Aus dem Leben gegriffen und festgehalten

St Wendel · Barbara Yelin, preisgekrönte Autorin und Illustratorin, war auf Einladung des Mia-Münster-Hauses am Gymnasium Wendalinum zu Gast. Sie berichtete über ihre Arbeit, etwa einen Comic über das Leben ihrer Großmutter.

Die Autorin Barbara Yelin war zu Gast am Gymnasium Wendalinum. Sie stellte den Zehner-Klassen ihr Buch "Irmina" vor, das 2014 veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um eine Graphic Novel, ein Comic in Buchformat. Drei Jahre investierte die Autorin in dieses Buch, das auf einer wahren Begebenheit basiert, auch wenn sich Yelin nach eigenen Worten "ein paar Freiheiten" in der Erzählung genommen habe.

Grundlage ist die Biografie ihrer Großmutter, deren Briefe und Tagebücher sie gelesen hat. Diese ergaben das Bild einer ungewöhnlichen Lebensgeschichte einer Frau in der Zeit der NS-Diktatur, der sowohl die Möglichkeit zum Aufbegehren, als auch zur Anpassung gegeben war. Schritt für Schritt habe Yelin versucht, die Haltung ihrer Großmutter nachzuvollziehen. Ganz bewusst habe sie entsprechend Grau als dominierende Farbe der Illustration gewählt. Zum Inhalt: Die ehrgeizige Irmina reist Mitte der 30er Jahre nach London, um eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin zu beginnen. Dort lernt sie den dunkelhäutigen Howard kennen, eine Liebesgeschichte beginnt.

Doch ihre Beziehung findet ein jähes Ende und Irmina kehrt nach Nazi-Deutschland zurück. Hier bietet sich ihr die Möglichkeit, Wohlstand zu erlangen, wenn sie dafür die verbrecherische Ideologie des Regimes nicht infrage stellt. Briefe an Howard kommen mit dem Vermerk "unbekannt verzogen" zurück. 50 Jahre später wird sie ihn wieder sehen.

Barbara Yelin wurde 1977 in München geboren und studierte Illustration in Hamburg. Als Workshopleiterin und Reportage-Zeichnerin reiste sie nach Kairo, Bali, New Delhi, Tel Aviv und Pristina. 2015 erhielt sie den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur, 2016 den Max-und-Moritz-Preis als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin. Aktuell zeichnet sie Comicstrips für die Frankfurter Rundschau und den Berliner Tagesspiegel. Die Lesung stiftete das Mia-Münster-Haus.

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