War Spätzrech heiliger Pilgerort?

Schwarzenbach · War der gallo-römische Umgangstempel auf dem Flur Spätzrech bei Schwarzenbach seinerzeit ein Pilgerheiligtum für den Heilgott Mars Cnabetius? Daniel Burger von der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt am Main äußerte während seines Vortrages im Schwarzenbacher Kolpinghaus Vermutungen um einen ehemals dort ansässigen Heilkult.

 Sabine Hornung von der Universität Mainz.

Sabine Hornung von der Universität Mainz.

 Daniel Burger stellte Ergebnisse vor. Fotos: Faber

Daniel Burger stellte Ergebnisse vor. Fotos: Faber

Mit Sabine Hornung, Ayla Jung und Daniel Burger stellten gleich drei Experten im Schwarzenbacher Kolpinghaus die Ergebnisse der nun bereits 30-jährigen Forschung auf der römischen Fundstelle Spätzrech bei Schwarzenbach vor.

Mittels Prospektionen und Grabungen, so Burger, könnte in unmittelbarer Umgebung des Tempels ein Siedlungsareal von 21 Hektar und verarbeitendes Handwerk nachgewiesen werden. Die Mauer mit einer Seitenlänge von 125 mal 100 Meter umfasse ein Areal von 1,2 Hektar "Der Umgangstempel gehört zu den größten gallo-römischen Heiligtümern im Trevererland", betonte der Referent Burger. Mit einem Verhältnis von 47 Prozent spätlatenézeitlicher zu 43 Prozent römischer Gefäßkeramik liegt für den Spätzrech ein ungemein hohes Fundaufkommen späteisenzeitlicher Keramik vor. "Was auf die Bedeutung des Siedlungsplatzes im ersten Jahrhundert vor Christus schließen lässt", meinte Burger.

Zweifelsohne zu den wichtigsten Funden zählt eine bronzene Weihetafel mit Inschrift (lateinisch: Tabula ansata), die südlich des Tempelareals gefunden wurde. Die Übersetzung der Inschrift lautet: "Dem Mars Cnabetius hat G(aius) Elvon(ius) Caddimarus (eine Weihung dargebracht)". Die Inschrift könnte aus den Jahren 260 bis 273/274 datieren. "Der Gott Cnabetius ist mit drei weiteren Weihungen in Tholey, Hüttigweiler und Wahlschied belegt", ergänzte Burger. Die genannten Weihungen, so schlussfolgerte er, ließen einen Heilkult auf dem Spätzrech vermuten. Beim derzeitigen Forschungsstand müsse jedoch offenbleiben, ob die freie Temenosfläche (heilige Fläche) mit Läden oder Unterkünften für Pilger bebaut war. "Die Ausdehnung der Anlage, wie die sich abzeichnenden weiteren Bebauungen lassen jedoch eine größere regionale Bedeutung des Tempelbezirks vermuten", meinte Burger.

Seine Kollegin Ayla Jung (Institut für Altertumswissenschaften an der Uni Mainz) ging bei der Bebauung neben dem Tempel von einem bis zu acht Hektar großem Siedlungsareal plus Wirtschaftsgebäude aus. Eine entdeckte Wasserleitung deutete auf eine gute Anbindung an das Straßennetz Trier/St. Wendel, die Keramikfunde auf eine Pilgerstätte hin. Die Aufgabe des Tempels habe Ende des vierten Jahrhunderts stattgefunden.

Sabine Hornung von der Uni Mainz stellte einige Vergleiche im Wandel in der Besiedlung im Umfeld des Tempels an. Durch die direkte Straßenanbindung könnte der Vicus Spätzrech, der spätere Nachfolger des 1,3 Kilometer entfernten keltischen Oppidums in Otzenhausen gewesen sein, so Hornung. Vom Römerlager in Hermeskeil sei der Ringwall kontrolliert, Hinweise auf militärische Auseinandersetzungen würden fehlen. Festgestellt habe man einen Besiedlungsbruch von 50 bis 100 Jahre. "Vielleicht haben die Menschen den Keltenring verlassen, um sich an anderer Stelle niederzulassen", erklärte sie. Nicht näher definiert werden könnte der spätkeltische Fundhorizont, der scheinbar mit etwas Verzögerung nach der Aufgabe des Oppidums Keltischer Ringwall beginnt, resümierte Jung. Mit der ersten Bauphase am Spätzrech sei vermutlich Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus begonnen worden.

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