75 Jahre Martins-Kirche gefeiert

Niederlinxweiler. Viele hundert Jahre mussten die Niederlinxweiler Katholiken nach Ottweiler marschieren, wenn sie einen Gottesdienst besuchen wollten. Der Weg machte ihnen zwar oft viel Mühe, aber der Kirchgang wurde damals als eine heilige Pflicht angesehen. Ab dem Frühjahr 1934 konnten sich die Gläubigen diesen Weg sparen, denn im Dorf gab es vom 10

Niederlinxweiler. Viele hundert Jahre mussten die Niederlinxweiler Katholiken nach Ottweiler marschieren, wenn sie einen Gottesdienst besuchen wollten. Der Weg machte ihnen zwar oft viel Mühe, aber der Kirchgang wurde damals als eine heilige Pflicht angesehen. Ab dem Frühjahr 1934 konnten sich die Gläubigen diesen Weg sparen, denn im Dorf gab es vom 10. Mai an - es war das Fest Christi Himmelfahrt - ein eigenes Gotteshaus. Pastor Karl Schütz aus Ottweiler segnete es im Auftrag des Bischofs ein. "Mitten in dieser Mainatur erhebt sich unsere neue Kirche, umrahmt von schmucken Villen und sauberen Häuschen", schrieb seinerzeit die Lokalzeitung. Die 75. Wiederkehr dieses denkwürdigen Tages feierte die Pfarrei St. Martin am Samstag mit einer Zeitreise mit Bildern, Texten und Musik und am Sonntag mit einem Hochamt und buntem Nachmittag in der Halle. Von der Leinwand herunter sprachen die historischen Fotos am Samstag in der Kirche die Besucher an. Die dazu vorgetragenen Texte waren Auszüge aus der Kirchenchronik. So sagte der damalige Niederlinxweiler Bürgermeister Stoll bei der Grundsteinlegung: "Diese Kirche möge dienen dem Frieden der Gemeinde." Ein anderes Foto zeigte das Kircheninnere kurz nach der Einweihung. Es gab noch keine Bänke und keinen fertigen Fußboden. Altar und Tabernakel waren aus Holz gefertigt. Es fehlte noch viel, aber die Gläubigen hatten wenigstens ihr Gotteshaus. Erst nach und nach vervollständigte sich die Ausstattung. 1958 kamen die Glocken. Sie wurden von Hand hochgezogen. Selbst Pfarrer Jonas half mit, am Strang zu ziehen. Während des Krieges wurden die Kreuzwegstationen in der Kirche aufgehängt und es entstand das Altargemälde. Von Kriegsschäden blieb die Kirche nicht verschont. In der Chronik steht unter dem 19. März 1945: "Die Kirche erhält auf der langen Südseite vier Volltreffer und einen Streifschuss an der Ostseite. Ein Treffer auf der westlichen Ecke durchschlägt die Mauer, beschädigt den Aufgang zur Empore und bleibt, ohne zu explodieren, im Aufgang liegen." Die Lektoren Willibald Klein, Hilmar Fingerhut, Ilse Gräßer, Barbara Eggert und Birgit Wichlacz teilten sich in die Texte, die bis in die Neuzeit reichten. Michael Therre (Orgel) und Johannes und Uwe Leismann (Violine und Bratsche) spielten meditative Musik. Stefan Schumacher projizierte die von ihm aufgearbeiteten Fotos auf eine Leinwand. Die Moderatorin Margarete Stitz sagte am Ende: "Wir lieben unsere Kirche St. Martin, und ich zeige sie immer gern Menschen, die sie noch nicht kennen." Pfarrer Walter Morbach und die Geistlichen Michael Schaefer und Lothar Zimmer zelebrierten am Sonntag das Hochamt, assistiert durch Diakon Oliver Besch. Pfarrer Morbach betonte in seiner Predigt, die unter dem Leitgedanken "Kirche in sommerlicher Zeit" stand, dass Gott immer noch auf diese "sommerliche Kirche" setze, auch wenn es in ihr derzeit winterlich zugehe. Der heilige Martin sei ein Beispiel für den Sommer der Gnade in einer winterlichen Zeit. Das bunte Nachmittagsprogramm in der Breitwieshalle gestalteten der katholische Kindergarten, eine Volkstanzgruppe, der Gemischte Chor und das Mandolinenorchester Urexweiler mit. Den Besuchern wurde der gerade herausgekommene Kirchenführer zum Kauf angeboten. gtr

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