Premiere Kulturwochen starten erstmals mit Poetry-Slam

St. Wendel · Künstler Jürgen Brill eröffnete die kulturelle Veranstaltungsreihe, die dieses Mal mit dem Slogan „Temperamente“ überschrieben ist.

 Poetry-Slammerin Clara Brill

Poetry-Slammerin Clara Brill

Foto: Frank Faber

Lyrische Gedanken, Gefühle und unterschiedliche musikalische Temperamente: „Macht was, Leute!“ Genau. Jürgen Brill seine Tochter Clara und Violoncellist Julien Blondel haben in der Musikschule des Landkreises die 16. Kulturwochen erfrischend anders eröffnet. Mit dem Slogan „Temperamente“ ist 2019 die kulturelle Veranstaltungsreihe überschrieben.

„In den vergangenen Jahren sind viele Werke extra für die Veranstaltungswochen geschrieben worden“, sagt Jürgen Brill. Und eigens für dieses Jahr kündigt der Marpinger Künstler den Besuchern der Eröffnungsveranstaltung immerhin eine Weltall-Uraufführung an. Wie in einer Oper ersetzen Brills Klarinette und Violoncellist Julien Blondel bei der „Cantabile“ von Johann Baptist Wanhall den Gesang.

Die lyrischen Gedanken von Poetry-Slammerin Clara Brill drehen sich um die Frage, warum Männer Frauen weniger ausreden lassen. Fünfmal habe US-Präsident Donald Trump seiner demokratischen Gegnerin Hilary Clinton bei einem Rededuell im Wahlkampf einfach ins Wort gefahren. „Hätten die Leute mal besser bei Hilary Clinton zugehört“, sagt Clara Brill. Einen weiteren Text wolle sie gerne Menschen widmen, die ihre Freunde vergessen, wenn sie in einer Beziehung seien. Dazu zählt sie ein paar klischeehafte Vorteile des Singlelebens auf. Emotional schaut sie in die Psyche eines Menschen, dem das Herz gebrochen wird. „Nach der Eifersucht kommt die Liebe mit großer Wucht zurück“, macht die Dichterin Hoffnung. Clara Brills vorgetragene Geschichten inspirieren. Sie mag all die Menschen, die die Welt zu einem besseren Ort machen, und dringt als Negativbeispiel in einen Menschen ein, der den Tag mit Hass empfindet.

Die Ereignisse in Chemnitz haben die Stadt in Aufruhr versetzt und Jürgen Brill aufgewühlt. „Wo wollt ihr hin? Der dann am weitesten pisst, der Starke ist?“, prangert er singend die Hetzjagden von hirnlosen Neonazis und Hooligans im vergangenen August an. Deren dumpfe Parolen kontern Blondel, Brill und seine Tochter mit der Eigenkomposition „Freiheit ist ein großer, weißer Vogel. Freiheit kriegt man nicht geschenkt“.

 Musikalisch vielseitig: Jürgen Brill (links) und Julien Blondel.

Musikalisch vielseitig: Jürgen Brill (links) und Julien Blondel.

Foto: Frank Faber

Abschließend verteilt das Trio noch eine Freikarte zum Träumen. „Etwas, was gar nicht geht, ist die Realität“, findet Jürgen Brill. Denn im Lied „Eben nur geträumt“ entstehen geniale Fantasievorstellungen und Luftschlösser, die nur von der Wirklichkeit zerstört werden können. Jürgen Brills Eingebung, mal einen ganz anderen Abend mit Poetry Slam und Musik in verschiedenen Temperamenten und Gefühlslagen zu konzipieren, hat die Besucher auf eine völlig neue Art stimuliert. Zusätzlich haben sich Schüler der Freien Waldorfschule Walhausen unter Anleitung von Irene Amerbacher mit dem Thema „Temperamente“ auseinandergesetzt. Die Werke sind in den Räumen der Musikschule als Ausstellung zu sehen.

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