Als Eremiten an der Wendelskapelle lebten

St Wendel · Nickel Rehm und Henrich Schmitz hießen zwei der Einsiedler, die einst auf dem Gelände an der St. Wendeler Wendelskapelle gelebt haben. Beim bundesweiten Aktionstag „Tag des offenen Denkmals“ berichtete der Stadthistoriker Roland Geiger über die „Eremiten der Wendelskapelle“. Veranstalter war die Bauhütte St. Wendel, welche die Reparaturen an Kapelle, Klause und Brunnen finanziert.

 Georg Hoster (rechts, mit Strohhut) erläutert einer Besuchergruppe die Geschichte der Wendelskapelle. FOTO: Frank Faber

Georg Hoster (rechts, mit Strohhut) erläutert einer Besuchergruppe die Geschichte der Wendelskapelle. FOTO: Frank Faber

Am "Tag des offenen Denkmals" haben mehr als 100 Menschen die Wendelskapelle in St. Wendel besucht. Der Legende nach steht die Kapelle an der Stelle, an der einst der Stadtheilige Wendelin als Eremit gelebt haben soll. Doch wie hießen die späteren Bewohner der Eremitage?

Darüber klärte der Stadthistoriker Roland Geiger in seinem Vortrag "Die Eremiten der Wendelskapelle" auf. Laut seinen Ausführungen ist die "Jungfrau Adelaid von Schaumburg" der älteste bekannte Eigentümer des Anwesens. Ihr Grundbesitz sei im Jahre 1584 an den St. Wendeler Kellner Christoph Richter verkauft worden. "Er war für die Verwaltung der finanziellen Angelegenheiten des Kurfürsten zuständig", berichtete Heimatforscher Geiger. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) verkauften Richters Erben das Anwesen an die Familie Dussart de Vigneulles in Saarlouis, deren Verwalter war die mit ihnen verwandte St. Wendeler Familie von Hame.

Zunächst sei ein Opferstock am Brunnen aufgestellt worden, ehe 1682 der St. Wendeler Peter Heyn ein Bethäuschen mit Wohnung errichtet habe. Nickel Rehm wurde 1719 als erster Eremit eingestellt. "Er war knapp 20 Jahre alt und verkrüppelt, irgendwann muss er ein Bein verloren haben", so Geiger. Mit 50 Reichsthalern soll Rehm den damaligen St. Wendeler Pastor bestochen haben, um die Stelle zu bekommen. 1735 kaufte dann Franz von Hame das Gelände, renovierte den Wendelsbrunnen und ließ die nach einem Sturm (1753) beschädigte Kapelle und die Klause (Eremitage) neu bauen. "Seine Erben verkauften die Eremitenhäuser und das Grundstück, aber nicht die Kapelle, 1772 an die St. Wendeler Pfarrkirche", erklärte Geiger. Am Neujahrstag 1794 sei die Kapelle von Franzosen verwüstet worden. Der Schaden wurde behoben, um einen Gottesdienst zu ermöglichen.

Doch zwischen Pastor Castello und dem Bruder Arsenius muss es zu einer Auseinandersetzung gekommen sein, vermutet Geiger. Denn der Eremit sei versetzt worden und Henrich Schmitz alleine am Wendelsbrunnen zurückgeblieben. Im Alter von 79 Jahren schloss Schmitz mit Küster Johann Joerg einen Alimentenvertrag, worin sich Joerg verpflichtete für den alten Mann bis zu seinem Lebensende zu sorgen. "Dafür übertrug er ihm Wohnhaus mit Hof und Garten bei der Kapelle", sagte der Historiker. Bei Henrichs Tod sollte das Anwesen in Joergs Besitz übergehen, und er behielt so sein Wohnrecht. "Die Pfarrei hat damals darauf nicht reagiert", teilte Geiger mit. Erst als Schmitz 1811 aus gesundheitlichen Gründen den Wendelsbrunnen verließ, wurde die Kirche aktiv. "Man rechnete aus, dass Schmitz seit Jahren weder das Geld aus dem Opferstock abgegeben noch seine jährlichen 27 Thaler für Naturalien bezahlt hätte", berichtete Geiger. Schmitz kam im Hospital unter. Er starb 1815 und war der letzte wirkliche Eremit für die nächsten 200 Jahre an der Wendelskapelle.

Neben der Wendelskapelle waren beim Tag des offenen Denkmals aus dem Landkreis St. Wendel die Liebenburg in Namborn, die Bunkeranlagen in Eisen und das Haus Nickels in Osterbrücken dabei.

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Hintergrund Die Wendelskapelle und die Klause wurde 1755 auf Betreiben des kurtrierischen Hofrates Franz Ernst von Hame von Joseph Walter am Fuße des Bosenberges erbaut. Nach den Eremiten zog 1812 mit Jakob der erste Verwalter in die Eremitage. Am 14. August 1945 wurde die Kapelle von französischen Soldaten geplündert. Vor drei Jahre wurde der Brunnen vor der Kapelle renoviert. Seit Mitte der 1960er-Jahre werden die Reparaturen an Kapelle, Klause und Brunnen von der Bauhütte St. Wendel finanziert. Deren Mitglieder verfolgen das Ziel, die Pfarrgemeinde St. Wendelin bei der Erhaltung der Heiligtümer des Pfarrpatrons: Basilika und die Wendelskapelle zu unterstützen. frf

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