Fastnacht Der Lausitzer Adler steppt mit dem St. Wendeler Wind

St. Wendel · Gerald Wind war lange Jahre in der Marpinger Fastnacht aktiv. Jetzt hat er einen närrischen Auftritt in der MDR-Fernsehfastnacht.

KCS-Präsident Gerald Wind mit dem Prinzenpaar des Karnevalsverbandes Berlin-Brandenburg Steffen I. und Horst I.

KCS-Präsident Gerald Wind mit dem Prinzenpaar des Karnevalsverbandes Berlin-Brandenburg Steffen I. und Horst I.

Foto: G.Wind

() Nach 62 Jahren aktivem Närrischsein wollte er sich in den karnevalistischen Ruhestand zurückziehen. Für Gerald Wind, in den 70er Jahren KKV-Präsident in Marpingen, danach Ochsitoriums-Präsident in der St. Wendeler Oberstadt und Moderator zahlreicher Rathausstürme und Fastnachtsumzüge, kam es jedoch anders.

Der 69-jährige beruflich noch aktive Sprachdozent ist seit Februar vergangenen Jahres Präsident des Karnevalsclubs Spandau. „Von 2010 bis 2016 war Potsdam quasi mein zweiter Wohnsitz, 2013 habe ich mich dem KCS angeschlossen.“, erklärt der gebürtige Rheinhesse seinen Bezug zur Bundeshauptstadt und ihrem Umland. Als Sitzungspräsident, Gastredner und Moderator des Spandauer Rathaussturms sowie bei verschiedenen Veranstaltungen des Karnevalsverbandes Brandenburg-Berlin (KVBB) und des Festkomitees Berliner Karneval (FBK) habe er auf sich aufmerksam gemacht. Die vorläufige Krönung: Vergangenes Jahr habe er anlässlich des Narren-Empfangs beim brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke in der Potsdamer Staatskanzlei in der Bütt gestanden. Es folgten Auftritte beim Berliner Prinzenball sowie bei Vereinen im Brandenburger Land. „Dort fragte mich KVBB-Präsident Walter Kassin, ob ich in der Fernsehfastnacht des RBB auftreten könnte“, berichtet Wind. „Die Traditionssendung ‚Heut steppt der Adler‘ brauchte noch einen Büttenredner.“

Und der Dialekt? „Das war und ist kein Hindernis, im Gegenteil.“, ergänzt Wind, der sein humoristisches Handwerk in Mainz „gelernt“ hat. Dort begann seine karnevalistische Biografie, dort stand er erstmals 1956 in der Kinder-Bütt. „Damals schrieb mein Vater noch die Vorträge“, erinnert er sich. Zu seinen humoristischen Vorbildern wurden nach eigener Aussage Rolf Braun, Joe Ludwig und Herbert Bonewitz, einstige Büttenasse der Mainzer Fernseh-Fastnacht. „Diese hatten geschliffene Büttenreden und haben meine Vortragsweise beeinflusst.“

1961 setzte der junge Karnevalist seine humoristische Laufbahn in Trier als Büttenredner und Pressewart bei der KG „M’r wieweln noch en Zalawen“ fort – mit närrischer Zwischenstation in Koblenz und Aachen während der Bundeswehrzeit. Als Student an der Uni Saarbrücken pflegte Wind sein Hobby gleichzeitig in Marpingen (Karnevalisten Kirchlicher Vereine) und Trier („Wieweler“).

Zur Fastnacht in Berlin merkt Wind an: „Berlin tickt karnevalistisch anders, es ist karnevalistische Diaspora. Da fehlt auch die Unterstützung seitens des Senats. Prunksitzungen bestehen aus Garde- und Showtanz. Für mich als Sitzungspräsident war das gewöhnungsbedürftig.“ Nach „Helau“, „Halaudi“, „Alleh hopp“ ruft Karnevalist Wind mittlerweile „Spandau helei“ und „Berlin Hei-jo“. Derzeit pendelt der überzeugte Fastnachter zwischen dem Saarland und Berlin. Sieben Auftritte in zwei Tagen bei den internen Berliner Entfernungen seien stramm, aber erlebnisreich und eine gute Empfehlung für den Auftritt in Cottbus gewesen.

„Die haben karnevalistische Tradition wie wir im Südwesten“, freut sich Wind nun auf seine TV-Premiere. Drei Tage lang wird geprobt, dann ist am Freitagmorgen, 26. Januar, Generalprobe, abends ab 20:11 Uhr steppt der Adler dann in der Cottbusser Stadthalle mit Wind als „Erstwähler“. „Die wollten ein politisches Thema, das ist jedoch nicht mein Ding, also habe ich einen Kompromiss gewählt.“

Und zwischendurch besucht Wind („Ruhestand ist kein Stillstand“) närrischen Mitstreiter in Oberlinxweiler, Schwalbach-Griesborn, Überherrn, Heiligenwald und Neunkirchen – Kontaktpflege aus alten Zeiten. „Wie ich hörte, ist St. Wendel betreffend die Saal-Fastnacht inzwischen auch zur Diaspora geworden“, bedauert der Alt-Karnevalist.

Der Fastnachter Gerald Wind mit dem Oberlinxweiler Prinzenpaar Fabi I und Aline I.

Der Fastnachter Gerald Wind mit dem Oberlinxweiler Prinzenpaar Fabi I und Aline I.

Foto: Hans Boes

Die Sendung „Heut steppt der Adler“ wird am 26. Januar in der Stadthalle Cottbus aufgezeichnet und am 11. Februar ab 20.11 Uhr bundesweit auf MDR/RBB ausgestrahlt.

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