Dürre bringt Kreis-Bauern in Not

Oberthal · Große Sorgenfalten bei den Landwirten im Kreis: schwache Ernte, sinkende Erzeugerpreise. Darüber klagte der Bauern-Kreisverband St. Wendel bei seiner Versammlung im Oberthaler Landgasthof Rauber.

 Ziehen eine ernüchternde Bilanz: Geschäftsführer Hans Lauer, Kreis-Chef Peter Scherer und der Präsident des Bauernverbandes Saar, Klaus Fontaine (von links). Foto: Faber

Ziehen eine ernüchternde Bilanz: Geschäftsführer Hans Lauer, Kreis-Chef Peter Scherer und der Präsident des Bauernverbandes Saar, Klaus Fontaine (von links). Foto: Faber

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Der Präsident des Bauernverbandes Saar, Klaus Fontaine, schlug Alarm. "Die Erlössituation deckt nicht die Kosten", sagte Fontaine bei der Versammlung der Landwirte im Kreis St. Wendel. Einer der dafür verantwortlichen Faktoren sei die viel zu trockene Witterung des zu Ende gehenden Jahres gewesen.

"Die geringen Futtermengen als Wintervorräte sind für die Vieh haltenden Betriebe eine Katastrophe", klagte der Bauern-Kreischef Peter Scherer. Die Getreideernte bewertete er als "überraschend gut", auch wenn der Ertrag unter dem Durchschnitt ausgefallen sei. Das größere Problem bedeuten stetig sinkende Erzeugerpreise . Dazu Milchbauer Scherer: "Der Erzeugerpreis für einen Liter Milch ist um mehr als zehn Cent gesunken", berichtete er. Der Erzeugerpreis hat sich bei 28,5 Cent stabilisiert, zu wenig nicht nur für die St. Wendeler Landwirte. Die europäischen Milchbauern wollen keine Subventionen, sondern faire Produktionsbedingungen, die vor allem Familienbetrieben die Existenz sichern können. Zudem ging 2015 der Preisverfall bei Schweinefleisch und Rindfleisch weiter. "Es ist für uns eine schwierige Situation, wir müssen alle Register ziehen, um klarzukommen", meinte der Landwirt aus Niederlinxweiler. Wobei für einige seiner Kollegen nur der Gang zum Kundenberater beim Kreditinstitut übrig bleiben würde.

"Es gibt aber auch ein wenig Licht am Horizont", machte Scherer der Versammlung Mut. Mit Beginn der Getreideernte sei der Preis gefallen, für den Doppelzentner erhalte der Bauer nun 16 Euro. "Das Auf und Ab der Preise macht uns enorme Probleme", schlossen sich Fontaine Ausführungen nahtlos an die von Vorredner Scherer. Der Chef der Saar-Landwirte nahm die europäische Agrarpolitik aufs Korn. "Die Globalisierung ist voll in die Landwirtschaft eingeschlagen", stellte Fontaine fest. Das Russland-Embargo, die Krise in der Ukraine, gar der Krieg in Syrien seien auf sinkende Preise zurückzuführen, "Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird weiter erfolgen", so der Saarwellinger. Deshalb müsse gesellschaftspolitisch gehandelt werden und im Saarland die Ausgleichszahlung für benachteiligte Gebiete wieder eingeführt werden.

Auch die Zahl der erwerbstätigen Landwirte im Saarland ist rückläufig. "Wir entwickeln uns zu einer Minderheit und müssen dafür kämpfen, wenn wir die von uns geforderten Maßnahmen erreichen wollen", appellierte Fontaine an die Versammlung der Bauern aus dem Kreis. Er forderte eine Steuersenkung beim Agrardiesel und sprach das EU-Liquiditätshilfeprogramm in seinem Situationsbericht an. Ein Dorn im Auge ist Fontaine der Bau von Feldwegen, die nur nach touristischen Gesichtspunkten angelegt würden und kommentierte kopfschüttelnd den Maßnahmenkatalog bei den Wasserrichtlinien. "Mittlerweile entwickeln wir uns zu einem Kontrollstaat", meinte der Präsident. Scherers Verbesserungsvorschlag lautete dagegen: "Den Mehrwertsteuersatz bei Lebensmittel zu erhöhen, das kommt eins zu eins bei der Landwirtschaft an". Des Weiteren referierte Sebastian Jung über die Liquiditätssicherung in der Landwirtschaft, Alexander Welsch beleuchtete die Wasserrahmenrichtlinie und Düngeverordnung.

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