Als die Basilika zur Baustelle wurde

St. Wendel. Lastwagen und Bagger ratterten durch die Kirche, Chor und Schiffe standen voller Gerüste, Bauschutt türmte sich zu Bergen auf. Manchmal kamen die Kinder zum Spielen. "Viele von Ihnen können sich sicher noch an diese Zeit erinnern", sagte Pfarrsekretär Hans-Werner Luther am Dienstagabend im Cusanushaus. Dorthin hatte die Pfarrei St

 Vor dem Transport in die Taufkapelle musste auch dieses Grabmal ausgebaut werden. Foto: privat

Vor dem Transport in die Taufkapelle musste auch dieses Grabmal ausgebaut werden. Foto: privat

St. Wendel. Lastwagen und Bagger ratterten durch die Kirche, Chor und Schiffe standen voller Gerüste, Bauschutt türmte sich zu Bergen auf. Manchmal kamen die Kinder zum Spielen. "Viele von Ihnen können sich sicher noch an diese Zeit erinnern", sagte Pfarrsekretär Hans-Werner Luther am Dienstagabend im Cusanushaus. Dorthin hatte die Pfarrei St. Wendelin zum Lichtbildervortrag über die Renovierung der Kirche in den Jahren 1980 und 1981 eingeladen. Der Abend war der Auftakt zur Veranstaltungsreihe für das Jubiläum "650 Jahre Wallfahrtskirche", bei dem auch der Erhebung der Kirche zur Basilika minor im Jahre 1960 gedacht wird. "Die Basilika - immer wieder eine Baustelle" heißt es in der Schrift, die die Pfarrei vor 30 Jahren nach den Renovierungsarbeiten herausgegeben hatte. Seitdem sie im 15. Jahrhundert fertiggestellt worden war, habe immer wieder an ihr gearbeitet werden müssen, erstmals in den Jahren 1519 und 1520. Der Lichtbildervortrag erinnerte zuerst an den Tag, als die Kirche geschlossen wurde. Es war der 14. April 1980 und der Weiße Sonntag. Nachdem der Gottesdienst mit den Kommunionkindern beendet war, wurden die Türen zugesperrt und Schilder mit entsprechenden Hinweisen angeklebt. Alle Gottesdienste wurden ab diesem Tag in der Hospitalkirche gefeiert. Die ersten Tage waren ausgefüllt mit dem Ausräumen der Basilika. Bänke, Chorgestühl, Beichtstühle, Altäre und Figuren wurden ausgelagert. Orgel, Kanzel, Hochgrab und Grablegungsgruppe erhielten einen schützenden Holzumbau. Die Arbeiter entnahmen die Gebeine des heiligen Wendelin aus dem Sarkophag und stellten die Lade in das Hochgrab im Chor. Der Sarkophag wanderte in die Taufkapelle. Nach dem Ausräumen wurde die Freitreppe am Portal zur Rampe, damit Lastwagen und Bagger in die Kirche fahren konnten. Zuerst wurden Kanäle für die Warmluft der neuen Heizungsanlage gebaut. Bei den Ausschachtungsarbeiten sorgten mehrere bedeutende Funde für Überraschungen. So wurde zum Beispiel das Grab des ehemaligen Pfarrers Bender (Amtszeit von 1775 bis 1791) im Chor entdeckt. Hinter dem Hochaltar wurde ein alter Keramikfußboden gefunden. Das bedeutendste Zeugnis aus früherer Zeit jedoch war ein Säulenstumpf mit Kapitell neben dem linken Seitenaltar, dessen Ornamente weitgehend erhalten waren. Konservatoren datierten den Fund in die Jahre zwischen 1200 und 1230 und damit in die Zeit der Vorgängerkirche, über die nur wenig bekannt ist. Der Säulenstumpf ist heute Teil des Lesepultes. Die Malerarbeiten im Chor und in den Seitenschiffen sowie die Restaurierung der mittelalterlichen Wappenmalereien auf dem Gewölbe des Mittelschiffes waren die nächsten Schritte.Mehrere hundert Farbdias vermittelten ein eindrucksvolles Bild all dieser Arbeiten, zu deren Zeit Bruno Holschbach Pfarrer war. Wiedereröffnet wurde die Basilika am Palmsonntag, 12. April 1981, mit einer Prozession und einem festlichen Gottesdienst. gtr

Auf einen BlickHöhepunkte im Wendelinusjahr: Freitag, 7. Mai: 19.30 Uhr Eröffnung der Ausstellung "Die Wallfahrtskirche des heiligen Wendelin" im Stadtmuseum. Pfingstsonntag, 23. Juni: 10.45 Uhr Pontifikalamt mit Nuntius und Erzbischof Jean Claude Périsset, Öffnung der Reliquienlade. Pfingstmontag, 24. Juni, zehn Uhr, Reiterwallfahrt zur Wendelskapelle mit Festgottesdienst. Samstag, 29. Mai: 19.30 bis 23.30 Uhr "Nacht mit Bach". Sonntag, 30. Mai: 10.45 Uhr Festhochamt mit Schließung des Reliquienschreines. Freitag/Samstag, 25./26. Juni: Straßenmalerei mit Meditationsthemen. Samstag/Sonntag, 10./11. Juli, Gießen von Sakristeiglocken. Samstag/Sonntag, 14./15. August, mittelalterlicher Handwerkermarkt auf dem Fruchtmarkt. 20. bis 26. Oktober: Wallfahrtswoche. gtr

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