Solidaritätsaktion Gemeinsam singen und musizieren

St. Wendel · Die Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung hat zu einer Solidaritätsaktion am 17. April aufgerufen. Kurz nach 19 Uhr soll das „Steigerlied“ erklingen.

 Diese Noten zum „Steigerlied“ sind auf der Seite des Bunds Saarländischer Musikvereine zum Herunterladen verfügbar.

Diese Noten zum „Steigerlied“ sind auf der Seite des Bunds Saarländischer Musikvereine zum Herunterladen verfügbar.

Foto: Evelyn Schneider

Wie klingt eigentlich Solidarität? Zuletzt ist es – passend zum Beethoven-Jahr – die neunte Sinfonie des 1770 geborenen Komponisten gewesen, die aus den Fenstern in ganz Deutschland in die Gassen und Straßen hinausschallte. In Zeiten von Corona geht auch die Musik neue Wege. Immer sonntags um 18 Uhr greifen die Menschen zu ihren Instrumenten und Noten – auch im Landkreis St. Wendel. Sie sind allein und doch irgendwie zusammen, nur anders.

Eine zusätzliche musikalische Aktion ist im Saarland am Freitag, 17. April, geplant. Dann soll im ganzen Land das „Steigerlied“ erklingen. Initiiert wurde dieses besondere Ständchen von der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung. Laut deren Internetseite gehe es um Solidarität, darum, ein Zeichen zu setzen, frei nach dem Motto „Wir halten zusammen“. Angesprochen sind alle musisch-kulturellen Verbände wie Chöre, Musikvereine oder auch Karnevalisten. Zeitgleich  sollen sie alle musizieren oder singen.

Franz-Josef Schlitter, Vorsitzender des Bundes Saarländischer Musikvereine (BSM) im Musikkreis St. Wendel, hat die Vereine in seiner Region informiert. „22 Vereine haben direkt eine positive Rückmeldung gegeben: Sie sind dabei“, berichtet Schlitter zufrieden. Er geht aber davon aus, dass sich im Endeffekt die Mehrheit der 42 Musikvereine im Landkreis St. Wendel beteiligen wird.

Nachdem am Freitagabend die Kirchenglocken um 19 Uhr geläutet haben, beginnt das gemeinsame Singen und Musizieren. „Glückauf, Glückauf! Der Steiger kommt“ lauten die ersten Zeilen des sieben Strophen umfassenden „Steigerliedes“. Warum dieses für die Aktion ausgewählt wurde, erklärt Schlitter aus der Historie heraus. „Es ist wegen der Bergmanns-Tradition in der Region so etwas wie eine saarländische Hymne.“ In deren siebter  Strophe ist vom „Schnaps saufen“ die Rede. Und den, so verkündet Schlitter mit einem Augenzwinkern, dürfen sich auch die Beteiligten am Ende des Liedes gönnen. „Getreu dem Bergmanns-Spruch ,zusammen arbeiten, zusammen feiern’“, sagt Schlitter. Um 19.30 Uhr erklingen erneut an vielen Gotteshäusern die Glocken – eine tägliche Solidaritätsaktion der Kirchen. Somit ist das musikalische Stelldichein in das  Geläut eingebettet. „Das ist eine schöne Sache“, findet Schlitter.

Der Vorsitzende des BSM im Musikkreis St. Wendel vergleicht die Situation der Mitglieder in Musikvereinen mit Mannschaftssportlern. „Man ist es gewöhnt, zusammen zu arbeiten, ein Ziel zu verfolgen.“ Jetzt probe jeder für sich alleine. „Es tut schon weh, nicht miteinander musizieren zu können“, gesteht Schlitter, der selbst Mitglied im Musikverein Steinberg-Deckenhardt ist.

Er freut sich bereits auf die musikalische Solidaritätsaktion am Freitag. Die Einfahrt vor der heimischen Garage in Güdesweiler wird dann einmal mehr seine Bühne. „Ich beteilige mich schon seit vier Wochen an der sonntäglichen Musik-Aktion“, verrät Schlitter. Daher hat er schon eine gewisse Routine bei dieser neuen Auftrittsvariante. „Die Nachbarn fragen immer schon, was ich als nächstes spiele“, berichtet der Musiker, der sich den Instrumenten Posaune und Bariton verschrieben hat. Nervös ist er vor dem Musizieren im Freien nicht mehr. Aber ein bisschen Anspannung sei schon dabei – wie bei anderen Auftritten auch. Auch der Lohn ist der Gleiche: Applaus. Wobei dieser jetzt nicht von einem größeren Publikum kommt, sondern von den Nachbarn. „Ich freue mich, wenn sich die Leute an der Musik erfreuen“, sagt Schlitter. Nach den sonntäglichen Ständchen habe es von vielen Musikerkollegen positive Rückmeldungen über die Resonanz der Menschen gegeben. Jetzt steht eine neue Aktion an: „Glückauf.“

  Franz Josef Schlitter.

 Franz Josef Schlitter.

Foto: Copyright: A.S./Photographer:Achim Schmitt
 Eine vierköpfige Familie steht am Fenster ihres Hauses in Frankfurt (Oder) und spielt „Ode an die Freude“. Sie machen bei der deutschlandweiten Musik-Aktion mit.

Eine vierköpfige Familie steht am Fenster ihres Hauses in Frankfurt (Oder) und spielt „Ode an die Freude“. Sie machen bei der deutschlandweiten Musik-Aktion mit.

Foto: dpa/Patrick Pleul
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