Zum Schulanfang im Saarland Polizei gibt Tipps für sicheren Schulweg

Homburg/Bexbach/Kirkel · 349 Kinder sind im vergangenen Jahr auf den Straßen im Saarland verunglückt. Autofahrer sollten jetzt zum Schulanfang besonders viel Rücksicht nehmen.

 Kinder sind wegen ihrer Körpergröße für andere Verkehrsteilnehmer leicht zu übersehen. Oft schränken parkende Autos die Sicht zusätzlich ein.

Kinder sind wegen ihrer Körpergröße für andere Verkehrsteilnehmer leicht zu übersehen. Oft schränken parkende Autos die Sicht zusätzlich ein.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Für viele Kinder wird es jetzt spannend: Die Sommerferien sind zu Ende, und am Montag startet für sie ein neuer Lebensabschnitt. Die Polizei ruft Autofahrer daher zu besonderer Achtsamkeit auf. Denn: „Erstklässler aber auch ältere Schüler lassen sich zuweilen leicht ablenken und reagieren für andere Verkehrsteilnehmer oft plötzlich und unerwartet“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizeiinspektionen.

Die Zahlen der Verkehrsunfall-Statistik zeigen, wie gefährdet der Nachwuchs ist. Im Jahr 2018 kam ein Kind auf Saarlands Straßen ums Leben. Insgesamt seien 349 Jungen und Mädchen verunglückt, dabei wurden 47 schwer und 301 leicht verletzt. Besonders oft kamen sie als Beifahrer im Auto zu Schaden – in 163 Fällen. Zudem haben die Statistiker 96 Unfälle mit Radfahrern und 78 mit Fußgängern registriert. Zwölf weitere Kinder sind bei sonstigen Aktivitäten verunglückt. Doch Polizeihauptkommissar Stengel beruhigt: „Wenn Autofahrer, Eltern und Kinder ein Team bilden und ein paar Tipps beachten, wird der Schulweg sicherer.“

Er weist darauf hin, dass sich viele Erstklässler zunächst an den neuen Weg gewöhnen müssten. Aber auch die älteren Grundschüler seien im Straßenverkehr noch relativ unerfahren. Die Autofahrer sollten deshalb generell in Ortschaften und speziell in der Nähe von Schulen mit spontanem, unvorhersehbarem Verhalten der Kinder rechnen. Um den Kleinen Stress zu ersparen und Routine in den Schulweg zu bringen, empfiehlt Stengel den Eltern, diesen frühzeitig mit den Kindern festzulegen und einzuüben.

Jungen und Mädchen werden aufgrund der fehlenden Körpergröße von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen. Oft schränken parkende Fahrzeuge oder Büsche die Sicht zusätzlich ein. „Darüber hinaus benötigen Kinder die dreifache Zeit eines Erwachsenen, um in schwierigen Situationen angemessen zu reagieren“, so die Polizei. Sie rät, die Abc-Schützen ausgeschlafen und nach einem ordentlichen Frühstück auf den Weg zu schicken. Vor allem aber sollten sie rechtzeitig und nicht auf den letzten Drücker losgehen. Kinder müssen für Autofahrer gut erkennbar sein. Sie sollten helle, reflektierende Kleidung und Ranzen tragen. Der Polizeihauptkommissar bittet alle Autofahrer, an Schulen vorsichtig und stets bremsbereit zu sein. „Die meisten Unfälle passieren beim Überqueren der Fahrbahn, des Zebrastreifens oder beim Verlassen des Schulbusses oder dem Wagen der Eltern“, heißt es von Seiten der Polizei weiter.

Viele Erwachsene fahren ihre Kinder mit dem Auto direkt bis vor das Schultor, damit sie sicher ankommen. „Doch gerade diese Elterntaxis machen den Schulweg gefährlicher und sorgen vor vielen Schulen und Kitas für Chaos“, ist Stephanie Päßler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) überzeugt. Seien weniger Autos unterwegs, würden die Straßen sicherer und die Luft vor den Schulen besser. Der VCD und das Deutsche Kinderhilfswerk rufen daher alle Kinder dazu auf, den Schulweg möglichst zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad zurückzulegen.

Fast die Hälfte der Grundschulkinder in der Bundesrepublik werde mit dem Auto zur Schule gebracht. Laut der Studie „Mobilität in Deutschland“ von 2017 sind es 43 Prozent. Nur rund ein Drittel der Kinder geht zu Fuß, 13 Prozent kommen mit dem Fahrrad und zehn Prozent mit dem Bus. „Ein eigenständig zurückgelegter Schulweg sorgt für mehr Bewegung im Alltag der Kinder, bringt Spaß, fördert die Selbstständigkeit und ist zudem gut für die Umwelt“, sagt Claudia Neumann vom Deutschen Kinderhilfswerk. Außerdem seien aktive Kinder den Tag über entspannter und könnten sich besser konzentrieren.

VDC und Kinderhilfswerk raten daher etwa, Laufgemeinschaften zu bilden. Die Erwachsenen könnten Punkte vereinbaren, an denen sich ihre Kinder treffen, um von dort zusammen zum Unterricht zu gehen. Dadurch werde nicht nur ihr soziales Verhalten gefördert. Der gemeinsame Schulweg eigne sich auch, um Freundschaften zu pflegen oder zu schließen. Zusätzlich empfehlen die Organisationen den Schulen, Roller- und Fahrradständer zu bauen. Dort könnten die Jungen und Mädchen ihre Fortbewegungsmittel sicher und ordentlich verstauen.

 Um Verkehrschaos zu vermeiden, sollten Eltern ihre Kinder zu Fuß zur Schule bringen, raten das deutsche Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub Deutschland.

Um Verkehrschaos zu vermeiden, sollten Eltern ihre Kinder zu Fuß zur Schule bringen, raten das deutsche Kinderhilfswerk und der Verkehrsclub Deutschland.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst
 Schüler verunglücken häufig mit dem Fahrrad. 96 Kinder sind 2018 im Saarland beim Radeln zu Schaden gekommen.

Schüler verunglücken häufig mit dem Fahrrad. 96 Kinder sind 2018 im Saarland beim Radeln zu Schaden gekommen.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Für Kinder sind die Eltern die entscheidenden Leitfiguren, das heißt partnerschaftliches und rücksichtsvolles Verhalten der Eltern im Straßenverkehr sind deshalb das beste Vorbild. Es wird darauf hingewiesen, dass Polizeibeamte insbesondere in den ersten Wochen nach Schulbeginn Kontrollen durchführen werde. Vor allem im direkten Umfeld der Schulen werden die Beamten die Geschwindigkeit überprüfen. Außerdem wollen sie checken, ob die Kinder in den Autos ordnungsgemäß gesichert und angeschnallt sind.

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