Urnenbestattung in Oberthal wird ausgebaut

Oberthal. Alles im Leben wird teurer, in Oberthal jetzt auch das Sterben. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat neue Gebühren für die vier Friedhöfe in Gronig, Güdesweiler, Oberthal und Steinberg-Deckenhardt beschlossen. Damit will man dem Haushaltssanierungsplan gerecht werden, in dem im Bereich Friedhof Mehreinnahmen von 25 000 Euro für das Jahr 2013 eingeplant sind

Oberthal. Alles im Leben wird teurer, in Oberthal jetzt auch das Sterben. In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat neue Gebühren für die vier Friedhöfe in Gronig, Güdesweiler, Oberthal und Steinberg-Deckenhardt beschlossen. Damit will man dem Haushaltssanierungsplan gerecht werden, in dem im Bereich Friedhof Mehreinnahmen von 25 000 Euro für das Jahr 2013 eingeplant sind. Für die Angehörigen bedeutet dies, dass ein Reihengrab inklusive Leichenhalle sowie ein Rasengrab samt Nutzung der Leichenhalle und Pflege knapp 500 Euro teurer wird.

Auf allen vier Friedhöfen

Auch die Friedhofssatzung wurde von den Räten für die neue Bestattungsform geändert. "Auf allen vier Friedhöfen entstehen Urnen-Reihengräber", erläuterte Bürgermeister Stephan Rausch (CDU) im Gespräch mit der SZ. Der Friedhof in Gronig ist der erste, bei dem die neuen Urnengräber belegt werden können. Diese werden für die Dauer der Ruhefrist von der Gemeinde gepflegt. Und die Angehörigen können trotzdem einen Teil der Sockelplatte individuell gestalten, beispielsweise mit Grableuchte oder Blumenvase. Mit dieser neuen Bestattungsform reagierte die Gemeinde auf einen allgemeinen Trend. "In der Gemeinde Tholey gibt es bereits auf drei Friedhöfen Urnenreihengräber und eine Urnenwand. Dort sind 75 Prozent der Bestattungen Urnenbestattungen", weiß Rausch. Auch in der Gemeinde Nonnweiler bestätigt Helmut Kockelmann, im Rathaus zuständig für Fragen rund um die Bestattung, einen stetigen Zuwachs der Urnengräber. "Man kann sagen, derzeit sind Zweidrittel der Bestattungen in Särgen, ein Drittel in der Urne", so Kockelmann. In der Gemeinde Namborn gibt es auf allen vier Friedhöfen Urnenwände, und diese würden stark nachgefragt. Den Trend hin zur Urnenbestattung gibt es auch in der Kreisstadt St. Wendel. Bereits vor vier bis fünf Jahren waren ein Drittel der Beerdigungen Urnenbestattungen. Inzwischen machen sie knapp die Hälfte aus.Im Rathaus in Oberthal hat man vor der Gebührenerhöhung die eigenen Statistiken auf den Friedhöfen analysiert. Das Ergebnis: Im vergangenen Jahr gab es keine einzige Bestattung in einem Reihengrab, das von den Angehörigen selbst gepflegt werden muss. Dagegen stehen 71 Rasengräber inklusive Pflege durch die Gemeinde zu Buche. Darauf hat die Verwaltung reagiert und in der neuen Gebührensatzung für die neuen Urnenreihengräber gleich ein Paket inklusive Pflege geschnürt. Ein Urnengrab inklusive Bestattung, Leichenhalle und Pflege kostet 1874 Euro.

Leichenhalle wird teurer

"Durch das Angebot der Reihen-Urnengräber entsteht ein anderes Verhalten bei der Nutzung der Leichenhalle", wies Bürgermeister Rausch auf ein finanzielles Problem hin. Bei der traditionellen Sargbestattung wird der Sarg in der Regel drei Tage lang in der Leichenhalle aufgebahrt. "Durch die Urnenbestattung wird die Leichenhalle gar nicht mehr oder nur einen Tag genutzt", sagte Rausch. Gleichzeitig blieben aber die Fixkosten, die für die Leichenhalle anfallen, die gleichen. Um einen höheren Deckungsgrad von Kosten und Einnahmen, der bislang nur bei 58 Prozent lag, zu erreichen, mussten Erhöhungen her. Und die sind bei der Nutzung der Leichenhalle besonders deutlich sichtbar: Bisher kostete die Nutzung der Leichenhalle für einen Tag 92 Euro, künftig 200 Euro. Das ist eine Preissteigerung von 117 Prozent. Ab einer Nutzung von drei Tagen zahlte man bislang 274 Euro, in Zukunft 400 Euro. "In der Bevölkerung wird man schlucken, wenn man die Preise sieht", weiß Rausch. Aber die Verwaltung habe ein Modell vorlegen müssen, das Mehreinnahmen ermöglicht. Leicht falle es den Räten nie, Gebühren zu erhöhen und mehr Geld von den Bürgern zu nehmen. "Der Friedhof war ein Punkt, wo wir uns lange mit Gebührenerhöhungen zurückgehalten haben", sagte Rausch.In St. Wendel sei es viel billiger, aber da gebe es auch eine höhere Frequentierung. Tatsächlich kostet die Nutzung der Leichenhalle auf den Friedhöfen der Kreisstadt für die Aufbewahrung bis zur Bestattung 138 Euro (unabhängig von den Tagen). Für den Trauerraum am Tag der Beerdigung kommt eine Pauschale von 123 Euro hinzu. Eine Urnengrabstätte in einer Urnenstele/Urnenwand kostet einschließlich Pflege 1020 Euro. In der Gemeinde Namborn gab es mit Beginn des Jahres 2012 eine Gebührenerhöhung. Auch hier ging es um den Kostendeckungsgrad. Auf den Friedhöfen der Gemeinde zahlen Angehörige 100 Euro für die Trauerfeier in der Leichenhalle. Außerdem gibt es eine Drei-Tages-Pauschale inklusive Trauersaal für 300 Euro.

In der Gemeinde Nonnweiler kostet die Aufbewahrung eines Sarges in der Leichenhalle für vier Tage 300 Euro. Eine Urne kann hier bis zu zehn Tage stehen für eine Pauschale von 150 Euro. Ein Urnengrab in Dichtbelegung kostet hier 116 Euro. Wer auch die Pflege für das Grab wünscht, zahlt zusätzlich eine Gebühr von 416 Euro.

Die Zukunft wird zeigen, ob es auch in Oberthal einen Trend hin zur Urnenbestattung geben wird. Die Räte haben sich zunächst einmal entschieden, Urnen-Reihengräber anzubieten. Ob es eine Urnenwand geben wird, ist noch offen. "Wir haben als Verwaltung unsere Hausaufgaben gemacht. Baulich ist alles so angelegt, dass eine Urnenwand aufgestellt werden kann", erklärte Rausch.

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