Ausgezeichnete Bildungsarbeit

St Wendel · Das 2009 vom Adolf-Bender-Zentrum gestartete Bildungsprojekt „Kinderrechte, Menschenrecht“ trägt nun Früchte. Der Rat für Nachhaltigkeit hat das Programm für seine besonders nachhaltige Bildungsarbeit in St. Wendel ausgezeichnet.

 Auszeichnung für das Projekt „Kinderrechte, Menschenrecht – Richter gehen in Schulen“ von dem Rat für Nachhaltigkeit der Bundesregierung (von links): Werner Kockler, Vorsitzender des Saarländischen Richterbundes, ABZ-Geschäftsführer Willi Portz und Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch hängen das Werkstatt-Siegel im Adolf-Bender-Zentrum auf. Das 2009 ins Leben gerufene Projekt des ABZ in Zusammenarbeit mit Richterbund und Justizministerium setzte sich gegen 380 Mitbewerber durch. Foto: Sara

Auszeichnung für das Projekt „Kinderrechte, Menschenrecht – Richter gehen in Schulen“ von dem Rat für Nachhaltigkeit der Bundesregierung (von links): Werner Kockler, Vorsitzender des Saarländischen Richterbundes, ABZ-Geschäftsführer Willi Portz und Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch hängen das Werkstatt-Siegel im Adolf-Bender-Zentrum auf. Das 2009 ins Leben gerufene Projekt des ABZ in Zusammenarbeit mit Richterbund und Justizministerium setzte sich gegen 380 Mitbewerber durch. Foto: Sara

Foto: Sara

Sie sind eine Qual. Bringen täglich Millionen Schüler zur Verzweiflung. Und sorgen für stressige Nachmittage ohne Freizeit - die Hausaufgaben . "Warum muss ich die überhaupt machen", lautet eine Frage, die Steffen Dick immer wieder beantwortet. Der 54-Jährige ist Richter am Landessozialgericht. Regelmäßig geht er in Schulen, um Kindern und Jugendlichen von seinem Beruf zu erzählen. Aber auch, um sie über ihre Rechte aufzuklären. Dieser Informationsbesuch ist Teil eines Projektes, welches das Adolf-Bender-Zentrum (ABZ) in Kooperation mit dem Richterbund und dem Justizministerium im Jahr 2009 ins Leben gerufen hat. Es trägt den Namen "Kinderrechte , Menschenrechte - Richter gehen an Schulen" und hat vor allem ein Ziel: das Bewusstsein der Schüler für Kinder- und Menschenrechte zu schärfen.

Der Rat für Nachhaltigkeit der Bundesregierung hat das Programm nun mit dem Werkstatt-N-Siegel für besonders nachhaltige Bildungsarbeit ausgezeichnet. Das Projekt setzte sich dabei gegen 380 Konkurrenten durch. "Wir wollen den Schülern zeigen, welche Rolle unsere Grundrechte im Alltag spielen", sagt Florian Klein, der das Projekt vonseiten des ABZ betreut. Die Aktion selbst teilt sich in zwei Veranstaltungen. Zunächst erhalten die Schüler eine Einführung. Klein besucht dazu die Klasse und klärt etwa folgende Fragen: Welche Rechte gibt es? Welche Rechte sind besonders wichtig? Und was heißt es überhaupt, ein Recht auf Meinungsfreiheit zu haben? "Ich unterrichte besonders gerne an Grundschulen", erzählt Klein. Die jüngeren Kinder seien sehr engagiert. "Sie wissen schon richtig viel und bringen sich selbst ein", sagt Klein.

Im zweiten Teil geht ein Richter in die Klasse. Er berichtet über den Alltag am Gericht, vermittelt die wichtigsten Grundrechte und stellt sich allen möglichen Fragen der Schüler - auch zum Thema Hausaufgaben . "Wenn die Kinder darauf zu sprechen kommen, erzähle ich ihnen vom Recht auf Bildung", sagt Dick. Er erkläre, dass jeder Mensch Rechte hat, diese aber auch annehmen muss, um sich selbst zu schützen. Etwa im Straßenverkehr, aber auch in der Schule. Bildung führe schließlich dazu, dass man im Erwachsenenalter ein selbstbestimmtes Leben führen kann. "Einmal hat ein Mädchen am Ende der Veranstaltung gesagt: ,Jeder Mensch hat Rechte , aber auch Pflichten'", erzählt Dick und fügt hinzu: "Das hätte ich nicht besser zusammenfassen können."

Häufig konfrontieren die Kinder und Jugendlichen den Richter aber auch mit komplexeren Fragen. Da die Eltern vieler Schüler getrennt sind, kommt oft das Thema Scheidung zur Sprache. "Die Kinder wollen zum Beispiel wissen, ob sie selbst entscheiden dürfen, ob sie bei Mutter oder Vater leben", sagt Dick. Ernst wird es auch, wenn Fragen zur Todesstrafe gestellt werden. Die beschäftigt Schüler aller Altersklassen, ist Anke Morsch aufgefallen. Die ehemalige Finanzrichterin arbeitet nun als Staatssekretärin im Justizministerium und hat ebenfalls schon einige Klassen besucht. "Bei Kindern bildet sich schon in jungen Jahren ein klares Gefühl heraus für das, was richtig und falsch, gut und böse ist", sagt Morsch.

Sie möchte den Kindern auch vermitteln, dass Richter oftmals gar kein Urteil sprechen, sondern Menschen zueinander bringen. "Wir wecken bei den Kindern das Verständnis für die Demokratie", erklärt Morsch. Das sei momentan von besonders großer Bedeutung, da wieder verstärkt Rechte Parolen in der Bevölkerung auftreten.

Zum Thema:

HintergrundDas Adolf-Bender-Zentrum hat das Projekt "Kinderrechte , Menschenrecht - Richter gehen in Schulen" im Jahr 2009 entwickelt. Auch der Saarländische Richterbund ist an der Durchführung beteiligt, indem er etwa Richter für die jeweiligen Veranstaltungen stellt. Das Ministerium der Justiz finanziert das Projekt. Teilnehmen können Grundschulen (Klassen drei und vier) sowie weiterführende Schulen (Klasse acht, neun sowie Oberstufe). sara

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort