Applaus statt Ausschlafen

St Wendel · Zum ersten Mal hatte der Dekanatskantor der Basilika zum Spontanchor geladen. In einer Stunde studierte eine bunte Gruppe Sangesfreudiger sechs Lieder ein und trug sie direkt danach im Gottesdienst vor.

 Bei der Probe im Cusanushaus hatten Lilli (l.) und Josephine ihren Spaß. Fotos: B & K

Bei der Probe im Cusanushaus hatten Lilli (l.) und Josephine ihren Spaß. Fotos: B & K

 SZ-Mitarbeiterin Jennifer Sick testete den Spontanchor.

SZ-Mitarbeiterin Jennifer Sick testete den Spontanchor.

An einem Sonntagmorgen, an dem ich doch eigentlich gerne mal ausschlafe, sitze ich im Cusanushaus zwischen hochmotivierten Männern, Frauen und Kindern. Und statt der von mir präferierten Classic-Rock-Songs singe ich Lieder wie "Eingeladen zum Fest des Glaubens" oder auch "Gott hat mir längst einen Engel gesandt". Aber trotz allem habe ich richtig Spaß an der Sache. Doch beginnen wir ganz von vorne:

Der Grund, aus dem ich meinen Sonntagsschlaf diesmal so früh unterbrochen habe, ist der Spontanchor, zu dem der Dekanatskantor der Wendelinus-Basilika, Stefan Klemm, erstmalig eingeladen hat. "Es ist ein Experiment und ich bin gespannt, wie es laufen wird", erklärt er mir vor Beginn der einstündigen Probe. "Mitmachen kann jeder, der Lust dazu und ein wenig Talent zum Erfassen und Nachsingen einfacher Melodien hat." Dementsprechend füllt sich der Raum im Cusanushaus langsam aber sicher mit Sängern aller Altersstufen. Sogar Kinder sind gekommen, um bei dem Spontanchor mitzuwirken. Stefan Klemm begrüßt jeden Neuankömmling mit herzlichen Handschlag und trifft auf einige Bekannte: "Ich sehe ein paar Leute aus meinen Chören, aber auch viele unbekannte Gesichter sind mit dabei."

Klemm teilt die Teilnehmer zunächst in die einzelnen Stimmgruppen Sopran, Alt, Tenor und Bass ein. Dann gilt es, innerhalb einer Stunde, sechs Lieder einzustudieren, die wir im Anschluss an die Probe beim Gottesdienst in der Wendelinus-Basilika vortragen sollen. "Auf diese Weise möchten wir die neuen Lieder, Wechselgesänge und Akklamationen des neuen Gotteslobes in die Gemeinde tragen", erklärt Klemm.

An dieser Stelle verlässt mich kurz der Mut. Wechselgesänge und Akklamationen? Klingt nach viel zu viel Arbeit für eine Stunde. Doch der Dekanatskantor belehrt mich eines Besseren: Schritt für Schritt bringt er uns allen die Lieder bei, die er vorher sorgsam ausgewählt hat. Und am Ende der Probe ermuntert er uns noch: "Jetzt geht es nicht darum, alles richtig zu machen, sondern einfach mit Freude dabei zu sein."

So motiviert erklimmen wir dann alle die Stufen zu der Empore der Wendelinus-Basilika und positionieren uns vor der großen Orgel. Der Gottesdienst ist gut besucht und fast könnte man ein wenig nervös werden. Doch dazu bleibt keine Zeit, denn schon beginnen wir mit dem ersten Lied "Unser Suchen nach dem Einen". Und es läuft gut. Genauso wie all die anderen einstudierten Gesänge, die wir im Laufe der Messe nach und nach zum Besten geben. Am Ende bekommen wir nicht nur Lob von Stefan Klemm, sondern auch die Besucher - über das Projekt Spontanchor mittels Handzettel informiert - applaudieren unserer Leistung. Eine Honorierung, über die sich meine Mitsänger wirklich freuen. Und auch für mich war es eine interessante Erfahrung, für die das frühe Aufstehen sich gelohnt hat.

Das nächste Spontanchorprojekt ist am Sonntag, 3. Mai.

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