Baufortschritte Auf den Spuren des roten Bands

Oberthal · Schon einiges ist beim Großprojekt Imweiler Wies realisiert worden. Die SZ auf Baustellen-Besuch in der Oberthaler Ortsmitte.

 Blick vom Damm ins Gelände samt Biotop. Noch sind die Kokosmatten sichtbar. Geplant ist, dass die Pflanzen des Biotops den Hang entlang wachsen und somit begrünen.

Blick vom Damm ins Gelände samt Biotop. Noch sind die Kokosmatten sichtbar. Geplant ist, dass die Pflanzen des Biotops den Hang entlang wachsen und somit begrünen.

Foto: Evelyn Schneider

Das rote Band aus Steinen zeigt bereits den Verlauf des Weges an, der Rahmen des Landschaftsfensters steht, der Damm zum Schutz gegen Hochwasser erhebt sich vom Boden. Nach Jahren der Planung und einer Reihe von Präsentationen von dem, was einmal entstehen soll, hat das Großprojekt Imweiler Wies inzwischen deutlich Form angenommen. Anvisiertes Ziel ist es, im nächsten Jahr die Kombination aus Radweg, Hochwasserschutz und Wassergarten zu präsentieren. Damit niemand diese Vorgabe vergisst, wurde sie vorsorglich schon einmal in Stein gemeißelt: Die Inschrift „Imweiler Wies 2019“ ziert einen roten Stein am einstigen Areal Weber an der Oberthaler Poststraße. Hier startet der Rundgang übers Baugelände.

An diesem Nachmittag sind mehrere Bagger am Werk, bewegen Erdmassen am Ende des Weges oder schweres Arbeitsgerät. Tiefschwarz funkelt der frische Asphalt in der Sonne. Die Straße, die zu der Investorenfläche führt, auf der ein Gebäudekomplex mit Eigentumswohnungen errichtet wird, ist bereits fertig. Auch ein Teil des Radwegs hat eine erste Asphaltschicht bekommen. Oberthals Bürgermeister Stephan Rausch (CDU) deutet auf das Café an der Poststraße. Neben dem Gebäude werden eine kleine Terrasse und Parkplätze gepflastert.

Etwas weiter hinten, wo jetzt noch Steine, Erdmasse und Geröll liegen, entsteht der Wassergarten mit Teich, Steg, Trittsteinen und Sitzmöglichkeiten. „Auch für eine Tobewiese für die Kinder wird wohl noch Platz sein“, sagt Paul Usner, Projektleiter von der Wasser- und Energieversorgung Kreis St. Wendel (WVW). Diese Wiese möchte der Bürgermeister mit ein, zwei Spielgeräten bestücken.

Zur linken Seite hin wird das Areal von einer hohen Mauer flankiert. Davor sollen Vitrinen stehen, die als Schaukästen fungieren und mit Informationen rund um Veranstaltungen und Vereinsleben bestückt werden. Für die Mauer selbst, die teilweise in einem schlechten Zustand ist, habe es mehrere Überlegungen gegeben. Auch der Abriss sei diskutiert worden. Jetzt haben sich die Gemeinde und der Eigentümer darauf verständigt, das Mauerwerk zu erhalten. Letzterer übernimmt die Kosten für dessen Sanierung, wobei die öffentliche Hand sich mit 40 Prozent daran beteiligt.

Es geht weiter den Radweg entlang, der langsam etwas ansteigt. „Unter uns rauscht übrigens der Bach durch“, merkt Paul Usner an. 4,3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen durch neue, große Rohre. Das flüssige Element war es, das überhaupt erst die Planungen zu diesem Großprojekt mit einem Volumen von etwas mehr als vier Millionen Euro (finanziert mit Zuschüssen von Bund, Land, Landkreis und Eigenmitteln der Gemeinde) ins Rollen brachte. Es ging zunächst nur um den Schutz für den Ortskern vor Hochwasser. Die kreativen Ideen, die nun umgesetzt werden, kamen erst mit der Zeit hinzu. So wird nun die Pflicht mit der Kür verbunden.

