Schwelgen in Nagel-Nostalgie

Sitzerath/Gusenburg. In Gusenburg, unweit von Sitzerath und Bierfeld gelegen, war das Fertigen von Nägeln verschiedener Art bis in die 1930er Jahre eine wichtige Einnahmequelle. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren in dem Ort noch 35 Nagelschmieden registriert

Sitzerath/Gusenburg. In Gusenburg, unweit von Sitzerath und Bierfeld gelegen, war das Fertigen von Nägeln verschiedener Art bis in die 1930er Jahre eine wichtige Einnahmequelle. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren in dem Ort noch 35 Nagelschmieden registriert. Der Lohn für die Arbeit in den Saargruben und -hütten, in der Land- und Waldwirtschaft reichte nicht aus, um die großen Familien zu ernähren. In vielen Regionen wurden damals fast schon vergessene Heimarbeiten und Hausindustrien zum Verbessern des Lebensstandards reaktiviert. Im Hochwald waren das primär die stillgelegten Nagelschmieden, in denen das Feuer frisch entfacht wurde. Die Qualität der Hochwälder Nägel wird in alten Niederschriften als "hervorragend" gewertet. Ein zum Teil unseriöser Zwischenhandel, gemeint sind so genannte "Hausierer", schmälerte vorübergehend den Gewinn der häuslichen Nagel-Produzenten. In Hermeskeil begegnete man dieser Entwicklung mit der Gründung einer Nagelschmiede-Genossenschaft, die dem Vertrieb der Nägel weitgehend reelle Züge gab. Struktur und Geschäftswesen der Genossenschaft sind in der vom Verein für Heimatkunde Nonnweiler e.V. herausgegebenen Schrift "Die Nagelschmiede-Industrie im Hochwald" (156 Seiten, Autor Helmut Weiler) gut verständlich dargestellt. In Erinnerung an den Nagel-Boom im vorletzten und letzten Jahrhundert hat der Hermeskeiler Verein "Die Luftschnapper" im Stadtteil Berg, von dessen Bewohnern viele Männer das Nagel-Feuer schürten, den früheren Schmieden ein Denkmal gesetzt. Die steinerne Skulptur zeigt einen Mann mit Hammer über dem Amboss und zwei Hunde, die das große Schmiederad in Bewegung halten. 1891 war auch in Nonnweiler eine Genossenschaft der Nagelschmiede gegründet worden. Das Gründungskapital, so hat der Buchautor ermittelt, wurde bei der heimischen Spar- und Darlehenskasse und der landwirtschaftlichen Bank in Trier "zu einem Zinssatz von fünf Prozent aufgenommen".Das Interesse ist großLang, lang ist es her. Die Erinnerung an die mühselige Nagelproduktion der Vorfahren wird wach gehalten. Das Interesse ist groß, wenn zum Beispiel die historische Schmiede im Haus des Obst- und Gartenbauvereins Sitzerath Betriebstag hat. Über diese Schiene wollen auch andere Orte der Region einen festen Platz in ihrer Vergangenheit bewahren. Das berufliche Leben der Vorfahren soll in die Gegenwart zurückgeholt, das Inventar der Nagel-Nostalgie erhalten bleiben. Alte Schmiede mit neuen Nagel-Effekten in Sitzerath, Nagelschmied-Denkmal in Gusenburg. Interesse ist hüben wie drüben vorhanden. Das schmucke Stück auf dem Dorfplatz des Ortes in der Verbandsgemeinde Hermeskeil erinnert an die Doppelfunktion des einstigen Handwerks: Das Schmieden von Nägeln in unterschiedlicher Art war Geschäft und Kunst. In Gusenburg spricht man von einem "Kunstwerk aus Eisen und Stahl". Das vom Künstler Werner Bitzigeio aus Winterspelt hergestellte Industriedenkmal soll den Besuchern Anschauungsunterricht über den Arbeitsalltag der Vorfahren geben. Die Hochwälder Eisenschmelzen und Hammerwerke waren Rohstofflieferanten. Beispiele: Die Hubertushütte unterhalb von Bierfeld im Löstertal, die Mariahütte, der Nonnweiler und der Züscher Hammer sowie die Abentheuer-Hütte unweit von Birkenfeld.

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