Großprojekt Weg zum Wassergarten ist frei

Oberthal · Jetzt sind die Komponenten für die Imweiler Wies komplett: Hochwasserschutz, Radweg, Wassergarten und ein Wohn- und Gesundheitsbereich. Für Letzteren wurde ein Investor gefunden.

 Luca Kist (links) vom Büro HDK Dutt + Kist GmbH in Saarbrücken zeigt in der Gemeinderatsitzung, wie das Geländer am Wassergarten aussehen soll.

Luca Kist (links) vom Büro HDK Dutt + Kist GmbH in Saarbrücken zeigt in der Gemeinderatsitzung, wie das Geländer am Wassergarten aussehen soll.

Foto: Evelyn Schneider

(evy) Jahre lang wurde gegrübelt, geplant, bis ins Detail getüftelt an dem „größten Projekt in Oberthal“ wie Stephan Junk vom Bauamt der Gemeinde Oberthal es formuliert. Gemeint ist die „Revitalisierung Imweiler Wies“. Vor dem Rathaus steht eine Stellwand, die das Projekt beschreibt. Einige Meter weiter ist für alle sichtbar: Die Bauarbeiten haben begonnen. Zwei große Löcher im Asphalt der Poststraße geben den Blick ins Bodeninnere frei. Hier werden neue Rohre eingebracht. Auf dem ehemaligen Weber-Areal stehen einige Bagger. Es ist deutlich zu erkennen, dass sie schon einiges an Erdmassen bewegt haben. „Kontaminierter Boden musste herausgeholt und alles neu verfüllt werden“, erläuterte Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch (CDU). Das allein verschlinge am Ende wohl eine halbe Million Euro. Neben dem unerfreulichen Fund der verunreinigten Erde ist, wie Rausch berichtete, auch ein mindestens 100 Jahre alter Brunnen entdeckt worden. Ein so genannter artesischer Brunnen, der in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels liegt. Das Wasser steht dort unter Überdruck und sprudelt ohne den Einsatz von Pumpen nach oben.

Imweiler Wies und Wasser – das hat also tatsächlich eine lange Geschichte. Bei Starkregen laufen rasch Gelände und Häuser voll. Um das künftig zu verhindern, entsteht ein Damm, der am niedrigsten Punkt 2,70 Meter hoch ist. Über dieses Bauwerk zum Schutz vor Hochwasser führt später ein Radweg. Diese sacht ansteigende Erhöhung ist im Gelände des Weber-Areals bereits zu erahnen. Die Firma OBG Ottweiler ist mit diesen Arbeiten beschäftigt. Sie gab mit 2,27 Millionen Euro das günstigste Angebot ab. „Ende Oktober sind die Arbeiten an der Verrohung in der Poststraße abgeschlossen“, sagt Rausch. Insgesamt soll das Bauen möglichst so ablaufen, dass die Bürger dadurch nicht eingeschränkt werden. Daher wurde bereits in einem ersten Schritt eine Baustraße angelegt. Außerdem musste ein Biotop umgesetzt werden. Beides hatte die Firma Backes aus Tholey übernommen.

Hochwasserschutz und Radweg sollen bis Herbst 2018 realisiert sein. Wie letzterer optisch aufgewertet werden wird, stellte Landschaftsarchitekt Luca Kist von der mit den Planungen beauftragten HDK Dutt + Kist GmbH in Saarbrücken während der jüngsten Gemeinderatsitzung vor. 700 Meter ist der Rad- und Fußweg lang. Ein rotes Band läuft daneben; die Farbe soll an Rötel und somit an die Geschichte Oberthals erinnern. „Dieses Band soll dynamisch sein, deshalb ziehen wir es auch in die Höhe“, so Kist. Es entsteht mal ein Landschaftsrahmen, mal eine Schaukel. Mehrere solcher Einbuchtungen zum Verweilen wird es geben. Dazu gehört auch eine Sonnentreppe als Sitzmöglichkeit. „Diese interpretieren wir wie ein Spielgerät“, erläuterte Kist. Um Geländer zu vermeiden, gibt es einen Fallschutz. Baumreihen flankieren den Weg. „Wir haben uns für ein heimisches Gehölz, die Traubenkirsche, entschieden.“ Zum Auftakt des Weges im Westen und im Osten sollen je zwei Ahornbäume gepflanzt werden, auch Holzstelen sind angedacht. Außerdem wird das rote Band hier quer über dem Weg verlegt samt der Inschrift: „Imweiler Wies 2019“.

„Das ist die Pflichtaufgabe, das Areal Weber die Kür“, sagte Kist. Mittelpunkt der Konzeption ist der  Wassergarten. Und dieser stand zuletzt auf der Kippe. 2,50 Quadratmeter groß und 80 Zentimeter tief soll die Wasserfläche sein. In Letzterem sah der Versicherer der Gemeinde eine potenzielle Gefahr. Daher musste umgeplant werden. Jetzt wird es einen Zaun aus Robinienholz geben. Wie Kists Kollegin Esther Degen erläuterte, sind außerdem Schutzzonen geplant, in denen das Wasser nur von null bis 40 Zentimeter tief ist. Diese Zonen sind am Ufer zum Steg und entlang der Trittsteine, auf denen die Besucher quasi durch den Teich gehen können. Sitzmöglichkeiten und drei Vitrinen, die beispielsweise Vereine als Schaukästen nutzen können, sind ebenfalls auf diesem Areal geplant.

„Das ist eine gute Geschichte: Hochwasserschutz und eine Aufwertung der Ortsmitte“, sagte Uwe Schäfer für die SPD-Fraktion. Von Seiten der CDU mahnte Hermann Scharf an, die Zeit bis zum Abschluss des Projektes zu nutzen, um ein touristisches Konzept auszuarbeiten. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte der Wassergarten im Spätsommer 2019 eingeweiht werden. Einstimmig segnete der Gemeinderat das Konzept für die Freianlage ab.

Hochwasserschutz, Radweg und Naherholungsidyll im Ortszentrum: Diese Komponenten des Großprojektes Imweiler Wies sind auf den Weg gebracht oder stehen kurz davor. Mehr als vier Millionen Euro kostet die Realisierung. „Das funktioniert nur mit Zuwendungen“, betonte Bürgermeister Rausch noch einmal im SZ-Gespräch.

 Blick ins ehemalige Weber-Areal. Zunächst müssen Erdmassen bewegt werden, ehe die Arbeiten an Damm und Radweg beginnen können.

Blick ins ehemalige Weber-Areal. Zunächst müssen Erdmassen bewegt werden, ehe die Arbeiten an Damm und Radweg beginnen können.

Foto: Evelyn Schneider
 Neue Rohre werden in der Oberthaler Poststraße verlegt. Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Neue Rohre werden in der Oberthaler Poststraße verlegt. Ende Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Foto: Evelyn Schneider

Von dem 6000 Quadratmeter großen Weber-Areal nimmt der Wassergarten nur etwa die Hälfte ein. Die Frage, wie die verbleibende Freifläche gestaltet werden könnte, sollte ein Ideen-Wettbewerb beantworten. Mehrere Interessenten beteiligten sich. Inzwischen steht fest: Es ist ein Investor gefunden. KS Solutions in Saarlouis wird drei Gebäude im Bereich Wohnen und Gesundheitswesen bauen. Genau diese Kombination hatte sich der Rathauschef noch zu Beginn des Jahres gewünscht. Mit diesem Puzzle-Teil ist das Projekt jetzt komplett, das am Ende wohl ein Volumen von acht bis neun Millionen Euro haben wird.

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