Wallfahrtswoche in St. Wendel Zeit, etwas Neues zu erleben

St. Wendel · Die ehemalige Ministerin Annette Schavan brach in St. Wendel eine Lanze für Papst Franziskus und die Synode.

  Pastor Klaus Leist (links) verhüllt zum Ende der Wallfahrtswoche gemit Pastor Erwin Recktenwald den Schrein des St. Wendeler Stadtheiligen.

Pastor Klaus Leist (links) verhüllt zum Ende der Wallfahrtswoche gemit Pastor Erwin Recktenwald den Schrein des St. Wendeler Stadtheiligen.

Foto: Bonenberger/B&K

Im Bistum Trier wird sich die katholische Kirche mit 35 Großpfarreien strukturell und innerlich verändern. Papst Franziskus in Rom rät der Kirche zu einem Perspektivenwechsel. Der Argentinier scheint in manchen Fragen auch auf Erneuerung zu setzen. Ist dieser großer Umbruch zu schaffen? Wenn es nach der ehemaligen Bundesbildungsministerin Annette Schavan geht, ja – jedoch sei ein langer Atem notwendig. Die 64-Jährige hat am Montagabend bei der Wendelinus-Wallfahrtswoche zum Thema „Christen und die Kraft der Erneuerung“ in der Basilika in St. Wendel referiert. Schavan sagt, die Christen seien immer Menschen des neuen Weges gewesen. „Das steht schon in der Apostelgeschichte“, leitet die Festrednerin ein.

Als Paradebeispiel für Erneuerung stehe ihrer Meinung nach Papst Franziskus: „Er kommt vom anderen Ende dieser Welt. Er ermutigt die Christen und die Kirche, Neues nicht zu fürchten, sich davon verändern zu lassen und Erfahrungen, Hoffnungen und Freiheiten zu ermöglichen.“

Franziskus sei ein Papst mit einer ganz anderen Biografie als seine Vorgänger, der nun fordere, die Perspektiven zu wechseln. „Sich einmal in eine afrikanische Mutter hineindenken, die zehn Kinder hat. Oder hingehen, wo wir noch nie waren“, nennt Schavan als Beispiele. Und der Papst appelliere, die Wirklichkeit wichtiger zu nehmen als die Idee. Und er plädiere, dass die Kirche künftig auf jeglichen Pomp verzichten solle. „Schon das ist ein klares Bekenntnis zu einer kleineren Einheit“, meint Schavan.

Als „Menschen des neuen Weges“ seien die Urchristen bezeichnet worden. Dies sei zudem eine Triebfeder des Papstes. „Wenn Martin Luther heute nach Rom käme, der Papst würde ihn empfangen“, ist Schavan überzeugt. Besonders das Subsidiaritätsprinzip gelte auch für die Kirche. „Und jetzt wird es Zeit für den Gedanken der kleinen Einheiten in der Kirche“, sagte Schavan. Klar werde gleich hochgerechnet, dass es künftig weniger Einnahmen aus den Kirchensteuern und weniger Priester gebe. Doch überhaupt: Wer im Jahr 2019 schon die Insolvenz für 2060 vorbereite, der sei nicht mit großem Vertrauen ausgestattet. „Sicherlich ist die Gesellschaft komplizierter und vielfältiger geworden, aber es ist eine gute Zeit für das Christentum, etwas Neues zu erleben, nur wenn es gewollt ist“, findet die Referentin.

Niemand müsste Theologie studiert haben, um Papst Franziskus zu verstehen. Er spreche in Bildern und Gleichnissen.

Wie er, so fordert auch Schavan: „Inklusion statt Abschottung.“ Denn je mehr, ergänzt sie, „wir ausschließen, umso mehr geht am Ende kaputt“. Papst Franziskus wolle die Erneuerung aufgrund des Vatikanischen Konzils und seiner Theologie heraus: „Christen gehen an die Peripherie.“ Ja, unterwegs sein, die Perspektiven wechseln, seien Schlüssel und der Dienst am Gemeinwesen ein Impuls zur Erneuerung. „Doch wir müssen einen langen Atem haben, es geht nicht so schnell“, ergänzte Schavan. Abschließend zieht sie einen Vergleich mit der Wiedervereinigung Europas und den Montagsgebeten über zehn Jahre in der Leipziger Nikolaikirche und mahnt zur Geduld. „Dabei haben die Menschen auch an eine Erneuerung geglaubt“, sagt Schavan.

 Bundesministerin a.D. Annette Schavan hielt am Montagabend den Festvortrag in der St. Wendeler Basilika.

Bundesministerin a.D. Annette Schavan hielt am Montagabend den Festvortrag in der St. Wendeler Basilika.

Foto: B&K/Bonenberger/

Am Dienstag ist die Wallfahrtswoche in St. Wendel zu Ende gegangen, und der Schrein des Heiligen Wendelin ist während einer feierlichen Vesper wieder verhüllt worden.

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