Vom Kreuzzug bis zur Schreckensherrschaft des IS

Otzenhausen · Kriege in der Geschichte Europas und ihre Legitimation sind das Thema einer Tagung. Ab dem kommenden Donnerstag sprechen Experten drei Tage lang über kriegerische Handlungen, von der Zeit vor Christus bis hin zu aktuellen Geschehnissen in Syrien und dem Irak.

Wie legitimieren Staaten kriegerische Handlungen? Welche Rolle spielen dabei etwa Religionen oder nationales Gedankengut? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Forscher vom Donnerstag, 9. April, bis Samstag, 11. April, auf der Tagung "Kriegslegitimationen in der europäischen Geschichte" an der Europäischen Akademie in Otzenhausen .

Unter anderem spricht der Nahost-Experte Bruno Schirra über die IS-Terrormiliz, von deren Schreckensherrschaft er sich in Syrien und dem Irak ein Bild gemacht hat. Geleitet wird der Kongress in der Europäischen Akademie Otzenhausen von Professor Wolfgang Behringer und Michael Jung vom Zentrum für Historische Europastudien Saar-Uni. Teilnehmen kann jeder Interessierte. Die Tagungsgebühr beträgt 80 Euro. Studenten zahlen 35 Euro. Ihnen wird die Tagung als Lehrveranstaltung anerkannt.

Kriegs- und Freiheitsrhetorik

Auch weitere Referenten werden bei der Tagung auf die Bedeutung der Religion bei kriegerischen Auseinandersetzungen eingehen: Professor Peter Thorau von der Saar-Uni wird über Kreuzzug und Dschihad sprechen. Ferner referiert der Saarbrücker Historiker August H. Leugers-Scherzberg über die Rolle der Religion bei Kriegsausbrüchen des 20. Jahrhunderts in Europa. Ulrike Stölting geht darauf ein, wie die Anschläge auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 die religiöse Kriegsrhetorik haben aufleben lassen.

Ein Vortrag beschäftigt sich mit den Kriegen zwischen den Griechen und Persern im fünften Jahrhundert vor Christus. Die Freiheitsrhetorik ist seit der Französischen Revolution immer wieder aufgenommen worden, wie Professor Klaus Ries zeigen wird. Auf diesen Freiheitsaspekt bei den italienischen Einigungskriegen wird auch Professorin Gabriele Clemens eingehen. Wie die verschiedenen Weltanschauungen der Kriegsgegner zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrugen, erläutert Privatdozent Stefan Gerber von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

Geschichte der Rechtfertigung

Zudem erklärt Professor Wolfgang Burgdorf, wie Friedrich der Große 1740 einen Krieg gegen Österreich rechtfertigte. Über die machtpolitischen Gründe des Niederländischen Kriegs Ludwigs XIV. im Jahr 1672 spricht darüber hinaus Professor Ralf-Peter Fuchs von der Universität Duisburg-Essen.

"Dieses Beispiel, aber auch diejenigen aus der Antike zeigen, dass Herrscher und Staaten es schon früh als notwendig erachtet haben, ihre Kriege der Bevölkerung gegenüber zu rechtfertigen", sagt Behringer. Dies stehe im Gegensatz zu der vom Soziologen Professor Jürgen Habermas aufgestellten These, dass sich eine kritische Öffentlichkeit erst im 18. Jahrhundert etabliert habe, so der Professor weiter.

Anmeldung per E-Mail unter info@eao-otzenhausen.de oder zheus@uni-saarland.de.

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