Oberthal begrüßt Flüchtlinge auf Arabisch

Oberthal · Flüchtlinge unterbringen, Hilfestellung leisten, die Integration fördern: Für die Gemeinden im Landkreis St. Wendel gilt es einiges zu schultern. Wir fragen nach, wie die Verwaltungen mit den Mehrbelastungen klar kommen und wo es hakt. Dieses Mal im Gespräch mit Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch.

 Koch Jamal Alhariri (links) mit seinen Helferinnen Niroz und Abla. Vergangenen November haben die syrischen Flüchtlinge in Gronig beim Fest der Begegnung für die Bürger gekocht. Foto: Archiv/B&K

Koch Jamal Alhariri (links) mit seinen Helferinnen Niroz und Abla. Vergangenen November haben die syrischen Flüchtlinge in Gronig beim Fest der Begegnung für die Bürger gekocht. Foto: Archiv/B&K

Foto: Archiv/B&K

Gebäudeverwaltung, Hochbau - das ist eigentlich das Beschäftigungsfeld von Peter Müller . Doch momentan ist der Oberthaler Rathaus-Mitarbeiter verstärkt unterwegs, um Wohnungen zu besichtigen, oder er ordert per Telefon neue Betten. Fünf bis sechs Stunden pro Tag beschäftigt ihn die Flüchtlingswelle, schätzt Müller. In dieser Woche kommen wieder vier Syrer in der Gemeinde an. Für sie muss alles vorbereitet sein.

Begrüßt werden sie dann in ihrer Muttersprache - und zwar von Riagab Nadi. Der Ägypter ist der Neue im Team der Verwaltung. Seit Mitte August hat er eine halbe Stelle. Die ist zunächst auf zwei Jahre befristet. "Er ist derjenige, der die Flüchtlinge in Empfang nimmt. Das große Plus dabei: Er spricht ihre Sprache", sagt Bürgermeister Stephan Rausch (CDU ). Der Verwaltungschef hat den Ägypter vor einem Jahr bei einer vorweihnachtlichen Veranstaltung kennen gelernt. Ein Glücksfall. Denn heute sagt Rausch: "Wir merken, wie wichtig der Schritt war, ihn einzustellen."

Es vergehe kein Tag, an dem das Thema Flüchtlinge nicht auf der Agenda stehe. "Das ist Chefsache", betont Rausch. Die Neuankömmlinge in dieser Woche nicht eingerechnet, kamen bislang 71 Flüchtlinge nach Oberthal . Geblieben sind 57. Da die 54 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge , die im Max-Braun-Zentrum in Steinberg-Deckenhardt untergebracht sind, unter Vormundschaft des Kreisjugendamtes in Saarlouis stehen (wir berichteten), tauchen sie in der Statistik der Gemeinde Oberthal nicht auf.

Trotz eines immensen Verwaltungsaufwands zieht Rausch in Sachen Flüchtlinge eine positive Bilanz: Alles laufe soweit gut. Das hänge auch mit dem ehrenamtlichen Engagement zusammen. "Von der ersten Minute an ist die Arbeit der Ehrenämter gut gelaufen". Ohne sie ginge nichts. Auch die Kirche habe sich stark eingebracht.

So blickt Rausch mit einer gewissen Gelassenheit auf den Rest des Jahres. Bis Dezember werden der Gemeinde noch 30 Flüchtlinge zugewiesen. Sie adäquat unterzubringen, wird funktionieren. Denn die Gemeinde hat bereits zwei Wohnhäuser gekauft. Bei einem weiteren ist sich Rausch gerade mit den Eigentümern einig geworden. "An einem vierten Objekt sind wir dran." All diese leerstehenden Immobilien sind in Oberthal . Bei einer künftigen Nutzung könnte diese zentrale Lage eine Rolle spielen. "Wir denken an die kommenden Jahre und daran, inwieweit die Häuser weiter verwendet werden können", sagt der Bürgermeister. Deshalb kaufe die Gemeinde Gebäude, die in Sanierungsgebieten stehen.
Familien favorisiert

Auch wenn sich Rausch bis Ende des Jahres keine Sorgen bezüglich der Flüchtlingsproblematik macht, möchte er vorbereitet sein fürs neue Jahr. Nach aktueller Schätzung müsse Oberthal 2016 rund 140 Vertriebene aufnehmen. Doch diese Zahl könne sich rasch ändern. Zum Beispiel auch, wenn es zu Familienzusammenführungen kommt. In der Gemeinde Oberthal wohnen etliche junge Männer. Sie könnten noch Familie in Syrien haben, die irgendwann nachkommt. "Jeder Bürgermeister hofft, dass ihm Familien zugewiesen werden", gesteht Rausch. Das gebe eine gewisse Planungssicherheit.

Der Verwaltungschef spricht von einer großen Herzlichkeit und Freundlichkeit unter den Syrern. Eine vor dem Krieg in der Heimat geflohene Frau sei inzwischen anerkannt und habe Arbeit gefunden. Ein Beispiel für erfolgreiche Integration. Dass es kurz nach der Ankunft der Flüchtlinge in der Fremde auch mal zu kleineren Problemen kommen kann, musste die Gemeindeverwaltung jetzt erstmals erfahren. Zwei syrischen Familien mit Kindern im gleichen Alter wurde eine Unterkunft zugewiesen. Das müsse doch passen, war die Auffassung im Rathaus. Doch das Gegenteil sei der Fall. Die Familien kommen gar nicht miteinander klar. Deshalb sorgt die Gemeinde jetzt für getrennte Unterkünfte. Ein Einzelfall, wie Rausch betont. "Wenn es irgendwo hakt, kümmern wir uns."

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