Heringsessen in Gronig Toscani fordert Zusammenhalt der CDU-Familie

Gronig · Beim Heringsessen fand der Landtagspräsident klare Worte zu den Entwicklungen in der eigenen Partei und der Gesellschaft.

 Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) sprach beim Heringsessen in Gronig.

Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) sprach beim Heringsessen in Gronig.

Foto: Frank Faber

Sorge um die Entwicklung der Gesellschaft, aber auch der eigenen Partei, hierzu bezog Saar-Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) Stellung beim Heringsessen des Oberthaler CDU-Gemeindeverbandes. Der 53-Jährige beklagte vor 100 Parteifreunden, dass personelle Machtkämpfe oftmals mehr wahrgenommen würden als der Blick auf das Werteprogramm der Union. „Bundespolitisch geht es mehr um das eigene Ego als um die Partei“, rüffelte Toscani die nationale CDU-Spitze im Groniger Gasthaus Andler. 2020 sei ein ganz wichtiges Jahr, um die CDU-Familie zusammenzuhalten. Der Landtagsfraktion in Thüringen warf er vor, einen Zick-Zack-Kurs zu fahren und damit rund um die Landtagswahl ein pures Chaos verursacht zu haben. „Für die Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ist dadurch eine schwierige Situation entstanden“, meinte der Landtagspräsident.

Anschließend gab er sich staatsmännisch und referierte über die großen Herausforderungen, vor denen die CDU und Deutschland jetzt stünden. Toscani machte deutlich, dass die CDU nicht mit der AfD und den Linken zusammenarbeiten dürfe. „Es muss klar sein, dass wir auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes eine Zusammenarbeit ausschließen“, ging er von festen Prinzipien aus. Die AfD-Politiker Alexander Gauland und Björn Höcke stellte er wegen deren Äußerungen in die rechte Ecke und bezeichnete beide als „geistige Brandstifter“. Und dies, weil „sie das politische Klima in der Gesellschaft vergiften“. Deren politische Arbeit bewertete er als unfähig. „Die AfD redet nur über Probleme, gibt aber keine Antworten“, so Toscani, womit er lauten Beifall erntete. Denn die AfD wolle keine andere Politik, sondern ein anderes Land.

Bei den Linken sehe er das Gegenteil der sozialen Marktwirtschaft, die von der CDU verfolgt werde. „Die Linken wollen auch, dass Deutschland aus der Nato austritt und verharmlosen autonome Gewalt“, sagte Toscani kopfschüttelnd. Zu Koalitionen der Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen mit der Linkspartei meinte er: „SPD und Grüne sind auf dem linken Auge blind.“ Es sei ein großes Vakuum entstanden. „Mit politischer und geistiger Führung können wir die Lücke zwischen AfD und den Linken füllen“, sprach er an, dass die CDU viele Wähler zurückgewinnen muss.

Aber als Volkspartei der Mitte müsse die CDU künftig auch größere Fragen beantworten können. „Wie sichern wir das vereinte Europa? Wie werden wir weiter wirtschaftlich erfolgreich sein? Und wie wirken wir dem Klimawandel entgegen?“, blickte Toscani nach vorne. Seine strategischen Überlegungen gingen diesbezüglich mit der Taktik eines Fußballtrainers konform: „Teamspiel statt Egotrip“, lautete sein Erfolgsvorschlag.

Die mannschaftliche Geschlossenheit im Oberthaler Gemeindeverband lobte der Vorsitzende Dennis Meisberger. „Wir haben im vergangenen Jahr viel erreicht und wollen noch mehr erreichen“, spornte er seine Parteifreunde an. Die politische Arbeit sei auf den Säulen Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein aufgebaut. „Dass wir in Gronig nicht mehr die absolute Mehrheit im Ortsrat haben, schmerzt besonders. Im Vorfeld der Wahl haben wir taktische Fehler gemacht“, gestand Meisberger neben Erfolgen selbstkritisch einen Patzer. Doch er verdeutlichte: „Wir sind die gestaltende Partei in unserer Heimat.“ Dazu passten die Blasmusikklänge der Groniger Trachtenkapelle beim Heringsessen.

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