Doch auch die Pflicht kann sich sehen lassen. Als wäre er schon immer da gewesen, fügt sich der Schutzdamm in das Landschaftsbild ein. Vier Meter misst er an der höchsten Stelle, was kaum auffällt. „Er ist ausgelegt auf ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasser“, erläutert Usner. Sollte ein noch schlimmeres als das angenommene Unwetter eintreten, kann das Wasser gezielt in die Fläche ablaufen, damit keine Gefahr eines Dammbruchs besteht. Die aufgeschüttete Erdmasse ist mit Kokosmatten überzogen, in denen sich Saatgut befindet. „Das wächst direkt an und gibt dem Boden mehr Stabilität“, so Usner. Außerdem soll sich das Biotop am Fuß des Damms ausbreiten, sodass schnell alles begrünt ist und die Erhebung noch natürlicher wirkt als jetzt.

Eine Treppe führt vom Damm zur Wiese. Dort ist der Bach wieder sichtbar, fließt in einen Schacht und verschwindet in den Rohren. Seinen Weg dorthin hat er sich übrigens selbst gewählt. Lediglich der Start wurde von Menschenhand vorgegeben. Usner deutet auf eine Brücke am Weg. Von dort aus wurde das Gewässer in Richtung Damm gelenkt. Außerdem wird an dieser Stelle später das Wasser für den Teich im Garten entnommen.

Das rote Band weist weiter den Weg. Die rechteckigen Steinplatten stammen aus einem Betonwerk aus Bayern. Noch sind sie teils mit einem Zementschleier überzogen. Der werde noch weggeätzt, damit der Rotton richtig zur Geltung kommt.

Es geht vorbei an einem Stall samt Schäfchen. „Dieser wird noch umgestaltet“, verrät Rausch. Mit Holzverkleidung soll gearbeitet werden. So können die künftigen Spaziergänger die tierischen Bewohner entlang des Wegs grüßen. Auch ganz besondere gefiederte Zeitgenossen könnten hier in der Talaue ein neues Zuhause finden. Usner deutet auf einen alten Strommast, der bewusst inmitten der Wiese stehen gelassen wurde. Darauf könnte ein Horst für Störche entstehen.

Besondere Aufmerksamkeit zieht das rote Band an jener Stelle auf sich, wenn es in die Höhe ragt. So bildet es den Rahmen für eine künftige Schaukel und wird zum Landschaftsfenster. Zwei solcher Einbuchtungen entlang des etwa 700 Meter langen Radwegs wird es geben.

 Stephan Rausch am Biotop mit ein wenig Wasser des Imweiler Bachs, der an dieser Stelle in einen Schacht fließt.

Stephan Rausch am Biotop mit ein wenig Wasser des Imweiler Bachs, der an dieser Stelle in einen Schacht fließt.

Foto: Evelyn Schneider
 Von dieser Stelle aus wurde der Bach in Richtung Talaue gelenkt. Von da aus bahnte er sich selbstständig sein Bett.

Von dieser Stelle aus wurde der Bach in Richtung Talaue gelenkt. Von da aus bahnte er sich selbstständig sein Bett.

Foto: Evelyn Schneider
 Eine der Einbuchtungen am Weg. Links wird eine Schaukel eingehängt, rechts ist das Landschaftsfenster.

Eine der Einbuchtungen am Weg. Links wird eine Schaukel eingehängt, rechts ist das Landschaftsfenster.

Foto: Evelyn Schneider
 Hier ist der Weg noch ohne Asphalt. Es wird kräftig gearbeitet.

Hier ist der Weg noch ohne Asphalt. Es wird kräftig gearbeitet.

Foto: Evelyn Schneider
 Paul Usner von der WVW mit Bürgermeister Stephan Rausch.

Paul Usner von der WVW mit Bürgermeister Stephan Rausch.

Foto: Evelyn Schneider
 Das Datum der Fertigstellung ist bereits graviert.

Das Datum der Fertigstellung ist bereits graviert.

Foto: Evelyn Schneider

Während die erste schon in der Form grob zu erkennen ist, ist bei der zweiten Ruhestation lediglich der benötigte Platz markiert. Flankiert wird der Weg auf einer Seite von 70 Bäumen. Diese sind noch nicht eingepflanzt. Es gibt eben noch einiges zu tun, bis die Menschen aus der Gemeinde Oberthal offiziell über den Radweg und eines der größten Projekte in ihrer Heimat flanieren können.

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