Nach der Rückkehr von der ISS Matthias Maurer im ARD-Morgenmagazin: So realisierte der Saar-Astronaut aus dem All den Ukraine-Krieg

Oberthal/Köln · Ab ins Weltall, dort ein halbes Jahr arbeiten und leben, dann zurück auf die Erde: Was macht das mit einem? Matthias Maurer aus Oberthal-Gronig sprach darüber am Dienstag im Morgenmagazin des Ersten.

 Saar-Astronaut Matthias Maurer im ARD-Morgenmagazin.

Saar-Astronaut Matthias Maurer im ARD-Morgenmagazin.

Foto: WDR/Screenshot: Matthias Zimmermann (hgn)

Für unzählige wissenschaftliche Projekte – Biologie, Medizin, Physik und künstliche Intelligenz – war Matthias Maurer auf der internationalen Raumstation (ISS) 400 Kilometer über der Erde verantwortlich. Seit seinem Start am 11. November war der Astronaut im Auftrag der europäischen Weltraumorganisation ESA ein halbes Jahr an Bord und arbeitete dort mit Kollegen zusammen. Doch zwischendurch hatte der Mann aus dem Oberthaler Ortsteil Gronig auch Zeit, sich seinen Planeten vom Arbeitsplatz im All aus anzusehen. Eine Perspektive, die nur den wenigsten vergönnt ist.

 Anne Planken und Til Nassif sprechen mit Saar-Astronauten Matthias Maurer (Bildmitte). der per Video zugeschaltet ist.

Anne Planken und Til Nassif sprechen mit Saar-Astronauten Matthias Maurer (Bildmitte). der per Video zugeschaltet ist.

Foto: WDR/Screenshot: Matthias Zimmermann (hgn)

Krieg in der Ukraine: Blick von der ISS auf das Land

Während seines Einsatzes brach der Krieg in der Ukraine aus. Aus dieser Höhe habe sich der 52-Jährige stark mit dem verbunden gefühlt, was auf der Erde passiert. Im Interview sagte er am Dienstag, 24. Mai, während des ARD-Morgenmagazins: „Das war mit bloßem Auge aus dem Weltraum ganz, ganz deutlich zu erkennen. Und in den Momenten habe ich mich dann eigentlich viel näher an dem Land gefühlt, als ich das wahrscheinlich von Deutschland aus gefühlt hätte.“

Rückker von Astronaut Matthias Maurer von der ISS zur Erde in Bildern
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Saar-Astronaut Matthias Maurer auf der Rückkehr aus dem Weltall zur Erde

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Foto: Nasa/Screenshot: Matthias Zimmermann (hgn)

So habe er mit bloßem Auge in der Nacht Raketeneinschläge beobachten können. Rauchsäulen standen tagsüber über dem Land.

Kurz nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar habe sich die Lage von der ISS aus, die alle 90 Minuten die Erde einmal umrundet, folgendermaßen für ihn dargestellt: „Am Anfang war es so, dass das Land nachts ganz dunkel wurde, also die ganze Beleuchtung der Städte wurde reduziert. Man hat eigentlich nur noch Kiew erkannt, und außenrum das ganze Land war ganz dunkelschwarz.“ Später dann sei ihm bewusst geworden, dass es sich bei den nächtlichen Blitzen um Einschläge gehandelt habe.

Für das Team an Bord der ISS habe festgestanden: „Wir alle finden, dass ganz schreckliche Dinge passieren in der Ukraine.“ Streit habe es deswegen nicht gegeben. Auf der Raumstation waren unter anderem Vertreter aus Russland.

Die Mannschaft sei ein „eingeschworenes Team“ gewesen, das sich bereits vor dem Einsatz lange gekannt habe. Den Krieg auf der Erde habe die Crew „sehr behutsam“ angesprochen. Keiner habe das, was in der Ukraine geschieht, unterstützt. Der Zusammenhalt habe bestens funktioniert. „Wir sind nicht nur Kollegen, sondern bis heute beste Freunde.“

In der Raumstation wurde ihm bewusst: „Wir da oben konnten nur unsere Arbeit erledigen und die Herausforderungen unserer Raumstation meistern, wenn wir 100 Prozent zusammenhalten.“ Beim Blick auf die Erde: Sie ist auch nur wie ein Raumschiff. „Mit unserem Verständnis aus dem Weltraum heraus fragen wir uns: Warum halten wir Menschen nicht zusammen?“

Maurer war mit einem Raumschiff am 6. Mai mit drei US-Kollegen zurückgekehrt. Seine Kapsel stürzte planmäßig vor der Küste Floridas in den Golf von Mexiko.

Schwerkraft: Gleichgewichtsorgan spielt bei Rückkehr auf die Erde verrückt

Anschließend habe der Saar-Astronaut, der zwölfte Deutsche im All, bemerkt, was ein halbes Jahr in der Schwerelosigkeit mit dem Körper anstellen. Maurer in der ARD: „Beim Start ist man noch voll an die Schwerkraft gewöhnt.“ Dabei erhöhe sich durch den Raketenschub und die dadurch resultierende Beschleunigung das eigene Körpergewicht auf das Vierfache. „Das kann man dann noch gut wegstecken.“ Nach sechs Monaten ohne Schwerkraft wirke sie dann bei der Landung „wie das Doppelte“.

Helfer hatten nach der Landung die Weltraumbummler aus der Kapsel auf ein Schiff getragen. „Es ist erst mal vieles anders. Man hat keinen Gleichgewichtssinn mehr.“ Denn das Gleichgewichtsorgan funktioniere im Weltraum nicht. „Ich musste es erst mal wieder lernen. Das hat die ersten fünf Tage gedauert.“ Außerdem gebe es eine „Flüssigkeitsumlagerung“: Kehrt der Astronaut auf die Erde zurück, fließe sie zurück in die Beine. Dann könne der Betroffene leicht umkippen, weil der Kreislauf nicht mitspielt.

Den sechsminütigen Beitrag mit dem Matthias-Maurer-Interview gibt es in der ARD-Mediathek.

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