Vom alten Rom ins Mittelalter

Otzenhausen · Zu den zweiten Archäologentagen strömten wieder zahlreiche Altertumsforscher, Geologen und Laien in die Europäische Akademie von Otzenhausen. In 19 Vorträgen wurden die Besucher über den aktuellen Stand der Forschung in der Großregion informiert und über laufende Projekte in Kenntnis gesetzt.

 Die Archäologentage an der Europäischen Akademie lockten das Publikum an. Foto: Ames

Die Archäologentage an der Europäischen Akademie lockten das Publikum an. Foto: Ames

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Die Großregion Saarlorlux, Rheinland-Pfalz, Elsass und Wallonie ist gekennzeichnet von einem reichen Schatz römischer Kulturhinterlassenschaft. Stefan Seiler von der Universität Trier referierte über die reiche Villenlandschaft im Trierer Land während der römischen Kaiserzeit. "Die römische Kaiserzeit ist von einem deutlichen Wirtschaftswachstum geprägt", berichtete er. Das zeige sich beispielsweise an der Großvilla von Wittlich, mit prachtvoller Marmorbekleidung und Mosaik-Reliefs. Am häufigsten sei der gängige Typ der Resalitvillen mit zentraler Wohneinheit anzutreffen. Seiler stellte für seine Dissertation einen Katalogband mit dem verfügbaren archäologischen Villenbefund zusammen.

Wie lebten römische Industrielle? Darüber gab Angelika Hunold vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) anhand der Osteifel Auskunft. Dort hat die Vulkanaktivität reiche Basalt- und Tuffsteinvorkommen geschaffen, die bereits Hunderte Jahre vor der römischen Herrschaft (zwischen dem ersten und vierten Jahrhundert nach Christus) abgebaut wurden. Hunold: "Die Bausteine gelangten über den Fernhandel in weite Teile Europas" - von den englischen Inseln bis ins Alpengebiet. Im Untertagebau bei Kruft seien zwei Millionen Tonnen Tuffstein abgebaut worden, der über die kleinen Flüsse nach Andernach auf den Rhein gelangte. Dies sorgte bei den Steinbruchbesitzern und Minenbesitzern für Wohlstand, auszumachen an vier Villen, deren Landgut zu klein war, um ausschließlich der Landwirtschaft zu dienen. "Für die Versorgung der vielen Arbeiter wurde Nahrung in die Region importiert", berichtet Hunold. In Mayen habe sich ein Handwerkerviertel entwickelt; sieben Mühlsteinwerkstätten seien nachgewiesen worden.

"Die Archäologentage in Otzenhausen sollen dazu dienen, voneinander zu lernen", berichtete Stefan Mörsdorf , Geschäftsführer der Europäischen Akademie Otzenhausen . Er freute sich darüber, dass für die zweite Tagung dieser Art eine Zusammenarbeit mit dem Metzer Institut Inrap (Institut national de recherches archéologiques préventives) und dem SRA (Service Régional de l'Archéologie) zustande kam.

Vernetzung über die Grenzen

Mörsdorf lobte die guten Strukturen im Nachbarland. "Die Tagung bietet eine gute Möglichkeit der Vernetzung", sagte Inrap-Direktor Claude Gitta. Magister und Doktoranden bekämen in Otzenhausen die Möglichkeit, ihre Forschungen einem größeren Publikum vorzustellen und Kontakte über die Grenzen hinweg zu knüpfen. Zudem hatten Laien und Heimatforscher die Chance, sich mit den Wissenschaftlern auszutauschen.

Insgesamt wurden 19 Vorträge am Freitag und Samstag gehalten. Die Referenten stammten aus allen Teilen der Großregion. Der Themenschwerpunkt des ersten Tages drehte sich um das römische Erbe. Der Samstag stand im Zeichen des Keltentums und des Mittelalters. Am Sonntag ging es zur Exkursion in den europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim und anschließend nach Metz. Am Rande der Archäologentage wurde das Tagungsbuch des vergangenen Jahres vorgestellt. Darin sind auf 300 Seiten alle Vorträge mit zahlreichen Bildern und Karten nachzulesen. Es kostet 25 Euro und ist in der Bücherei der Europäischen Akademie erhältlich. Auch für die zweiten Archäologentage wird wieder ein Sitzungsbuch aufgelegt und im Laufe des Jahres veröffentlicht.

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