrscht eine schlechte Preissituation, ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Von einem Gewinn sprechen wir momentan nicht", klagt der Landwirt. Das hänge mit der Marktsituation zusammen, fast 50 Prozent der produzierten Milch gehe ins Ausland.

Ein Klagelied bekommt die Europa-Abgeordnete Maria Noichl (SPD ) beim Gespräch mit den Vertretern des Bauernverbandes Saar zu hören. "Zur Preissituation muss man den Einzelhandel in die Pflicht nehmen", so die Agrarexpertin. Bauernverband-Geschäftsführer Peter Lauer befürchtet, dass der unterschiedliche Fixpreis pro Liter Milch noch von 26 auf 24,5 Cent abstürzen könnte. "Da wird sich dann wieder gegenseitig unterboten, ohne an den Bauern zu denken", so Lauer, der fordert: "Der Preis muss bei den Bauern ankommen." Die SPD-Politikerin wird nicht nur mit dem Milchpreis-Debakel konfrontiert. "Wir haben in allen Bereichen eine Krise", verdeutlicht Lauer. Im Juli/August werde der Getreidepreis pro Zentner unter zwölf Euro fallen. Doch eine große Hilfe sieht er von Seiten der Politik bislang nicht. "Krisengelder werden verwaltet, aber können nicht abgerufen werden", kritisiert Lauer. Und die EU-Parlamentarierin entgegnet: "Würden wir die Krisengelder wegnehmen, zahlen wir am Schluss alle. Schuld daran ist das Russland-Embargo", erklärt Noichl. Dennoch regt der Geschäftsführer an, die Krisengelder zu benutzen, damit frisches Geld zum Ausgleich in die Landwirtschaft kommt. Des Weiteren geht es in dem Gespräch um Lieferbeziehungen mit Molkereien. "Der liberale Markt hört auf, wenn mir niemand mehr meine Milch abnimmt", spielt Scherer auf das Zusammenspiel der Molkereien untereinander an.

Zum Abschluss gibt der Bauernverband der Politikerin noch eine Forderung auf den Weg nach Brüssel mit. Beim Sieben-Jahres-Plan wollen die Landwirte eine Umschichtung der Direktzahlungen. Noichl verspricht dem Bauernverband, sich für gute Agrarpolitik einzusetzen, es sollen gute Lebensmittel erzeugt werden, die die Ernährung der Menschen sichern.

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Zur Person Maria Noichl (49) ist eine SPD-Politikerin aus Rosenheim. Bei der Europawahl 2014 wurde sie in das EU-Parlament gewählt. Sie ist Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter und Mitglied im Ausschuss für Verkehr und Tourismus. frf

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