Altbekannte Figuren berühren Kinderherzen

St Wendel · „Schneewittchen“ war in diesem Jahr der Renner bei den kleinen und großen Besuchern. Doch auch unbekanntere Stücke wie „Schön Hühnchen, schön Hähnchen“ zogen die Zuschauer in ihren Bann.

 Puppenspieler Wolfgang Gerber vom „theater wiwo“ beantwortet nach der Vorführung Fragen der Kinder. Foto: Sarah Konrad

Puppenspieler Wolfgang Gerber vom „theater wiwo“ beantwortet nach der Vorführung Fragen der Kinder. Foto: Sarah Konrad

Foto: Sarah Konrad

Das Tor zur Märchenwelt öffnet sich Stück für Stück. Knorrige Wurzeln, bemooste Steine und ein mysteriöser Spiegel tauchen auf, als Puppenspielerin Simone Wanzek-Weber ihre Bühne enthüllt. Mit jedem Seidentuch, das sie entfernt, wird die Zauberlandschaft detaillierter. Bis schließlich auch die letzte Requisite zum Vorschein kommt: das Haus der sieben Zwerge. "Ist das winzig", ruft ein kleiner Junge in den Raum. "Pssst, du musst ruhig sein", fordert ihn seine Sitznachbarin auf. Schon ist es wieder still. Etwa 20 Kinder lauschen gespannt, wie die böse Stiefmutter den Spiegel nach der schönsten Frau im ganzen Land befragt. Sie beobachten Schneewittchen , das von sieben kleinen Tellerchen isst. Und freuen sich über die Traumhochzeit am Ende. "Das Schneewittchen-Märchen ist im Original wunderschön. Da braucht es keine Spezialeffekte oder zusätzliche Figuren, die die Geschichte aufpeppen", erklärt Wanzek-Weber nach der Vorstellung. Die jungen Zuschauer seien wegen der Puppen ohnehin schon viel aufmerksamer. "Die Figuren sprechen zur Seele der Kinder. Sie nehmen das Märchen dadurch viel intensiver wahr", erklärt die Puppenspielerin.

Mit ihrem Figurentheater "Elfentau" tourt sie durch ganz Deutschland. Seit 22 Jahren ist sie bereits beim "St. Wendeler Märchenfest" zu Gast. So auch vergangenes Wochenende. Neben "Schneewittchen " führte sie auch das Märchen "Hans in der Drachenhöhle" im Mia-Münster-Haus auf. "Schneewittchen war dieses Jahr der Renner", sagt Axel Birkenbach, Leiter des Kulturamtes St. Wendel . Insgesamt hätten die Kreisstadt und der Landkreis St. Wendel rund 400 Eintrittskarten für das Märchenfestival verkauft. Durch den Ostermarkt seien auch viele Fremde vorbeigekommen, berichtet Birkenbach. So auch Margarete Schneider und ihre beiden Söhne Julius und Tom. "Wir kommen aus Bayern, machen gerade Urlaub im Saarland und wollten uns heute mal St. Wendel ansehen", erzählt sie. Durch Zufall habe sie von dem Märchenfestival erfahren. "Die beiden Jungs wollten unbedingt das Stück ,Schön Hühnchen, schön Hähnchen ' sehen. Sie fanden den Namen so lustig", berichtet Schneider weiter.

Wichtige Botschaft

Dann wird es plötzlich dunkel. Die Vorführung beginnt. Wolfgang Gerber und seine Frau Wilmi vom "theater wiwo" zeigen die Geschichte eines alten Mannes, der gemeinsam mit drei Tieren in einer Waldhütte wohnt. Nacheinander verirren sich drei Schwestern zu ihnen. Alle werden freundlich aufgenommen. Doch die beiden älteren Schwestern denken nur an sich. Lediglich die jüngste kümmert sich auch um den Mann und seine Tiere. Durch ihr Mitgefühl bewirkt sie ein Wunder: Die ärmliche Hütte und ihre Bewohner verwandeln sich in ein Schloss. "Ich mag die ethische Komponente des Stückes. Es lehrt, dass man Verantwortung gegenüber der Natur und anderen Menschen übernehmen muss", sagt Wolfgang Gerber . Er ist schon seit 30 Jahren Puppenspieler, doch jeder Auftritt ist für ihn etwas Besonderes. "Es ist schön, solch einen direkten Draht zu den Kindern zu haben", sagt er. Nach jeder Vorführung lädt er sein junges Publikum ein, sich die Bühne von nahem anzusehen. Auch Familie Schneider nutzt die Gelegenheit. "Wie alt sind denn die Puppen ?", will der sechsjährige Tom wissen. "Die sind so fünf Jahre alt", antwortet ihm Gerber. Tom und sein Bruder haben heute zum ersten Mal ein Puppentheater gesehen. "Das ist viel schöner, als Fernsehen zu gucken", fassen sie ihren Besuch beim Märchenfestival zusammen. Als nächstes spricht Andrea Tschida den Puppenspieler an. Sie bedankt sich für die gelungene Aufführung. Die Kindergärtnerin lobt: "Die Puppenspieler haben das Märchen so toll erzählt, das hat wirklich das Herz berührt."

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