Bann-Wechsel mit Benefiz-Gedanken

Remmesweiler · Das 900-Einwohner-Dörfchen hat am Wochenende zum fünften Mal sein Hiemesbiere-Feschd gefeiert. Zum Programm gehörten eine Herbstwanderung für den guten Zweck, eine Foto- und Hobbyausstellung und das Laxemkochen, der Präsentation eines alten Handwerks.

Für Andreas Wotoczek, Burkhard Schinner und Ludwin Recktenwald begann die Schicht beim Remmesweiler Hiemesbiere-Feschd am Freitag Punkt Mitternacht. Zunächst wurde auf dem Vorplatz des Dorfgemeinschaftshauses ein Feuer entzündet, darüber wurde der Kessel platziert und mit Birnensaft befüllt. "Dann wird gerührt und gerührt, die Masse darf nicht steif werden", erklärte Burghardt Schinner. Nach neun Stunden bekamen die Laxemkocher dann Gesellschaft. 70 Männer, Frauen, Jugendliche und drei Vierbeiner trafen sich zur zweiten Benefizwanderung für die Aktion "Hilf Mit!" der Saarbrücker Zeitung und das St. Wendeler Hospiz Emmaus im 900-Einwohner-Dörfchen. Otmar Gessner holte derweil noch sein ungewöhnliches Musikinstrument hervor, ein Waschbrett, und verabschiedete gemeinsam mit dem Akkordeon spielenden Kollegen Schinner die Wandersleute am herbstlich-trüben Samstagmorgen. "Wandern ist doch etwas Schönes, wenn dann noch eine zusätzliche Idee für den guten Zweck aufgegriffen wird, ist doppelt schön", sagte Teilnehmer Herbert Löhr aus St. Wendel. Die knapp zehn Kilometer lange Tour war von Erwin Römer ausgewählt worden, die historischen Fakten lieferte unterwegs Klaus Gessner. Den Vogelschlupf ging es hinauf in Richtung Habenichts, ehe zwischen Nebelschwaden der sogenannte Keltenhof sichtbar wurde. Schritt für Schritt marschierte die Gruppe über ein Teilstück der alten Römerstraße von Metz nach Mainz. Eine kurze Rast wurde an der Marpinger Rheinstraße eingelegt, wo die Remmesweiler Rotkreuzler den Wanderern erwärmten Zitroneneistee reichten. Entlang der Gemeindegrenze von Marpingen zu den Nachbarorten Winterbach, Oberlinxweiler und Remmesweiler verlief ein Großteil der Wegstrecke. Etliche Grenzsteine aus dem 18. Jahrhundert dokumentieren noch heute die Grenze zwischen dem Fürstentum Nassau-Saarbrücken und dem Herzogtum Zweibrücken-Pfalz.

Ein historischer Zeuge ist der Vierbannstein nahe des Wurzelbachs. "Das war früher wohl die Kreuzung der B 41", umschrieb Gessner, während Tina, ein zweijähriger Cocker Spaniel, am Bannstein aus dem Jahre 1767 schnüffelte. Aus den steinernen Überresten am Griesbach, so Gessner, hätten sich einst die Mönche der Tholeyer Abtei bedient. "Das waren einmal Fischteiche. Da die Mönche kein Fleisch essen durften, haben sie sich hier die Fische aus den Teichen geholt", berichtete Gessner.

Vom Hammelsberg aus waren sie dann zu sehen, die Remmesweiler Hiemesbierebäume, die dem Fest seinen Namen geben. Parallel mit dem Ertönen der Feuerwehrsirene kehrte die Wandergruppe ins Dorf zurück. "Mir hat die Natur sehr gut gefallen und bei solchen Wanderungen bin ich gerne dabei", meinte Teilnehmerin Ilse Hallauer aus Neunkirchen. In der Zwischenzeit hatten die Laxemkocher die zuvor zerkleinerten 200 Kilogramm Birnenschnitten zum Saft in den heißen Kessel hinzugegeben und verkocht. Später wurden 200 Gläser á 370 Milliliter abgefüllt. Saarlandweit ist der St. Wendeler Stadtteil Remmesweiler als ein Dorf mit schönen Bauernhäusern bekannt. Alle fünf Jahre setzt die Vereinsgemeinschaft mit der Organisation des Hiemesbiere-Feschds noch einen drauf. "Damit können wir über die Ortsgrenze hinaus zeigen, wofür das Dorf steht", sagt Uwe Luther, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft (VG). Und dabei geht es um mehr, als nur um den Vitaminkick mit dem Laxemkochen der dorftypischen Frucht, der Hiemesbiere. Das Fest präsentiert neben altem Handwerk , auch Zauberei und Musik. Eine Reihe örtlicher Hobbykünstler zeigt unter dem Dach des Dorfgemeinschaftshauses Bilder, bietet Schmuckkreationen und Dekoartikel an. "Die Ausstellung ist schon die Krönung des Festes", meint Luther. Doch nicht nur das Moderne und Filigrane findet Interesse bei den Besuchern. Altes Handwerk wie Seildrehen kommt an, neben der Bühne arbeitet der mobile Hufschmied aus Bliesen. "Das Hufeisen hat zwischen 500 und 600 Grad", sagt Hufschmied Karl-Heinz Ludes. Wenn Pferde erstmals beschlagen werden, kooperiert er mit dem Tierarzt zusammen. "Der verabreicht dem Pferd ein Beruhigungsmittel", berichtet Ludes. Das 27-Jahre alten Islandpferd Gramur hat darin schon viel Routine. Das Beschlagen ist für den Ex-Deckhengst des Gestüts Remmesweiler wie die Anprobe von neuen Schuhen. Die Ponys stehen dem Hufschmied dafür nicht zur Verfügung, sondern den Kinder für ein geführtes Reitvergnügen.

Am Samstag war die Band Searching 25 mit Pop- und Rocksongs am Start, der Shanty Chor MK SSS Passat aus Nunkirchen trat Sonntag auf. Myriam Krämer hat den Fotowettbewerb "Dorfgesichter" gewonnen, für den 70 Fotos eingereicht worden sind. "Am Sonntag war der Besuch des Festes sehr gut", resümiert VG-Schriftführer Bernhard Engel.

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