Windräder drehen sich, damit der Fön bläst

Oberthal · Im zweiten Jahr drehen sich die Windräder auf dem Oberthaler Leißberg. Prognostiziert war für die vier Anlagen ein Stromgewinn von 24 240 Megawattstunden im Jahr. Ob diese Erwartungen erfüllt werden? Die SZ hat bei Bürgermeister Stephan Rausch und Jochen Klemm, einem der Geschäftsführer der Windpark Oberthal GmbH, nachgefragt.

 Vier Windräder ragen in den Himmel. Sie gehören zum Windpark Oberthal. Fotos: B&K

Vier Windräder ragen in den Himmel. Sie gehören zum Windpark Oberthal. Fotos: B&K

"Ich schaue noch immer gerne Richtung Leißberg und sehe zu, wie die Windräder sich drehen", sagt Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch (CDU ). Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde die offizielle Inbetriebnahme des Windparks gefeiert. Seitdem laufe er erfolgreich, ohne Ausfälle und ohne Beschwerden von Seiten der Bürger.

Mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden ist auch Jochen Klemm, Geschäftsführer der Windpark Oberthal GmbH, die für den Betrieb der vier Windräder zuständig ist. Die erste der Anlagen ist bereits Anfang Dezember 2013 ans Netz gegangen, Anlage vier folgte Mitte Januar 2014. 24 240 Megawattstunden Energie sollte der Windpark pro Jahr liefern - soweit die Prognose.

Aber wieviel Strom haben die Anlagen im vergangenen Jahr tatsächlich erzeugt? Mit 23 460 Megawattstunden Strom wurde das vorgegebene Ziel nur knapp verfehlt. Ein Minus von drei Prozent sei aber, so Klemm, auch mit Blick auf den verspäteten Start von Anlage vier, ein Top-Ergebnis. 6700 Drei-Personen-Haushalte (mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom) konnte der Windpark im vergangenen Jahr mit Storm versorgen. In diesem Jahr läuft es bislang sogar noch besser. Bis Ende September haben die Windräder bereits 20 600 Megawattstunden Energie geliefert. "Das ist innerhalb von neun Monaten ein Plus von 18 Prozent gegenüber der Prognose", sagt Klemm. Der Geschäftsführer relativiert aber sogleich: "Das werden wir bis Jahresende nicht halten können."

Bei einem Großprojekt wie einem Windpark geht es nicht um kurzfristige Erfolge. Nach fünf Jahren, so Klemm, werde es interessant, eine erste Bilanz zu ziehen. "Dann lässt sich sagen, ob es so läuft wie prognostiziert." Trotzdem spült die Windenergie made in Oberthal schon jetzt Geld in die Kassen aller Beteiligten. 140 000 Euro Pacht bekommt die Gemeinde Oberthal im Jahr für die Fläche, auf denen die Windräder stehen. 2014 kamen noch 30 000 Euro dazu. Die Beteiligung am Umsatz . Denn die Gemeinde ist mit 20 Prozent an der Windpark Oberthal GmbH beteiligt. Doch nicht nur die Kommune, sondern auch die Bürger profitieren von den Anlagen. Sie konnten sich mit Bürgerdarlehen an der Gesellschaft beteiligen. Diese hat Darlehen in einer Gesamtsumme von 1,3 Millionen Euro vergeben. Pro Jahr werden 40 000 Euro ausgeschüttet. Ein Zinssatz von knapp drei Euro ist garantiert. Abhängig vom Umsatz ist hingegen die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG), die mit 4,9 Prozent am Windpark beteiligt ist.

Technisch laufen die Räder einwandfrei und ruhen manchmal doch - trotz Wind. Das hängt mit dem Tierschutz zusammen. Den Fledermäusen zuliebe werden die Anlagen abgestellt - meist in den Dämmerungsstunden. "2015 konnten die Stopps eingeschränkt werden", berichtet Klemm. Vorfahrt gegenüber den Rotorblättern haben auch die Kraniche. Der Zug der Vögel gen Süden wird von einer speziellen Warte überwacht. Diese gebe dann das Kommando, wann welche Windräder ruhen müssen.

 Eines der vier Windräder auf dem Oberthaler Leißberg.

Eines der vier Windräder auf dem Oberthaler Leißberg.

Zum Thema:

AUF einen BlickIn den Windpark Oberthal hat der Energieversorger VSE 18,6 Millionen Euro investiert. Mit 35 Prozent ist die VSE an der Windpark Oberthal GmbH beteiligt. Diese ist zuständig für die vier Anlagen auf dem Leißberg. Weitere Beteiligte sind unter anderem mit 4,9 Prozent die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG), die Gemeinde Oberthal mit 20 Prozent, die Wasserversorgung und Energieversorgung Kreis St. Wendel (WVW) mit 25 Prozent. Einer der Geschäftsführer ist Jochen Klemm. Die Gemeinde Oberthal profitiert gleich dreifach von dem Windpark: als Grundstückseigentümer bekommt sie Pacht. Außerdem ist sie als Mitgesellschafter der Windpark GmbH am Umsatz beteiligt. Und sie profitiert von der Gewerbesteuer, weil der Sitz der Gesellschaft in Oberthal ist. evy

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort