"Salamanca" als Überraschung
St. Wendel. Eine Reverenz vor Johann Sebastian Bach bildete den ersten Teil des Programms von David Saint, Professor in Birmingham mit weltweiter solistischer Erfahrung: Er begann mit der berühmten Fantasie und Fuge in g-Moll
St. Wendel. Eine Reverenz vor Johann Sebastian Bach bildete den ersten Teil des Programms von David Saint, Professor in Birmingham mit weltweiter solistischer Erfahrung: Er begann mit der berühmten Fantasie und Fuge in g-Moll. Er spielte in kraftvoller Registrierung die Fantasie, wobei er auch die weniger bewegten Teile nur wenig zurücknahm, und ließ ihr eine wunderbar transparente Fuge folgen, deren Sechzehntelmotorik er in makelloser Perfektion entfaltete. In ganz andere Bereiche verwies die Orgelbearbeitung der Chaconne in d-Moll, die für Violinsolisten ein Prüfstein ihres Könnens ist. Der englische Organist William Thomas West hat diesem Variationenwerk im 19. Jahrhundert orchestrale Dimensionen verliehen, denen Saint in der Bandbreite von Registrierung und Dynamik nichts schuldig blieb. Die Sonate in f-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy fügte sich mit ihrem ersten Satz, den der Choral "Was Gott will, das gescheh allzeit" prägt, organisch an Bach an. Nach dem ariosen Adagio gestaltete der Solist mit großer Sorgfalt einen mehrstimmig-rezitativischen Teil und ließ seiner Virtuosität im abschließenden Allegro freien Lauf. Trommeln und PfeifenAls Überraschung brachte er die Komposition "Salamanca" mit. Der Schweizer Zeitgenosse Guy Bovet hatte diese Musik den Küstern der Kathedrale von Salamanca gewidmet, denen er für ihr Entgegenkommen bei Orgelseminaren Dank schuldete. Professor Saint zeigte, was die Orgel an spanischem Kolorit hergeben kann, mit Trommeln und Pfeifen, wirbelndem Figurenwerk und hämmernden Rhythmen. Nach Belgien führte die "Suite Modale" des im Jahr 1986 verstorbenen belgischen Meisters Flor Peeters. Wieder beginnt das viersätzige Opus mit einm Satz, der "Choral" genannt ist. "Modal" bezieht sich auf die Tonalität mit einem ungewohntem Ganztonschritt - der Bezug zu Kirchentonarten, der bei Peeters durchaus nahe liegt, tritt aber hinter der melodischen Eigenwilligkeit, die sich beispielsweise im "Scherzo" präsentiert, ganz zurück und lässt mehr eine spätimpressionistische Klagwelt hervortreten, auch im langsamen dritten Satz. Eindrucksvoll interpretierte der Solist die monumentale Toccata, ein prächtiges Finale. Als Zugabe zündete Saint ein knisterndes Orgelfeuerwerk, dessen Ursprung in Jeremiah Clarkes bekanntem "Trumpet Voluntary" lag. Die Freude über das Konzert lag nicht nur beim Publikum, sondern auch der britische Gast war zeigte sich von der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer in der St. Wendeler Basilika sehr angetan.