Älter werden und viel Spaß dabei haben

St. Wendel

St. Wendel. Warum findet man als Frau in den Fünfzigern nur so schwierig Klamotten? Wieso haben alle anderen scheinbar so viel mehr Sex als man selbst? Und wie gestaltet man seinen Alltag neu, wenn die Kinder erst mal aus dem Haus sind? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigt sich Barbara Dribbuschs Buch "Älter werden ist viel schöner, als sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten". Am vergangenen Donnerstag stellte die Berliner Autorin es im Rahmen der Frauenkulturtage im Mia-Münster-Haus vor und las mehrere Kapitel daraus vor. Dabei wurde schnell deutlich, dass sich das Werk um all die Merkwürdigkeiten und Abenteuer dreht, in die Frauen ab 50 bei der Bewältigung ihres Alltags so hineingeraten.Eines dieser Abenteuer erleben Frauen, so Dribbusch, schon bei einer solch simplen Sache wie dem Klamottenkauf. Extreme Farben und Muster sind heikel, gedeckte Farben langweilig. Und auch die Schnitte bereiten Probleme. Möchte man sich in jugendliche Schnitte zwängen - für die man eigentlich nicht mehr die Figur hat - oder doch lieber den Hosenanzug wählen, in dem man sich eigentlich nicht wirklich sexy fühlen kann? Oder doch irgendwie eine Zwischenlösung finden?

Die Klamottenindustrie mache es einem mit ihrem begrenzten Angebot nicht einfach, doch zum Glück sei man heute ja nicht mehr gezwungen, sich für das eine oder gegen das andere zu entscheiden, schlussfolgert Barbara Dribbusch, selbst 56 und damit im gleichen Alter wie die Zielgruppe ihres Buches. "Ich behaupte, wir haben heute eine Vielfalt an Altersbildern, die alle nebeneinander ihre Berechtigung haben", erklärte die Autorin während ihrer Lesung und meinte damit die Frauen, die sich auch mit 50 noch sexy fühlen, die sich dementsprechend kleiden. Und die Frauen, die das Älterwerden genießen möchten und es schön finden, etwas solider aufzutreten. Von ihrem Publikum, das zu einem Großteil - aber nicht ausschließlich - aus Frauen bestand, erntete Dribbusch dafür große Zustimmung. Sie selbst, verriet sie übrigens, sei eine Mischform aus beidem.

Ihre These von den verschiedenen Altersbildern wendete die Autorin nicht nur auf das Thema Klamottenkauf an. Auch alle anderen Lebensbereiche und Schlüsselszenen, die sie in ihrem Buch schildert, werden von dem Nebeneinander dieser Bilder geprägt.

So zum Beispiel auch das Sexualleben, dem Dribbusch ein Kapitel widmete, das sie ebenfalls im Mia-Münster-Haus vortrug. Darin drehte sich alles um die große Frage: Haben Menschen im fortgeschrittenen Alter wirklich noch so viel Sex, wie es uns Zeitschriften- und Fernsehumfragen weismachen wollen? "Jede Woche Sex? Eher nicht!", meint die Ich-Erzählerin, nachdem sie sich mit ihren Freundinnen Britt und Suse eingehend über das Thema unterhalten hat. Doch auch hier gibt es natürlich wieder Frauen, die ganz anders ticken und denen Sex trotz langjähriger Ehe und stressigem Berufsleben noch immer "superwichtig" ist.

Nach jedem Kapitel gab Barbara Dribbusch die Gelegenheit zur Diskussion. Schon dabei zeigte sich, wie viel Wahrheit hinter ihrer These der Altersbilder steckt und wie viel Gesprächsstoff das Thema Älterwerden bietet. Genug jedenfalls, um ein Buch darüber zu schreiben, aus dem man - so Ursula Weiland, Frauenbeauftragte des Landkreises und somit Veranstalterin der Frauenkulturtage - "was lernt, das aber nicht so trocken ist, dass man es nicht lesen kann".

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