Ein Dankeschön Jede Woche Obst von Ali Skaine

St. Wendel · Der Geschäftsmann aus dem Libanon möchte mit der Aktion seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

 Dankeschön-Tour: Ali Skaine (rechts) hat den ersten Obstkorb im St. Wendeler Fachärztezentrum abgegeben.

Dankeschön-Tour: Ali Skaine (rechts) hat den ersten Obstkorb im St. Wendeler Fachärztezentrum abgegeben.

Foto: Frank Faber

Die Familie Skaine hat nach ihrer Flucht wegen des Bürgerkriegs im Libanon in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Für Ali Skaine ist es jetzt an der Zeit, Danke zu sagen. Der Geschäftsinhaber des St. Wendeler Orient-Serviceshops überreicht einmal pro Woche einen Obstkorb an Ärzte, Kindergärten oder systemrelevante Betriebe. „Was im Landkreis St. Wendel gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie alles unternommen wird, ist sagenhaft. Ich habe mein Geschäft nicht schließen müssen, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Skaine.

Nach Ladenschluss gilt dann die ganze Aufmerksamkeit dem Geschehen in seinem Heimatland Libanon. Nach einem starken Anstieg an Corona-Fällen hat die Regierung trotz einer schweren Wirtschaftskrise erneut weitreichende Ausgangsbeschränkungen beschlossen. „Meine 92-jährige Oma und die Verwandtschaft leben noch da, ich telefoniere regelmäßig mit dem Onkel“, berichtet er. Die Menschen müssten zu Hause bleiben und dürften nur auf die von der Armee kontrollierten Straßen, wenn es absolut notwendig sei. „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, im Libanon zu leben“, stellt Skaine fest.

Wegen des Bürgerkriegs ist die Familie im Oktober 1985 aus dem Staat in Vorderasien geflohen. „Es war verheerend. Als wir einmal aus dem Bunker rausgekommen sind, lagen überall Leichen und alles war platt“, erinnert sich der 48-Jährige. Sein Papa Hussein Skaine hat die  Existenz, ein Reisebüro mit Taxiunternehmen in Beirut, noch verkaufen können, um das Land zu verlassen. „Er und Mama haben gesagt, wir müssen schnell aus dem Libanon weg“, so Skaine. Mit Hilfe angeheuerter Schleuser gelang die Flucht in einem klapprigen VW-Bus. „Meine Eltern, ich und meine zwei Geschwister haben stundenlang, unter Kartons versteckt, auf dem Boden liegen müssen“, schildert er ein abenteuerliches Entkommen während des tobenden Bürgerkriegs im Libanon, der 1990 nach 15 Jahren ein Ende gefunden hat. Über die Grenze nach Syrien schaffte es die Familie mit dem Flugzeug nach Berlin-Tegel. „Drei Monate waren wir in Berlin und sind dort für drei Jahre ins Lager Zirndorf in Bayern geschickt worden“, so Skaine. Schulunterricht habe es nicht gegeben, worunter sein Vater litt. Die nächste Station war dann Regensburg, ehe die Skaines im Auffanglager Lebach einquartiert wurden. „Als uns eine Wohnung in Haupersweiler zugewiesen worden ist, waren wir sehr glücklich“, erläutert Skaine. Deutschland, so betont er, habe der Familie die Möglichkeiten gegeben, sich zu integrieren, die soziale Absicherung zu erhalten und die Sprache zu erlernen, zu studieren und Berufe auszuüben. „Es war unheimlich wichtig, die Chance zu erkennen und auch anzunehmen“, meint er rückblickend. Er  wurde  Automobilverkäufer, seine Schwester Zeinab diplomierte Betriebswirtin.

Nach all diesen positiven Erfahrungen klingen ihm noch  immer der damalige Appell seiner Mutter, die 13 Jahre in der Metzgerei Sannikolo beschäftigt war, in seinen Ohren: „Wenn ihr einmal die Möglichkeit habt, müsst ihr was zurückgeben“. Gesagt, getan. Ali Skaine engagiert sich im St. Wendeler Flüchtlingsnetzwerk und fungiert als Übersetzer in den Clearingstellen für unbegleitete Jugendliche im Landkreis.

Im April 2016 übernahm er den Orient-Serviceshop in der St. Wendeler Bahnhofstraße. Auf dem Schild über dem Eingang steht: „Echte Dankbarkeit entsteht aus einem inneren Bedürfnis und dem Schätzen über das, was jemand selbstlos verschenkt hat. Danke Deutschland“. Einmal pro Woche geht Skaine mit einem gefüllten Obstkorb nun auf Dankeschön-Tour. Den Anfang machte er im Facharztzentrum für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie in der Tholeyer Straße. „Eine tolle Geste“, freut sich Dr. Markus Endres. Skaines Tourplan sieht weiter vor: „Ich werde in Arztpraxen, Kindergärten, Grundschulen oder auch mal beim Wertstoffhof als Zeichen der Anerkennung einen Obstkorb abgeben“. Denn die überwiegende Barmherzigkeit, die ihm immer wieder in Deutschland begegnet, hat es ihm angetan. „Das ist eine besondere Mentalität der Deutschen. Bei den Spendenaktionen sind sie wohl Weltmeister“, was ihn beeindruckt. Er hoffe nun, dass die Verwandtschaft im Libanon die Pandemie ähnlich schadlos wie die Bürger im Landkreis übersteht. „St. Wendel ist für mich eine Traumstadt und es ist schön zu wissen, dass unsere Familie mit allen Rechten und Pflichten ein Teil der Gesellschaft werden durfte“, findet Skaine.

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