Medikamenten-Abholstation in Oberkirchen Ostertal-Apotheke einzigartig flexibel

Freisen · An einer einbruchsicheren Abholstation kommen Kunden in Oberkirchen rund um die Uhr an bestellte Medikamente.

 Ortsvorsteher Roland Becker, Apotheker Abdelai Ziate und Bürgermeister Karl-Josef Scheer (von links) vor der Abholstation.

Ortsvorsteher Roland Becker, Apotheker Abdelai Ziate und Bürgermeister Karl-Josef Scheer (von links) vor der Abholstation.

Foto: Michaela Roos

Ob besondere Tabletten für den Blutdruck oder ein Präparat gegen eine seltene Erkrankung: Gerade auf dem Land ist es für Apotheken oft schwierig, jedes Medikament auf Vorrat zu haben, das der Kunde gerade benötigt. Auch Abdelali Ziate, Inhaber der Ostertal-Apotheke in Oberkirchen, kennt das Problem. Um seine Kundschaft trotzdem nicht an die städtischen Filialen oder an Online-Shops zu verlieren, hat er in seiner Apotheke vor einigen Monaten eine Medikamenten-Abholstation installiert, an der bestellte Präparate 24 Stunden lang abgeholt werden können. Das Modell in seiner Filiale sei besonders einbruchsicher und in dieser Form im gesamten Saarland einzigartig, sagt Ziate.

Seit dem vergangenen August ist die Abholstation bereits an der Gebäuderückseite der Ostertal-Apotheke angebracht. Das Ganze funktioniert so: Kommt ein Kunde in die Filiale und braucht ein Medikament, das nicht vorrätig ist und bestellt werden muss, bekommt er einen sechsstelligen Zahlencode. Der Apotheker teilt ihm außerdem den Zeitpunkt mit, wann das Präparat vor Ort erhältlich sein wird. Ab dann kann der Kunde sein Medikament rund um die Uhr abholen, auch wenn die Filiale bereits geschlossen hat. Dazu gibt er auf einer Tastatur an der Abholstation den Zahlencode ein. Der Automat wirft dann das bestellte Medikament aus.

Das System sei so einfach, dass es alle Kunden verstünden, sagt Ziate. Wer die Abholstation zum ersten Mal benutzen wolle, bekomme sie vom Apothekenpersonal aber auch noch einmal erklärt. „Wir gehen mit den Kunden zum Automaten hin und zeigen ihnen genau, wie er funktioniert.“

Solche Abholstationen sind bereits weit verbreitet, auch im Saarland gibt es viele Apotheken mit ähnlichen Automaten. Das Modell der Ostertal-Apotheke unterscheide sich allerdings dadurch von den bekannten Systemen, erklärt Ziate, dass sich keine Medikamente in der außen am Gebäude befestigten Station befänden. Erst nachdem ein Kunde seinen Zahlencode eingegeben habe, werde eine im Inneren der Apotheke stationierte Maschine in Gang gesetzt, die das jeweilige Präparat nach außen befördere.

So könne verhindert werden, dass die Station aufgebrochen und die darin befindlichen Medikamente gestohlen würden. Das könne im Saarland derzeit nur seine Apotheke leisten, sagt Ziate. Für das besonders diebstahlsichere Modell habe er sich entschieden, weil er vor einiger Zeit in seiner Filiale überfallen und mit einer Waffe bedroht worden sei. „So etwas vergisst man nicht, das hat man immer im Kopf.“ Laut Roland Becker, Ortsvorsteher von Oberkirchen, wird die Anlage zur zusätzlichen Sicherheit außerdem videoüberwacht.

Mit seiner Abholstation wolle Abdelali Ziate vor allem seine Kunden entlasten und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Berufstätige mit langen Arbeitszeiten hätten nun die Möglichkeit, ihre Medikamente jederzeit abzuholen, auch wenn die Apotheke bereits geschlossen sei. Der Apothekeninhaber betont allerdings, dass die Station die persönliche Beratung von geschultem Personal weder ersetzen wolle noch dürfe. „Alle Kunden müssen zunächst persönlich bei uns in der Apotheke vorstellig werden“, sagt Ziate. Nur wenn das gewünschte Medikament nicht vorrätig sei, komme die Abholstation zum Einsatz.

Das sei auch dann der Fall, wenn Kunden die App „Deine Apotheke“ nutzten. Damit könnten sie zwar ihre Rezepte im Voraus an die Ostertal-Apotheke übermitteln. Persönlich vorbeikommen müssten sie aber trotzdem. Das habe der Gesetzgeber so geregelt, erklärt Ziate. „Vielleicht kann man in Zukunft seine apothekenpflichtigen Medikamente von Zuhause aus über das Internet bestellen und sie dann an unserer Station abholen und bezahlen. Im Moment geht das aber noch nicht.“ Sollten sich die Gesetze diesbezüglich ändern, könne Ziates Abholstation aber nachgerüstet werden.

Für den Apotheker selbst habe sich die Abholstation in den vergangenen Monaten bereits bewährt. Er könne beispielsweise seine Öffnungszeiten anpassen und müsse nicht mehr länger als geplant in der Filiale sein, nur weil ein Kunde die bestellten Medikamente erst spät abends abholen kann.

Bei seinen Kunden kommt die Möglichkeit ebenfalls gut an, erzählt Ziate. „Etwa zehn bis zwölf Kunden nutzen pro Woche unsere Medikamenten-Abholstation.“ Abdelali Ziate ist sich sicher, dass er sich mit der Station ein Zukunftsmodell ins Haus geholt hat. „In unserer Branche muss man immer vorausdenken“, sagt er.

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