Müllentsorgung St. Wendel klopft den ungeliebten gelben Sack in die Tonne

St. Wendel · Zu instabil, zu selten vorrätig und zu oft falsch befüllt – darum will St. Wendel die ungeliebten Plastikbeutel gegen gelbe Mülleimer eintauschen. Für die Bürger entstehen keine Mehrkosten.

 Das will die Stadtverwaltung künftig nicht mehr sehen, deshalb soll die gelbe Tonne kommen: aufgeplatzte gelbe Säcke, deren Inhalt sich über die Straße verteilt. Aufgenommen wurde das Foto am gestrigen Sonntagmorgen am Tholeyer Berg in St. Wendel.

Das will die Stadtverwaltung künftig nicht mehr sehen, deshalb soll die gelbe Tonne kommen: aufgeplatzte gelbe Säcke, deren Inhalt sich über die Straße verteilt. Aufgenommen wurde das Foto am gestrigen Sonntagmorgen am Tholeyer Berg in St. Wendel.

Foto: Thorsten Grim

„Das Wichtigste für uns ist die Sauberkeit“, sagt Peter Klär. Damit meint St. Wendels Bürgermeister (CDU) nicht die Reinlichkeit innerhalb der Stadtverwaltung. Mit der ist er zufrieden. Es geht ihm um die Sauberkeit in den Straßen der Kreisstadt. Ein schniekes Stadtbild ist offenbar nicht zu erreichen, solange der Verpackungsmüll in gelben Säcken entsorgt wird.

„Aufgerissene Säcke, aus denen Müll quillt. Aufeinander gestapelte Säcke – schon einen Tag nach der Abfuhr. Säcke, die bei starkem Wind über die Straße geweht werden und dort ihren Inhalt verteilen, worüber sich dann Schädlinge wie Ratten freuen“, zählt Jürgen Rauber, Umweltbeauftragter der Stadt St. Wendel, Schwachstellen des großen Müllbeutels auf. Wenn er denn erhältlich ist: Nicht selten kam es im vergangenen Jahr vor, dass es an den Ausgabestellen keinen Sack mehr gab – über Wochen. Wegen all dieser Nachteile möchte die Stadtverwaltung statt der hauchdünnen Tüte nun die stabile Tonne einführen – in gelb. Und zwar zum 1. Januar 2021.

Beschlossen haben dies die St. Wendeler Stadträte während ihrer jüngsten Zusammenkunft im Alsfasser Kulturzentrum. „Denn die Stadtverwaltung kann zwar solch einen Vorschlag unterbreiten, beschließen muss das jedoch das zuständige Gremium – in unserem Fall ist das der Stadtrat“, klärt Rauber auf.

Dass St. Wendel eigenständig mit dem dualen System verhandeln kann, wie es den Verpackungsmüll eingesammelt haben möchte, ist dem Fakt geschuldet, dass die Kreis-stadt in Sachen Müllentsorgung seit 19 Jahren auf eigenen Füßen steht – und somit öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger ist, wie es in schönem Amtsdeutsch heißt. Ebenso schön: VerpackG. Das bedeutet Verpackungsgesetz, was wiederum die Kurzform ist für  „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die hochwertige Verwertung von Verpackungen“. Das ist am 1. Januar diesen Jahres inkraftgetreten. Das VerpackG bietet den Entsorgungsträgern in Paragraph 22 die Möglichkeit, Vorgaben für die Erfassung der Leichtverpackungen zu erstellen. Das heißt, dass St. Wendel gegenüber dem Dualen System festlegen kann, wie die Sammlung des Verpackungsmülls vonstatten gehen soll – ob im Sack oder in der Tonne.

Die gelben Tonnen haben aus Sicht der Stadtverwaltung gegenüber den Säcken Vorteile. So werden diese bei starken Windböen nicht verweht, sie platzen gemeinhin nicht auf, locken dadurch keine Schädlinge an und werden nicht zu Unzeiten am Straßenrand gestapelt. Auch die Zweckentfremdung, beispielsweise für das Einlagern von Saisonkleidung, entfällt – was dem Endverbraucher möglicherweise nicht gefällt. Ebenso die Tatsache, dass die gelben Tonnen mit Computerchips ausgestattet sein werden. „Dadurch könnten wir die Tonnen den jeweiligen Anwesen zuordnen, und, wenn erforderlich, gezielt gegen permanente Fehlbefüllung vorgehen“, sagt Bürgermeister Klär. Denn noch immer scheint nicht jedem ganz klar zu sein, dass in die gelben Abfallsäcke oder -tonnen ausschließlich Verpackungsmüll gehört, also Kunststoff-, Metall- oder Verbundverpackungen. Das heißt, dass ein Eimer, in dem Farbe war, im gelben Behältnis entsorgt werden darf, ein Putzeimer aus dem gleichen Material jedoch nicht. Oder Blumentöpfe – waren darin Setzlinge, die umgetopft oder ins Land gesetzt wurden, dürfen die Töpfe in die Tonne beziehungsweise Tüte. Wurden die Blumentöpfe ohne Inhalt gekauft, dürfen sie später nicht darin entsorgt werden. Anders wäre dies bei einer Wertstofftonne. Die allerdings würde die St. Wendeler – im Gegensatz zur gelben Tonne – Geld kosten. Zwar sagt der Verwaltungschef, dass „wir die Bürger nicht mit Kosten überbelasten wollen“. Dennoch hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, was es kosten würde, die Wertstofftonne einzuführen. Die Umrüstung wäre nach der Einführung der gelben Tonne recht einfach: es müsste lediglich ein entsprechender Aufkleber darauf gepappt werden.

Doch so weit ist es noch nicht. Noch geht es um die gelbe Tonne. Die Standard-Ausführung wird wohl ein Volumen von 240 Litern haben. „Das entspricht sechs bis sieben gelben Säcken“, erklärt der Bürgermeister. Wird der gelbe Sack aktuell in zweiwöchigem Rhythmus abgefahren, ist das sogenannte Leerungsintervall bei der gelben Tonne vierwöchig. „Wir wollen aber prüfen, ob als Bestandteil der neu zu schließenden Rahmenvereinbarung mit dem Dualen System auch ein 14-tägiger Rhythmus durchgesetzt werden kann“, sagt Klär. In Völklingen und Saarbrücken, die ebenfalls bei der Müllentsorgung aus dem EVS ausgestiegen sind und die gelbe Tonne bereits eingeführt haben, sei das der Fall. Daher sagt Rauber: „Wir haben mit den zuständigen Stellen in Völklingen und Saarbrücken gesprochen und werden ins selbe Horn stoßen.“

Das größte Problem bei der Einführung der gelben Tonne wird aus Sicht Klärs die Standplatzfrage sein: Biotonne, Papiertonne und Restmülltonne gibt es schon, jetzt kommt noch die gelbe hinzu. Viele Kommunen mit viel dichterer Bebauungsstruktur hätten die gelbe Tonne inzwischen eingeführt, beispielsweise Köln, Bonn oder auch Frankfurt. Dort habe sich herausgestellt, dass der benötigte Platz durch Umorganisation des Stellplatzes geschaffen werden könne. „Wenn dies im städtischen Verdichtungsraum mit sehr beengten Platzverhältnissen möglich ist, wird dies im eher ländlich geprägten Stadtgebiet von St. Wendel mit seinen vielen Ein- und Zweifamilienhäusern kein wirkliches Problem sein“, ist Klär überzeugt. Zudem können für Mehrfamilienhäuser entsprechend große Container mit einem Fassungsvermögen von 1100 Litern bereitgestellt werden.

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